Nach dem 8. September 2020 beherrschte ein kleines, weißes Löwenbaby namens Lea - neben Corona - über viele Tage die Schlagzeilen in der Region. Das Tier, das damals in einer Transportbox bei einem Unfall auf der A5 bei Walldorf unverletzt blieb, kam nach dem Hilferuf der Berufstierrettung Rhein-Neckar zunächst im Landauer Reptilium unter, einem privat von Uwe Wünstel betriebenen Reptilienzoo in der Pfalz. Es war um die Uhrzeit schlicht keine andere Unterkunft im Umkreis erreichbar gewesen.
Wünstel kümmerte sich während der Prägungsphase sechs Wochen lang rührend um Lea, ehe klar war, dass die kleine Löwin tatsächlich an ihren ursprünglichen Bestimmungsort weiterreisen durfte - Barcelona. Von eben dort kehrte Wünstel am Sonntagabend zurück. Und zwar mit dem Eindruck, dass die Prägungsphase ihre Spuren hinterlassen hat. Jedenfalls - so beschreibt der Mann die Situation - habe die Löwin schnell reagiert, als er sie gerufen habe. Das inzwischen 150 Kilogramm schwere Tier habe etwas irritiert geschaut und sehr intensiv geschnuppert, als er sie durch den Zaun habe streicheln und etwas mit ihr spielen können. Für ihn ein emotionaler Moment. Wünstel ist sich sicher, dass da etwas hängen geblieben ist. „Löwinnen sind temperamentvoll und verspielt“, weiß der Zoo-Betreiber. So sei das auch bei Lea. Weswegen er es nicht riskierte, ins Gehege selbst zu gehen - schon wegen der langen Krallen.
Geschlechtspartner Simba?
Der Kontakt zu den heutigen Besitzern von Lea sei nie abgerissen. Regelmäßig bekomme er Fotos geschickt, die vom Wohlergehen des Tieres zeugten. Die Löwin habe sich super in ihrem neuen Zuhause in jenem Privatzoo in der katalanischen Hauptstadt bei ihrer neuen Löwen-Gruppe eingelebt. Dazu gehören eine ältere Löwin namens Nina und der Löwe Simba, der eines Tages Leas Geschlechtspartner sein könnte. Eine Fortpflanzung sei nicht ausgeschlossen, so Wünstel. Nicht beantworten könne er die Frage, ob es dann erneut weiße Löwen-Babys gebe. Keinen Zweifel lässt er daran, dass er jederzeit wieder eine kleine Lea versorgen würde.
Dabei war die Zeit der Corona-Einschränkungen, die für Wünstel noch nicht gänzlich abgeschlossen ist, auch für sein Unternehmen nicht einfach. 220 Tage lang sei das Reptilium geschlossen gewesen. Corona-Hilfen seien spät geflossen, während die Versorgung der Tiere aber in Vollzeit habe weitergehen müssen. Wünstel gibt zu, dass ihm die Popularität und die mediale Präsenz, die er durch die Pflege Leas erlangt habe, durchaus geholfen hätten, als es darum gegangen sei, die Politik für seine Situation zu sensibilisieren.
Derzeit sei das Reptilium genauso gut besucht wie vor den Einschränkungen der Corona-Krise. Mit dem Blick auf die kommenden Wochen hänge das Virus schon wieder wie ein Damoklesschwert über seiner Einrichtung. Aber: Wünstel wird kämpfen - wie ein Löwe.
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