Kommentar Auf Wiedersehen Maifeld Derby oder für immer Der-Bye?

Das Maifeld Derby ist ein kulturelles Vorzeigeprojekt mit großer Bedeutung für Mannheim – es braucht nun Engagement aus Wirtschaft und Gesellschaft, um eine Zukunft zu ermöglichen, findet Jörg-Peter Klotz.

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Jörg-Peter Klotz
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Mannheim. Was für eine Bilanz: 743 Acts aus 33 Ländern von allen sechs Kontinenten bei 14 Ausgaben des Mannheimer Maifeld Derbys. Veranstalter Timo Kumpf hat allen Anlass, mehr als nur zufrieden und stolz zu sein, wie er es in seiner Schlussbilanz formuliert. Allein so lange durchgehalten zu haben, ist in diesen Zeiten eine Leistung. Viele Festivals mussten schon direkt nach der Pandemie aufgeben, die Kostensteigerungen seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs machen das Überleben nicht leichter.

Kreativszene und Wirtschaft profitieren vom Maifeld Derby

Der Verlust für Mannheim ist enorm, da muss man nicht mal das viel verspottete Etikett Unesco City Of Music anführen: Das Maifeld Derby wollte als gemeinnützige GmbH ohne Gewinnerzielungsabsicht vor allem geschmacksbildend wirken – was nicht nur mit Kultbands gelang, für die man normalerweise in Millionenmetropolen reisen muss, sondern auch dank zahlreicher Entdeckungen, die sich für viele Fans als Lieben fürs Leben entpuppten.

Um das Derby entwickelte sich auch eine Kreativszene, bei der sich sogar Netflix regelmäßig bedient

Wer alle Festivaltage miterlebt hat, wird nicht jede Band toll gefunden haben – das ist Geschmackssache. Aber ambitionslose, handwerklich schlechte Auftritte muss man mit der Lupe suchen. Selbst bei lokalen Acts, denen Kumpf eine verlässliche Startrampe geboten hat. Um das Derby entwickelte sich auch eine Kreativszene, bei der sich sogar Netflix regelmäßig bedient. Man kann hier vieles aufzählen - vom attraktiven Standortfaktor für Arbeitskräfte bis hin zu den Einnahmen, die bis zu 5000 Gäste pro Tag automatisch in der Stadtkasse klingeln lassen.

Kumpfs Sinn für Qualität ist so untrüglich wie unbestechlich. Seine Kompromisslosigkeit macht das Festival zum ausgezeichneten Vorzeigeprojekt, das bis heute von Freiwilligen begeistert mitgetragen wird. Und bei dem Arena-Bands wie Kraftklub oder AnnenMayKantereit von sich aus anklopfen, um die auch von internationalen Bands wie The National oder jetzt Franz Ferdinand hochgelobte Atmosphäre selbst zu erleben.

Wie es mit dem Maifeld Derby weitergeht, ist ungewiss

Kumpf hat das Kuratieren im Popbereich zur Kunstform erhoben und müsste wie ein Intendant behandelt werden. Aber die Kompromisslosigkeit und der Fokus aufs Programm haben auch dazu geführt, dass manche Fördermöglichkeit oder Hilfsangebote ungenutzt liegenblieben. Das Beharren auf städtische Förderung von bis zu 300.000 Euro ist legitim.

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Aber ob es klug sich auf unwägbare Mehrheitsverhältnisse in der Kommunalpolitik zu fixieren? In Zeiten, wo in Berlin die finanzielle Axt sogar erstmals an Vorzeige-Leuchttürme der Hochkultur gelegt wird? Viel eher wären jetzt regionale Wirtschaft und Publikum gefragt. Es kann kein Hexenwerk sein, eine Struktur zu finanzieren, in der ein Top-Kurator seine Arbeit machen kann, ohne im Schuldturm oder in der Burn-Out-Reha zu landen.

Hoffnung machen viele Gespräche am Rande des letzten Derbys, die in diese Richtung gingen - bis in die Landespolitik. Und auch die Hartnäckigkeit, mit der ein guter Netzwerker Mannheims Wirtschafts- und Kulturbürgermeister Thorsten Riehle das Festival am Leben erhalten will, kann den Fans etwas Mut machen. Ob das Maifeld Derby eine Zukunft hat, ist zurzeit trotzdem nicht prognostizierbar. Am Ende ist es eine persönliche Entscheidung, ob es Maifeld Derbye heißt oder Auf Wiedersehen.

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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