Ludwigshafen. Die neue Hochstraße Süd soll bis Ende 2025 für den regionalen Verkehr zur Verfügung stehen. Nach einem Jahr der Planung liegen nun zwei verschiedene Varianten auf dem Tisch, die exakt genauso hoch und breit sein werden wie die frühere Pilzhochstraße. Diese identische Lage mit der Vorgängerin ist die Basis dafür, dass die Stadt Ludwigshafen erheblich schneller bauen darf, ohne ein Planfeststellungsverfahren abwarten zu müssen.
Am Montag präsentierte die Stadtverwaltung die Pläne dem Stadtrat und der Öffentlichkeit. Zur Wahl stehen eine Brücke aus Beton und eine Variante aus Stahl und Beton. Die Entscheidung darüber liegt beim Ludwigshafener Stadtrat, der in einer Sondersitzung am 29. November die Gestalt des neuen Hochstraßen-Teilstücks beschließen wird. Die Stadt Ludwigshafen macht indessen keinen Hehl daraus, dass sie die reine Betonvariante klar favorisiert – auch aus Kostengründen: Denn die Beton-Version kalkuliert die Bauverwaltung mit 91 Millionen Euro, die Stahl-Beton-Variante mit 123 Millionen Euro. „Wir haben Preissteigerungen schon einkalkuliert“, sagt Björn Berlenbach, Technischer Geschäftsführer der Ludwigshafener Bauprojektgesellschaft. Trotzdem sei fraglich, ob die Summen am Ende noch Bestand haben. Bis vor fünf Jahren haben man in der Branche noch mit Preissteigerungen im Bereich von 1,5 Prozent jährlich kalkuliert. Tatsächlich seien die Kosten alleine im vergangenen Jahr um 12,6 Prozent gestiegen, so Berlenbach.
Deutlich sichtbare Stahlträger
Nicht zuletzt auch mit Blick auf den Stahlmarkt gibt die Stadt der reinen Betonbrücke den Vorzug. Schließlich sei aktuell angesichts der Rohstoffknappheit auf dem Weltmarkt gar nicht klar, ob überhaupt genügend Stahl beschafft werden könne. „Dann werden wir den Zeitplan verfehlen“, warnt Projektleiter Majed Nasser mit Nachdruck. Auch stehen erfahrungsgemäß deutlich mehr Firmen zur Verfügung, die eine Betonbrücke bauen können, als Stahlbetonbauer. „Der Wettbewerb macht die Preise günstig“, so Berlenbach.
Aber auch aus anderen Gründen plädiert die Stadt für ihre Variante: Die Betonbrücke sieht luftiger aus. Bei der Stahlbeton-Variante verlaufen am Rand die deutlich sichtbaren Stahlträger. Diese müssten nach jedem Unfall auch wieder repariert werden, so Nasser. Ein Sicherheitsrisiko etwa für die Brückenstatik ergebe sich daraus aber nicht. Auch im Brandfall sei Stahl „sensibler“ und Beton sicherer. Vorteil für die Stahlbrücke: Die Träger könnten etwas weiter auseinanderstehen. Egal übrigens, welche Variante am Ende zum Zug kommt: Leiser werden beide sein.
Nicht ins Kalkül gezogen haben die Planer Vorschläge aus der Bürgerschaft, die Straße ebenerdig verlaufen zu lassen. Eindeutig gegen eine solche Variante sprechen die Rampen, die viel zu steil gebaut werden müssten. Außerdem käme der Verkehr in deutlichen Konflikt mit wichtigen Straßenbahn- und Buslinien im Bereich des Berliner Platzes und der Mundenheimer Straße. Mehr Rückstaus wären die Konsequenz. Wolle man allen kritischen Punkten an dieser Stelle ausweichen, bliebe ein ebenerdiger Bereich von gerade einmal fünf Metern übrig, erläutert Berlenbach. Abgesehen davon müsste für diese Version ein ganz normales Genehmigungsverfahren angestoßen werden, inklusive der zeitintensiven Beteiligungsverfahren. Dies sei kein Ersatzbauwerk mehr und könne damit nicht mehr die Vorteile des neuen Planungsbeschleunigungsgesetzes in Anspruch nehmen.
Dass die Stadt Ludwigshafen klar mit der finanziellen Unterstützung von Bund und Land rechnet, macht Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) mit Nachdruck deutlich. „Die Stadt Ludwigshafen hat ihre Hausaufgaben gemacht“, sagt die Verwaltungschefin mit Blick in Richtung Bundesverkehrsministerium. Dessen Staatssekretär Steffen Bilger (CDU) hatte beim Ortstermin ein Gesamtkonzept zur Hochstraßen-Sanierung gefordert.
„Nationale Verantwortung“
„Die Hochstraße Süd ist ein wichtiger Teil der regionalen Verkehrsinfrastruktur. Wir planen aus unserer regionalen und nationalen Verantwortung heraus. Und wir erwarten, dass diese Verantwortung bei Land und Bund anerkannt wird, wenn es um die Finanzierung des Gesamtprojektes geht“, sagt die Oberbürgermeisterin. Mit den Verhandlungen will Steinruck beginnen, wenn Anfang kommenden Jahres auch das Planfeststellungsverfahren für den Bau der Helmut-Kohl-Allee als neuer Stadtstraße und der Abriss der Hochstraße Nord steht.
Ganz klar im Zeitplan ist außerdem definiert, dass mit den Arbeiten an der Hochstraße Nord,, die den Verkehrsfluss beeinträchtigen, in kleinem Fall begonnen wird, solange die Hochstraße Süd noch nicht wieder zur Verfügung steht. „Alles andere würde zu einem massiven Verkehrsproblem in der gesamten Metropolregion führen“, formuliert Steinruck.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Kosten der Ludwigshafener Hochstraße Süd: Zahlungserinnerung zur richtigen Zeit