Landau/Barcelona. Mit einem kleinen weißen Stofftiger hat Löwenbaby Lea nach ihrer Ankunft im Landauer Reptilium am liebsten gespielt. In ihrer neuen Heimat Barcelona wohnt die junge Löwin nun Gitter an Gitter mit einem ausgewachsenen Tiger. „Lea hat sich mit Thor angefreundet, vielleicht, weil er auch weiß ist wie sie“, erzählt der Geschäftsführer des Terrarien- und Wüstenzoos Uwe Wünstel. Jeden Tag werde er mit Fotos und Informationen aus Spanien versorgt.
„Lea ist eine ganz Kuschelige“, beschreibt die neue Eigentümerin das Löwenmädchen. Gemeinsam mit ihrem Mann betreibt sie den Privatzoo in der katalonischen Hauptstadt, der neben Raubkatzen auch Zebras, Strauße und Kakadus beherbergt. „Es ist eine sehr große, schön gestaltete Anlage, wo die Tiere artgerecht gehalten werden“, sagt Wünstel. Zunächst sei man gemeinsam Leas Futterplan und ihre Schlafgewohnheiten durchgegangen. „Bei uns hat sich Lea zwischen 19 und 20 Uhr zum Schlafen zurückgezogen und ist gegen neun Uhr morgens aufgewacht. Großen Hunger hatte sie in der Frühe nie, weil sie ihre Hauptmahlzeit immer abends verspeist hat. Deshalb durfte sie erst raus auf die Außenanlage, um ihre Geschäfte zu erledigen, anschließend haben wir mit ihr gespielt, und gegen 11 Uhr hat Lea dann gefrühstückt“, berichtet Wünstel, dem die kleine Löwin schon ein wenig fehlt.
Teil der Familie
Schließlich war das Raubtierkind – das nach einem Verkehrsunfall im September auf der A 5 im Landauer Reptilium gepflegt worden ist – sechs Wochen lang Teil der Familie. „Tagsüber war sie bei uns im Haus. Und damit sie jemanden mit Fell in der Nähe hat, ist unsere Hündin Mona als Spielkamerad eingesprungen. Weil sie noch mitten in der Prägephase war, hat Lea sogar versucht, zu bellen, aber es kam nur ein tiefes Raunzen heraus“, erinnert er sich.
Allmählich sei die XXL-Katze der Hundedame aber zu anstrengend geworden. „Wenn Mona schlief, hat sich die kleine Löwin angepirscht, ist ihr mit gezückten Krallen auf den Rücken gesprungen und hat postwendend einen Rüffel kassiert. Das war ganz wichtig, denn Lea muss ihre Grenzen kennenlernen. Wir haben sie zwar auch gerügt, aber es hat einen anderen Stellenwert, wenn die Zurechtweisung von jemandem mit Fell kommt“, erklärt Wünstel.
Gute Vorarbeit geleistet
Die neuen Eigentümer loben die Erziehung, die das Raubkatzenkind in der Pfalz genossen hat: „Wir sind sehr dankbar für die gute Vorarbeit“, sagt Leas neues Frauchen, die die Löwin auch mal auf ihren Schoß klettern lässt. Noch jedenfalls. Bald werde die Raubkatze dafür zu schwer und zu erwachsen sein, was solche Kuscheleinheiten gefährlich mache. Lea fresse gut und liege viel im Schatten, weil es in Spanien noch deutlich wärmer sei als in der Südpfalz. „Junge Löwen schlafen mit 16 bis 18 Stunden ohnehin viel.“
Im Privatzoo des spanischen Ehepaars warten nun zwei etwa gleichaltrige Spielkameradinnen auf Lea. Die beiden jungen Löwendamen wohnen gleich nebenan und sollen mit der weißen Artgenossin bald in eine Wohngemeinschaft ziehen. „Im Moment beriechen sich die Mädels interessiert durch ein Trenngitter, das aber bald weichen wird“, heißt es aus Barcelona.
In Landau konzentrieren sich die Wünstels wieder auf ihre alltägliche Arbeit: „Lea hat schon sehr viel Aufmerksamkeit eingefordert, und in einem Löwenrudel ist sie definitiv besser aufgehoben als unter Menschen und einem Hund.“ Ihr Zuhause auf Zeit dient normalerweise als Quarantänestation für Neuankömmlinge wie vom Zoll beschlagnahmte Schlangen, Echsen, Schildkröten und andere Exoten. Aber die Zeit mit Lea werde wohl etwas Einmaliges bleiben. „Sobald es geht, besuchen wir sie in Spanien.“
Tiertransport
- Löwenbaby Lea stammt aus der Slowakei und war auf dem Weg in den Privatzoo nach Barcelona, als der Transporter auf der A 5 bei Walldorf in einen Unfall verwickelt wurde.
- Das Karlsruher Landratsamt teilte später mit, dass der Tiertransport legal war. Allerdings war die Löwin mit sieben Wochen noch zu jung dafür. Auch eine Tiergesundheitsbescheinigung fehlte. Beide Verstöße wurden mit einem Bußgeld geahndet.
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