Speyer. Was wäre der Dom ohne den Dombauverein? Eigentlich eine hypothetische Frage, die sich aber leicht beantworten lässt. Ohne die jährlichen Zuwendungen im unteren sechsstelligen Bereich wären viele Erhaltungsmaßnahmen am Weltkulturerbe nicht möglich. Die Mittel stammen überwiegend aus zahlreichen Aktivitäten des Dombauvereins, zu denen seit 1998 der jährliche Verkauf des Domweines zählt. Am Donnerstag wurde die neue Domwein-Edition im Historischen Ratssaal vorgestellt. Bei der öffentlichen Veranstaltung war der repräsentative Raum mit über 120 Besuchern bis auf den letzten Platz gefüllt.
Beeindruckende Zahlen verkündete Professor Gottfried Jung. Der Vorsitzende des Dombauvereins wies darauf hin, dass für den Erhalt des riesigen Bauwerkes jährlich eine Million Euro aufgewendet werden müssten. Dazu habe der Dombauverein mit einer im letzten Jahr erwirtschafteten Spendensumme in Höhe von 135 000 Euro erneut einen wichtigen Beitrag leisten können.
Die neue Speyerer Domwein-Edition ist immer nach dem Vorstellungsjahr benannt
Die Erfolgsgeschichte geht wohl weiter, denn Jung konnte bei der Präsentation der Domwein-Edition 2023 Schecks in Höhe von 7000 Euro und 6500 Euro entgegen nehmen. Sie stammen aus dem Verkauf der letztjährigen Edition. 7000 Euro kamen vom Weingut Werner Anselmann/Gebrüder Anselmann aus Edesheim, 6500 Euro vom Winzerverein Deidesheim. Mit beiden Unternehmen arbeitet der Dombauverein seit vier Jahren vertrauensvoll zusammen. Auch die Edition 2023 kommt von diesen Vertragspartnern. Um Irritationen vorzubeugen, sei erwähnt, dass es sich zwar um Weine des Jahrganges 2022 handelt, aber die Edition immer nach dem Vorstellungsjahr benannt wird.
Sie besteht diesmal aus einem 2022er Weißwein vom Winzerverein Deidesheim und einem 2022er Rotwein vom Weingut Werner Anselmann in Edesheim. Beim Weißwein handelt es sich um einen trocken ausgebauten Riesling aus der Großlage „Deidesheimer Hofstück“, der nach Angaben des Herstellers mit zarten Duftnoten nach Äpfeln und Pfirsichen sowie leicht würzigen Tönen überzeugt. Der Rotwein, ein ebenfalls trocken ausgebauter Cabernet Sauvignon aus der großen Einzellage „Edesheimer Rosengarten“, präsentiert sich vollmundig und körperreich mit feinen Tanninen und einem nachhaltigen Abgang.
Die farbigen Etiketten zu beiden Weinen mit unterschiedlichen Dommotiven hat der in Dudenhofen lebende Künstler Oliver Schollenberger gestaltet. Das Riesling-Etikett zeigt den Dom von der Westseite, auf dem Rotwein-Etikett ist er mit Apsis von Osten zu sehen. Stilistisch changieren sie in einer Formensprache, die zwischen Gegenständlichkeit und semifigurativer Darstellung einzuordnen ist. Eine für diesen Abend mit mehreren Bildern konzipierte Ausstellung war ebenfalls dem Dom gewidmet. Eines der Dombilder trug den Schriftzug: „Der Dom ist mein Freund. Der Mann kannte das Verlangen mancher Speyerer Bürger, den Dom von Zeit zu Zeit sehen zu müssen. Sie sagen, er mache sie ruhig und zufrieden.“ Das Zitat stammt vom 2013 verstorbenen Arzt und Buchautor Heinz Danner.
Wein hat in Speyer und der Pfalz den Status eines göttlichen Getränks
Dass dem Rebensaft in der Pfalz der Status eines göttlichen Getränkes zuerkannt wird, ließ sich nicht nur an der Anwesenheit der Pfälzischen Weinkönigin, sondern auch am weiteren Verlauf der Veranstaltung nachvollziehen.
Nach der Begrüßung der Gäste durch Gottfried Jung zitierte Bürgermeisterin Monika Kabs nach einem irritierenden Ausflug in das weltpolitische Geschehen mit Krisen und Kriegen den antiken griechischen Philosophen Platon, von dem der Spruch stammt: „Der Wein ist ein Geschenk der Götter, sie haben den Wein dem Menschen aus Erbarmen gegeben.“
Anschließend ließ Weihbischof Otto Georgens in einer Hommage an den Rebensaft wissen, das Wein mehr sei als ein Getränk. Er entführe Menschen in eine eigene Welt, quasi in einen Kosmos aus Geschmacksnoten, Düften und Farben. Und wenn er im Keller gereift sei, warte er auf seinen großen Auftritt bei Verkostungen, schloss Georgens. Um augenzwinkernd anzufügen, das in den zehn Geboten nichts von einem Trinkverbot stehe. Launisches und Ernstes über Wein und Bibel servierte der Schifferstadter Pfarrer Albrecht Effler.
So erfuhren seine gebannt lauschenden Zuhörer, dass im gelobten Land Kanaan nicht nur Milch und Honig geflossen seien. Beim Auszug der Israeliten aus Ägypten hätten vorauseilende Kundschafter in Kanaan auch große Trauben gefunden. Dass Wein aber nicht nur Freude bereiten, sondern auch Fluch sein könne, erläuterte Effler am berühmten Beispiel von Judith und Holofernes. Die jüdische Witwe hatte den in Liebe entbrannten assyrischen Feldherrn erst trunken gemacht und dann den Schlafenden enthauptet.
Bei der Vorstellung der Weingüter und Weine verwies Ralf Anselmann auf zahlreiche Prämierungen eigener Weine und Sekte, die in 25 Länder exportiert würden. Auch als Vertragspartner bei großen Sportveranstaltungen werde man dem Anspruch als Botschafter der Region gerecht, bekräftigte der Mitinhaber.
Geschäftsführer Steven Kärgel vom Winzerverein Deidesheim erinnerte an den Hitzesommer und spät einsetzenden Regen im letzten Jahr. Trotzdem habe man schöne, aromatische Rieslingtrauben lesen können. Der Domweinriesling sei sogar mit der Goldenen Kammerpreismünze der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz ausgezeichnet worden, betonte der Geschäftsführer des ältesten Winzervereines der Pfalz.
Die Pfälzische Weinkönigin und ihre Prinzessin stellen tolle Geschmacksbilder vor
Vorgestellt wurden die Weine von der Pfälzischen Weinkönigin Lea Baßler, die in Begleitung ihrer Weinprinzessinnen Sandra Eder und Lea Lechner von tollen Geschmacksbildern und Aromen schwärmte. „Dom und Wein passen gut zusammen, denn beide haben eine lange, erhaltenswerte Tradition“, unterstrich die Weinhoheit deren Bedeutung. Die mit einer Verkostung ausklingende Präsentation wurde von Schülern der städtischen Musikschule unter Leitung von Bernhard Sperrfechter musikalisch bereichert.
Die Weine sind ab sofort bei zirca 30 Verkaufsstellen erhältlich. Diese sind auf der Homepage des Dombauvereins unter www.dombauverein-speyer.de/produkte abrufbar. Die 0,75-Liter Flaschen kosten 7,90 Euro. Pro verkaufte Flasche erhält der Dombauverein zwei Euro.
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