Tiere - Bei einem Transport von der Slowakei nach Spanien verunglückt der Lkw mit der weißen Lea, die im Landauer Reptilium unterkommt

Löwenbaby erobert die Region im Sturm

Von 
Simone Jakob
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Landau/Barcelona. Tapsig pirscht die weiße Löwin durch ein weitläufiges Gehege. Sie schaut sich um, lauscht, schnuppert, schlägt mit dem langen Schwanz und tobt dann davon. Mit einem Gewicht von 50 Kilogramm ist aus der kleinen Lea eine stattliche Jung-Löwin geworden. „Sie hat eine Schulterhöhe von 55 Zentimetern und liegt absolut im Normbereich, schließlich wird sie ausgewachsen einmal 150 Kilo wiegen“, erzählt der Geschäftsführer des Terrarien- und Wüstenzoos Uwe Wünstel. Dort hat die kleine Raubkatze – die während eines Transports von der Slowakei nach Spanien im September auf der A 5 bei Walldorf verunglückt ist – sechs Wochen lang gelebt.

Umzug nach Barcelona 

Im Oktober ist Lea in einen Privatzoo nach Barcelona umgezogen, wo sie sich prächtig entwickelt. Wünstel, dem die weiße Schönheit ans Herz gewachsen ist, wird regelmäßig mit Fotos und Videos aus Katalonien versorgt. „Lea ist sehr zahm und kuschelig. Ihr Pfleger Paco nimmt sie immer noch auf den Arm, schmust und spielt mit ihr.

Auch die neuen Eigentümer loben die Erziehung, die das Raubkatzenkind in der Pfalz genossen hat: „Wir sind sehr dankbar für die gute Vorarbeit“, sagt Leas neues Herrchen, das der Löwin erlaubt, auf seinen Rücken zu krabbeln und am Ohr zu lecken. Von Leas spanischem Zuhause ist Wünstel gleich begeistert. Bevor die Kleine abreist, sieht er sich Leas Reich auf Videos und Fotos an, und ist total zufrieden: „Es ist eine sehr große, schön gestaltete Anlage, wo die Tiere artgerecht gehalten werden. Neben Raubkatzen leben auch andere Tierarten wie Zebras, Strauße und Kakadus im „Karibu“-Exoten-Zoo.

„So bald es coronabedingt möglich ist, werden wir nach Spanien reisen, um Lea zu besuchen“, sagt Wünstel. Er könne es kaum erwarten, sie wiederzusehen. „Da ich in der Prägephase zwischen der achten und zwölften Woche ihre Bezugsperson war, hoffe ich schon, dass sie sich an mich erinnert. Allerdings werde ich nicht gleich auf sie zustürmen, sondern erstmal vorsichtig durch das Gitter Kontakt zu ihr aufnehmen. Ich finde es schon jetzt sehr schön, mir vorzustellen, wie das sein wird“, verrät der Tier-Experte.

Bald wird Lea in eine Mädels-WG mit Simba und Nina ziehen. „Noch sind die beiden aber zu groß und zu stark für Lea. Die Damen haben stundenweise Kontakt und wohnen direkt nebeneinander“, berichtet Wünstel. Hauptspielkamerad ist ein ausgewachsener Luchs, mit dem sich die junge Raubkatzendame wunderbar versteht. Außerdem springe der Rottweiler der Familie regelmäßig als Kumpel ein. An Hunde ist die weiße Löwin ohnehin gewöhnt, denn auch in Landau lebt sie tagsüber bei Familie Wünstel im Haus und tobt mit Hündin Mona herum. Weil sie noch mitten in der Prägephase ist, versucht Lea sogar zu bellen, „aber es kommt nur ein tiefes Raunzen heraus“. Mitte Oktober sei die XXL-Katze der Hundedame aber zu anstrengend geworden. „Wenn Mona schlief, hat sich die kleine Löwin angepirscht, ist ihr mit gezückten Krallen auf den Rücken gesprungen und hat postwendend einen Rüffel kassiert. Das war ganz wichtig, denn Lea muss ihre Grenzen kennenlernen. Wir haben sie zwar auch gerügt, aber es hat einen anderen Stellenwert, wenn die Zurechtweisung von jemandem mit Fell kommt“, erklärt Wünstel.

Gute Laune in schwierigem Jahr 

Seine Familie vermisse die kleine Raubkatze, die viel gute Laune in das schwierige Corona-Jahr gebracht hat. Im zweiten Lockdown des Jahres werde die Situation im Landauer Reptilium allmählich haarig: „Wir sammeln Futterspenden für unsere Tiere und sind froh, dass uns so viele Leute mit Gutschein- und Jahreskartenkäufen oder Spenden unterstützen“, so der Geschäftsführer. Die November-Hilfe der Regierung werde wegen Softwareproblemen wohl erst Mitte Januar ausbezahlt. Die 1200 Tiere benötigten aber jeden Tag ihr Futter und müssten versorgt werden. „Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir vor Ostern nicht mehr öffnen. Aber wir bekommen viel Zuspruch und das tut gut.“

Reptilium Landau

  • Im Terrarien- und Wüstenzoo „Reptilium“ in Landau leben 1200 Tiere – darunter viele Findelkinder. Zudem beschäftigt der Zoo 19 Mitarbeiter.
  • Geschäftsführer Uwe Wünstel hat den Reptilienzoo 2004 gegründet und damit sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Er arbeitet als Experte mit Zoll, Polizei und Feuerwehr zusammen und nimmt Fundtiere auf.
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