Gedächtniskirche

Wein, auf den sich in Speyer bauen lässt

Um Gelder für den Erhalt der Gedächtniskirche in Speyer zu sammeln, hat der Bauverein Gedächtniskirche gemeinsam mit namhaften Winzern eine Weinedition herausgegeben.

Von 
Nikolaus Meyer
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Gerne zeigen Winzert Volker Gies, der zweite Vorsitzende des Bauvereins Helmut Peter Koch und der die Etiketten gestaltende Künstler Oliver Schollenberger die Weine vor dem Altar stehend. © Venus

Speyer. Nach der kürzlich erfolgten Präsentation der Domwein-Edition 2023 durch den Dombauverein Speyer hat am Freitagabend auch der Bauverein Gedächtniskirche seine Weinedition 2023 vorgestellt. Was eigentlich jährliche Routine ist, geschieht dieses Mal aus einem besonderen Anlass, denn der am 15. Juni 1998 gegründete Bauverein feiert 2023 sein 25-jähriges Bestehen.

In Bezug auf das Gotteshaus haben Fördermaßnahmen von Sponsoren und anderen Gönnern eine beachtliche Tradition. So wurde der Bau der neugotischen Kathedrale von einer 1857 als „Retscher-Verein“ gegründeten Bürgerinitiative angeschoben. Mit der 1882 erfolgten Umbenennung in „Verein zur Erbauung der Gedächtniskirche der Protestation von 1529“ kam der Vorgänger des heutigen Bauvereins dem Ursprung des Gedankens schon näher. Die Namensänderung war eine logische Folge der seinerzeit irrigen Annahme, die Reichsversammlung 1529 mit dem Protest von sechs Fürsten und 14 Freien Reichsstädten habe im Adelspalais der Familie Retschelin, dem sogenannten Retscher, stattgefunden.

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In Sichtweite des Domes neben der später erbauten und 1717 eingeweihten Dreifaltigkeitskirche gelegen, wollte man an diesem Platz die Reformationskirche zur Erinnerung an den als Protestationsreichstag in die Geschichte eingegangenen Reichstag 1529 erbauen. In der Bauform sollte sie sich wesentlich vom romanischen Dom unterscheiden. Vor allem aber hatte man an einen wichtigen Gegenpol zum Kaiserdom gedacht, dessen Dominanz mit der von Heinrich Hübsch neu errichteten Westfassade (1854 bis 1857) und der im Auftrag von König Ludwig I. in den Jahren 1846 bis 1853 erfolgten Ausmalung im Stil der Nazarener aus damaliger Sicht eine weitere Aufwertung erfahren hatte.

Bei der Suche nach einem neuen Bauplatz konnte der umbenannte Verein 1883 Vollzug melden. Bereits im gleichen Jahr fand am 24. August die Grundsteinlegung statt und 1904 wurde die im neugotischen Stil errichtete Gedächtniskirche unter großer Anteilnahme der Bevölkerung am heutigen Standort eingeweiht.

Engagierte Mitglieder

Zurück in die Gegenwart: Der heutige Bauverein als Nachfolger seines in den 1970er Jahren aufgelösten Vorgängers muss logischerweise auf seinerzeit erfolgte weltweite Finanzhilfen bis hin zum protestantischen Kaiser Wilhelm II. verzichten. Die Erlöse aus verschiedenen Aktivitäten sind auch nicht im Millionenbereich angesiedelt. Das schmälert keineswegs die Verdienste der etwa 200 Vereinsmitglieder, dank deren Engagement beispielsweise im letzten Jahr 15 000 Euro für den Erhalt der Gedächtniskirche generiert werden konnten. Bei der Vorstellung der Weinedition im besonderen Ambiente der Kirche konnte Oberkirchenrat Markus Jäckle als Vorsitzender des Bauvereins führende Persönlichkeiten aus Verwaltung, Kirche, Politik und Wirtschaft willkommen heißen. Dazu zählten Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler und Kirchenpräsident a.D. Eberhard Cherdron.

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Vorgestellt wurden drei „Jubiläumsweine“ vom Weingut Gies-Düppel aus Birkweiler. Dabei handelt es sich um einen Spätburgunder trocken, einen Riesling Schiefer trocken sowie einen Grauburgunder trocken. Der im Fass gereifte Spätburgunder ist Jahrgang 2021, die Weißweine gehören zum Jahrgang 2022. Das Winzerehepaar Tanja und Volker Gies stufte den Riesling als tollen Essensbegleiter und den Grauburgunder als Allrounder für alle Fälle ein. Der Spätburgunder wiederum verspreche bis zu zehn Jahre lang Trinkfreude, betonten die Eheleute, die rund um die südpfälzische Gemeinde circa 24 Hektar Weinberge bewirtschaften und vermarkten.

Der Spätburgunder kostet 12,50 Euro, der Riesling 12 Euro und der Grauburgunder 10 Euro. Pro verkaufter 0,75 Liter-Flasche erhält der Bauverein zwei Euro.

Zu erwerben sind die Weine derzeit in der Geschäftsstelle des Bauvereins (Dekanat) im Martin-Luther-King-Weg 1. Telefon 06232/2 89 00 77 und E-Mail info@gedaechtniskirche.de. Weitere Verkaufsstellen sind geplant.

Kunstvoll gestaltete Etiketten

Markus Jäckle hofft auf einen guten Verkaufserfolg, denn Geld für den Erhalt der Gedächtniskirche werde immer benötigt, erinnerte der Vorsitzende rückblickend an millionenschwere Sanierungsmaßnahmen des Objektes in der Vergangenheit, die Erneuerung der Innenbeleuchtung und Installation einer neuen Chororgel. Einen zusätzlichen Reiz auf potenzielle Käufer des Weines könnten die von Oliver Schollenberger aus Dudenhofen farbig gestalteten Etiketten ausüben.

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Bei den Weißweinen hat der Künstler die Komplexität des neugotischen Juwels mit Aquarellfarben luftig-leicht dargestellt. Den Spätburgunder ziert ein Hahn mit leuchtend rotem Kamm. Der rote Hahnenkamm und ein Rotwein wie der Spätburgunder passen gut zusammen, waren sich Künstler und Winzer bei der Auswahl des ungewöhnlichen Motivs einig. Die Originale sind auch käuflich zu erwerben.

Im Jubiläumsjahr sind bis 1. November Veranstaltungen geplant. Dazu zählt am Sonntag, 17. September, um 18 Uhr ein Benefizkonzert zum Erhalt der Gedächtniskirche mit anschließender Bildversteigerung im Martin-Luther-King-Haus. Ein Flyer mit allen Terminen ist beim Dekanat erhältlich. Er liegt auch in der Gedächtniskirche aus.

Freier Autor Freier Journalist

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