Kommentar Kosten der Ludwigshafener Hochstraße Süd: Zahlungserinnerung zur richtigen Zeit

Bernhard Zinke zu den Kosten der Hochstraße Süd

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Nun liegt die Planung nach einem Jahr Arbeit also auf dem Tisch. Und mit ihr auch die Preise: 90 Millionen Euro soll der Ersatz für die Pilzhochstraße kosten – in der günstigeren und wohl auch baulich in vielerlei Hinsicht besseren Variante. Damit unterschreitet die Stadt Ludwigshafen die Schätzungen, die zuletzt immer wieder kursierten. Da war von 120 Millionen Euro die Rede – so viel, wie die Stahlbrücke kosten würde. Ob sich die Summe halten lässt, ist angesichts der international heißlaufenden Baubranche reine Kaffeesatzleserei. Ludwigshafens Tiefbauexperte Björn Berlenbach weiß sehr wohl um die große Unbekannte in den Planungen. Aber wer will angesichts der Preissteigerungsraten von aktuell mehr als zehn Prozent im Jahr – 2020 waren es gar 12,6 Prozent – verlässliche Schätzungen abgeben? Auch wenn erst ab dem Frühjahr verhandelt wird: Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck tut gut daran, Land und Bund schon jetzt, da die ersten Zahlen auf dem Tisch liegen, an ihre Verpflichtungen zu erinnern.

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Es ist schließlich kein lokaler Selbstzweck, wenn die Stadt für einen Ersatz der bereits abgerissenen Hochstraße Süd sorgt und dann auch noch den Abriss der Nordpassage in Angriff nimmt. Das Hochstraßensystem in Ludwigshafen ist zusammen mit den beiden Rheinbrücken die Herzkammer des Regionalverkehrs. Dass hier der Schwerlastverkehr für die zahlreichen großen Wirtschaftsunternehmen einigermaßen reibungslos über den Rhein rollen kann, ist essenziell. Und solange der Öffentliche Nahverkehr zu den Stoßzeiten ebenfalls noch kein ausreichendes Angebot unterbreiten kann, wird – vor allem in der kalten Jahreszeit – auch der Pendlerverkehr die Brücken mit Autos in Anspruch nehmen. Und letztendlich zählt auch der Umweltaspekt: Je länger Autos im Stau stehen, desto mehr Abgase stoßen sie aus.

Die Hochstraßen sind also von erheblicher Wichtigkeit für die Region, deren Wirtschaftskraft und Funktionsfähigkeit. Das müssen auch Bund und Land zur Kenntnis nehmen. Grundsätzlich haben die übergeordneten Behörden ja schon durchaus signalisiert, dass sie das hoch verschuldete Ludwigshafen nicht alleine lassen können bei dieser Herkulesaufgabe.

Es ist indessen die spannende Frage, wie eine neue Bundesregierung zu dem Thema steht. Vielleicht ist es ja gar kein schlechtes Omen, dass sowohl in Rheinland-Pfalz als auch bald im Bund die Zeichen auf Ampel stehen. Dann ist vielleicht mancher Weg in die Ministerien kürzer als eine Stauumfahrung in der Metropolregion.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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