Speyer. Der 18 Meter hohe Speyerer Zunftbaum mit zahlreichen Zunftzeichen steht seit 2021 stabil im Zentrum der Stadt. Hoffnungen und Wünsche nach einer ebenso stabilen Entwicklung des Handwerks bestimmten die Reden beim 39. Zunftbaumfest auf der Maximilianstraße. Begleitet von Fanfarenzug Rot-Weiß Speyer unter Leitung seines Taktgebers Eckhard Krieg war zunächst eine Abordnung der Handwerker zur traditionellen Veranstaltung gegenüber dem Rathaus aufmarschiert. Sie führten ein 2,50 Meter hohes Modell des Zunftbaumes mit, das wie das Original Zusammenhalt und Traditionsbewusstsein symbolisierte.
Thomas Kleinböhl hieß als Vorsitzender des Vereins Speyerer Handwerkstradition zahlreiche Freunde und Förderer willkommen. „Wir müssen mehr Auszubildende gewinnen“, lautete zum Auftakt der Veranstaltung sein dringender Appell an alle relevanten gesellschaftlichen Gruppierungen.
Zunftbaumfest in Speyer: "Handwerk ist unverzichtbar"
Neue Bildungsoffensiven, mehr Lobbyarbeit und eine Gleichstellung der Wertigkeit von Handwerk und akademischer Ausbildung forderte Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler in ihrem Grußwort. „Handwerk ist unverzichtbar, weshalb wir gut ausgebildete Männer und Frauen in diesen Berufen benötigen“, betonte die Stadtchefin. Man werde auch neue Wege gehen und der Anfang erfolge bereits in Kürze. Unter dem Motto „Handwerk rockt“ sei am 12. Mai in der Halle 101 eine Veranstaltung geplant, mit der man Jugendliche direkt ansprechen wolle. Sie werde in Kooperation von Stadt und Innungen durchgeführt und biete von 16 bis 22 Uhr praktische Hilfe bei der Berufswahl an. „Handwerk zum Kennenlernen und Mitmachen“ werde in gewollt lockerer Atmosphäre mit Musik, Getränke- und Essensverkauf angeboten.
Festredner Dirk Fischer, Präsident der Handwerkskammer der Pfalz, überraschte eingangs seiner Festrede mit dem Verlesen einer Urkunde aus dem Jahre 1327, nach der seinerzeit 13 Speyerer Zünfte geschworen haben, für das Wohl und die Unabhängigkeit der Freien Reichsstadt Speyer einzutreten. An dieser Grundeinstellung der Handwerker habe sich bis heute nichts geändert, bekräftige Fischer mit Blick auf die Neuzeit. Wir müssen die Zukunft des Handwerks jedoch sichern, denn Berufe wie Metzger, Bäcker, Maler, Schlosser, Elektriker oder Dachdecker sind für die Lebensqualität einer Stadt unverzichtbar, bekräftigte der Festredner. Wie Seiler forderte er mehr Wertschätzung gegenüber Handwerksberufen. Dazu könnten junge, kreative Köpfe einen wichtigen Beitrag leisten. „Vom Auszubildenden über den Gesellen zum Meister“, an diesem Erfolgskonzept gelte es weiterhin festzuhalten. Mit dem wegweisenden Satz „Investitionen in das Handwerk sind Investitionen in die Zukunft“ und den Anmerkungen, das man an vielen Stellschrauben drehen müsse, um Werte zu erhalten und neue zu schaffen, schloss der Präsident mit einem letzten leidenschaftlichen Appell.
Zunftbaumfest in Speyer: Rotary in eigener Sache unterwegs
Weitaus weniger Nachwuchssorgen haben die Rotary-Clubs. Die weltweite Serviceorganisation verfügt mit ihrem Ableger „Rotaract“ über eine eigene Jugendorganisation. Beim Zunftsbaumfest am Samstag waren Mitglieder der Speyerer Vertretungen mit einem Informationsstand vor Ort. Zu den Hauptanliegen von Rotary International gehört die endgültige Ausrottung der Kinderlähmung, die dank systematischen Impfkampagnen weltweit fast verschwunden ist. Aber nur fast und deshalb nutzten die in der Domstadt beheimateten Clubs die Gelegenheit, Besucher des Zunftbaumfestes über die Krankheit und bisherige Erfolge bei ihrer Bekämpfung zu informieren. Zudem wurde um zweckgebundene Spenden geworben.
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