Bis zu ein Drittel weniger Betten im Mannheimer Klinikum – das klingt in diesen Tagen besonders dramatisch. Doch hat sich gerade in der Pandemie auch gezeigt, dass bei den Krankenhaus-Kapazitäten Theorie und Praxis meist auseinanderklaffen. So sind angeblich freie Intensivbetten oft nicht wirklich oder zumindest nicht kurzfristig verfügbar, weil es am notwendigen (Pflege-) Personal dafür fehlt. Zudem gibt es in normalen Zeiten auch einen sinkenden Bedarf an Betten. Immer mehr Eingriffe erfolgen ambulant, zunehmend auch in Ärztehäusern. Vor Corona galt die Versorgung mit Krankenhausplätzen in Mannheim als mehr als ausreichend. Es ist also beileibe kein Drama, wenn im Zuge der Fusion des Klinikums mit dem in Heidelberg eine ohnehin nur auf dem Papier stehende Bettenzahl auf ein realistisches Maß reduziert wird.
Doch hier endet das Verständnis. Dass nun offenbar auch noch dieses zusätzliche Zugeständnis an die Landesregierung benötigt wird, um endlich grünes Licht für die Fusion zu bekommen, ist ausgesprochen ärgerlich. Seit fast anderthalb Jahren wird über dieses für die Region so ungemein wichtige Projekt diskutiert. Dabei liegen alle Fakten doch längst auf dem Tisch. Natürlich ist der in Mannheim anstehende Investitionsbedarf – besonders für das Großbauprojekt „Neue Mitte“ – immens. Aber daran müsste sich das Land ohnehin beteiligen, weil das Krankenhaus für die Versorgung unentbehrlich ist. Auch werden die hiesigen Medizinstudenten dringend gebraucht.
Endlich Klarheit nötig
Zudem geht es ja nicht nur darum, dass die Stadt mit dem Klinikum finanziell überfordert ist. Die Fusion bietet ebenso wie die damit verbundene Allianz mit großen Forschungszentren in beiden Städten eine gewaltige Wachstumschance. Der Ausbau dieses Clusters würde ganz Baden-Württemberg stärken. Es ist höchste Zeit, dass dies in Stuttgart begriffen wird und nicht länger schwäbisches Kirchturm-Denken dominiert, das dem Vernehmen nach die Widerstände an einigen Stellen unverändert prägt.
So wichtig die politische Grundsatzentscheidung für die Planungssicherheit hier ist: Die eigentliche Arbeit beginnt erst dann. Aus Mannheimer Sicht kommt es entscheidend darauf an, dass das Klinikum nicht nur eine Außenstelle der deutlich größeren Heidelberger Universitätsmedizin wird, die man sich nach Gutsherrenart zurechtschneidet. Dazu gehört natürlich auch, dass über einen Bettenabbau in Mannheim beide Seiten gemeinsam entscheiden müssen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Bettenzahl im Mannheimer Klinikum nicht so wichtig
Steffen Mack zur Zukunft des Mannheimer Klinikums