Festival-Bilanz - Timo Kumpf, Maifeld-Derby-Veranstalter, zur Bilanz und Zukunft des Festivals

Maifeld-Derby-Veranstalter: "Unabdingbar, dass so ein Festival gefördert wird"

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Timo Kumpf bilanziert nach der erfolgreichen elften Auflage seines Mannheimer Indie-Pop-Festivals das Wochenende. Einerseits sieht er ein Zurück zur Normalität, andererseits wirken sich die Krisen dieser Tage massiv aus © Delta Konzerte

Mannheim. Herr Kumpf, fast 13 000 Besucherinnen und Besucher, ausgelassene Stimmung, tolles Wetter an den drei Tagen Maifeld Derby. Aber diese schöne Normalität ist fragil, wie die Absage des Puls Festivals in Bayern im laufenden Betrieb zeigt. Wie bewerten Sie die 11. Ausgabe Ihres Festivals?

Timo Kumpf: Für den Moment war das schon „back to normal“ – zurück zur Normalität. Die Besucherzahlen sind fast wie 2019. Das finde ich sensationell, weil viele andere Konzerte bei nicht mal 50 Prozent stehen, und wir immer noch eine riesige Krise haben. Und wir haben dieselbe Resonanz wie vor der Pandemie. Wobei ich nicht weiß, ob’s nur an der Veranstaltung an sich liegt – oder am diesjährigen Programm, das im Normalfall Monate vorher ausverkauft wäre. Das war ja noch mal deutlich prominenter als je zuvor.

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Dann wird 2023 auf jeden Fall ein Maifeld Derby stattfinden – trotz der zu erwartenden Unterdeckung beim Zeltfestival Rhein-Neckar? Für dessen 14 Termine hatten Sie mindestens 50 000 Fans erhofft.

Kumpf: Es werden wohl 40 000 und wir werden rauskommen. Ansonsten sind die Zeiten vorbei, wo ich Sonntagnacht nach dem Derby euphorisch  „auf jeden Fall“ sage. Das hat nicht nur mit der Krise zu tun, sondern damit, dass ich Dinge mehr hinterfrage als früher. Ich habe keinen Drive mehr, grundlegende Entscheidungen zu treffen, bevor die wichtigen Parameter geklärt sind. Für das Maifeld Derby ist eine Institutionalisierung der Förderung in Höhe von 100 000 Euro durch die Stadt Mannheim das A und O. Dass diese beim zweiten Mal in dieser Ausnahmesituation halbiert wurde, ist in der aktuellen Lage nachvollziehbar, und ich konnte das einmalig durch Mittel von Bund und Land kompensieren. Allerdings: Um das Festival dauerhaft zu erhalten, braucht es Planungssicherheit. Denn durch diese zuletzt halbwegs abgesicherte Basis konnte ich entspannter und strukturierter an die Sache herangehen. Das hat mir eine Ruhe gegeben, dass ich so fokussiert arbeiten konnte wie noch nie. Sonst hätte ich diesen Kraftakt nicht geschafft. Es ist unabdingbar, dass so ein inhaltliches und nichtkommerziell orientiertes Format wie das Maifeld Derby gefördert wird. Zumal die Lage heute insgesamt viel ernster ist, als vor zwei Jahren. Wir haben das die Wochen vor den Festivals alles krass zu spüren bekommen: Pandemiebedingter Personalmangel, weil viele Leute den Job gewechselt haben, kurzfristige Absagen wegen Quarantäne, dann Materialmangel ohne Ende, teilweise kriegsbedingt – das habe ich so nicht kommen sehen.

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Wie wirkte sich das aus? Auffällig war ja, dass am Sonntag ein Bierstand nach dem anderen zugemacht hat

Kumpf: Das lag vor allem daran, dass die Leute gut getrunken haben bei dem Wetter (lacht). Eine Biersorte war einfach alle. Und ich glaube, wir müssen uns alle daran gewöhnen, dass nicht mehr alles immer im Überfluss verfügbar ist. Mich haben jedenfalls keine Beschwerden erreicht. Es gab ja noch genügend Alternativen. Die Lieferschwierigkeiten gingen damit los, dass kein Aperol zu bekommen war, weil die Flaschen in Russland hergestellt werden. Autoteile waren nicht lieferbar, weil sie irgendwo in Shanghai hängen. Mir wurden die lange gebuchten Toiletten abgesagt, so dass ich in ganz Deutschland suchen und 20 000 Euro mehr bezahlen musste als bisher. Dazu kommt: Die Leute haben weniger Geld, es wird mehr Armut geben. So wurde uns zum Beispiel ein zugesagter Mietbus abgesagt, weil er geklaut wurde. Und mein eigenes, kleines Auto wurde zeitgleich vor der Werkstatt aufgebrochen. Und ich fürchte, dass das alles kein Zufall ist.

 

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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