Interview

Rekorde beim siebten Guitar Summit in Mannheim

Veranstalter Florian Stolpe von „Gitarre & Bass“ zieht Bilanz der siebten Auflage von Europas größtem Event für Saiteninstrumente. Und er blickt voraus auf die Ausgabe 2026.

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Beim Guitar Summit sind abends Konzerte internationaler Instrumental-Stars das Programm ab. Hier jammt Andy Wood (links) mit Fusion-Star Andy Timmons beim All-Star-Konzert im Mozartsaal. © Joris Henke

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Guitar Summit in Mannheim verzeichnete 14.600 Besucher und setzte einen neuen Rekord.
  • Veranstalter Florian Stolpe zieht eine positive Bilanz und plant die nächste Ausgabe 2026.
  • Highlights waren internationale Gäste , Workshops und einzigartige Instrumente .

Mannheim. Tageskarten, Festivalpässe, VIP-Gäste, Ausstellende, Künstlerinnen und Künstler – für eine genaue Bilanz des im Mannheimer Rosengarten heimisch gewordenen Guitar Summits sind immer ein paar Tage nötig. Veranstalter Florian Stolpe, Chefredakteur des Fachmagazins „Gitarre & Bass“ kann im Interview mit 14.600 Besuchenden und rund 600 Marken neue Rekorde verkünden und blickt voraus auf die achte Ausgabe von Europas größtem Event für Saiteninstrumente . Mehr unter guitarsummit.de

Herr Stolpe, während des Guitar Summits im Mannheimer Rosengarten Ende September waren Sie schon sehr zufrieden mit der siebten Ausgabe. Wie fällt das endgültige Fazit aus?

Florian Stolpe: Wir haben jetzt die finalen Zahlen: 14.600 Besucherinnen und Besucher waren beim Guitar Summit 2025 dabei, so viele wie noch nie. Der Anteil internationaler Gäste ist weiter gestiegen, und etwa 30 Prozent der Besucherinnen und Besucher waren zum ersten Mal da. Mit über 600 Marken aus mehr als 50 Ländern war auch die Ausstellerseite so stark besetzt wie nie zuvor. Das Programm war mit über 110 Workshops und 25 Masterclasses voll, und viele der Masterclasses schon im Vorfeld ausverkauft. Kurz gesagt: Mehr Besucher, mehr internationale Beteiligung, mehr Energie. Der Summit war 2025 auf allen Ebenen ein voller Erfolg – und für uns die bislang stärkste Ausgabe.

Ein Teil des Teams hinter dem Guitar Summit um Florian Stolpe (2. von links). © Joris Henke

Was war Ihr persönliches Highlight-Instrument? Auch die Steampunk-Gitarre aus Mannheim?

Stolpe: Mein persönliches Highlight-Instrument? Puh, das ist echt schwer zu sagen. Während der Veranstaltung selbst habe ich ehrlich gesagt kaum die Ruhe, wirklich mal in aller Gelassenheit durch die Hallen zu schlendern und Instrumente auszuprobieren – meistens passiert das, wenn überhaupt, frühmorgens, bevor die Türen aufgehen. Und dann ist das ja auch immer sehr geschmacksabhängig – da hat jeder so seine eigenen Vorlieben. Aber es gab wieder richtig viele spannende Sachen. Besonders Vidar Guitars fand ich stark – ein junger Gitarrenbauer aus Deutschland. Und dann war da noch jemand, der sonst eigentlich Effektpedale baut – Lichtlaerm – und diesmal seine erste eigene Gitarre dabei hatte. Die fand ich richtig beeindruckend, weil sie sehr eigenständig war. Also, ein einzelnes Lieblingsinstrument zu nennen, ist schwierig – aber genau das macht den Summit ja auch aus: Man entdeckt ständig neue Dinge, die einen überraschen.

Der Mannheimer Gitarrenbauer Mathias Herbst präsentierte mit diesem Steampunk-Modell eines der originellsten Instrumente beim Guitar Summit 2025. © Markus Pro§witz | masterpress

Kann man sagen, was das teuerste Instrument war, das in diesem Jahr verkauft wurde?

Stolpe: Der Guitar Summit ist ja keine Verkaufsshow, bei uns geht‘s in erster Linie ums Erleben, Ausprobieren und den Austausch. Aber wenn man nach dem teuersten Stück sucht, dann wäre man ziemlich sicher am Stand von Jens Ritter fündig geworden. Jens ist ja quasi ein Lokalheld – er kommt aus Deidesheim, also direkt aus der Metropolregion Rhein-Neckar, und ist seit der allerersten Ausgabe mit dabei. Seine Instrumente sind ohnehin ein eigenes Kapitel Gitarrengeschichte: außergewöhnliche Formen, edelste Materialien, jedes Stück ein echtes Unikat zwischen Instrument und Kunstwerk.

Sie legen es nicht unbedingt darauf an, die Tageskapazität von 8000 Besucherinnen und Besuchern voll auszureizen. Wie nahe waren Sie dieser Grenze am Samstag ungefähr? Da habe ich zum ersten Mal gehört, dass es manchen Leuten zu voll war.

Stolpe: Tatsächlich hatten wir am Samstag noch ein bisschen Luft nach oben, aber klar – da war schon richtig was los. Gerade bei den Workshops mit bekannten Artists hat‘s sich teilweise ordentlich geknubbelt, da standen die Leute dann auch mal Schlange, um reinzukommen. Der Samstag ist traditionell unser stärkster Tag, aber schon am Freitag war‘s sehr gut gefüllt, und selbst am Sonntag war noch ordentlich Betrieb in den Gängen und Räumen. Wir sind also sehr zufrieden mit der Auslastung – das war genau das Maß, bei dem eine richtig gute Stimmung entsteht, ohne dass es unangenehm wird.

Voll, aber nicht gedrängt: So lief es an den Ständen des Guitar Summit 2025. © Markus Proßwitz | masterpress

Man hört von Ausstellenden, Kreativen und Besuchenden nur Gutes über den Guitar Summit. Nur die Beschilderung der Veranstaltungsräume lässt hier und da zu wünschen übrig. Kann man das im verschachtelten Rosengarten überhaupt optimieren, wenn man wie der Guitar Summit das komplette Gebäude nutzt?

Stolpe (lacht): Ja, das Thema kennen wir natürlich – und wir nehmen das auch jedes Jahr ernst. Wir sind jetzt im siebten Jahr im Rosengarten und kennen das Gebäude wirklich in- und auswendig. Trotzdem ist es eben kein einfacher Grundriss, sondern ein ziemlich verwinkeltes, charmantes Haus. Und genau das macht den Rosengarten ja auch aus. Wir tun wirklich viel, um die Orientierung so einfach wie möglich zu machen: Es gibt übersichtliche Pläne an vielen Stellen, im Programmheft sind alle Ebenen mit Wegbeschreibungen aufgeführt, wir nutzen sämtliche Screens im Haus als Wegweiser und drucken zusätzlich eigene Beschilderungen. Selbst in den Aufzügen sind Marker, damit man direkt sieht, welche Ebene wohin führt.

Trotzdem sucht man manchmal lange, speziell nach den Bühnen in geschlossenen Räumen…

Stolpe: Natürlich ist es manchmal ein bisschen wuselig, beim Aufbau genauso wie für Besucherinnen und Besucher. Aber wir hören auch oft, dass viele genau das mögen: Man entdeckt immer wieder neue Ecken, kleine Stände oder Bühnen, mit denen man gar nicht gerechnet hat. Das hat einfach einen anderen Charme, als wenn man durch eine sterile Messehalle läuft und weiß: „Okay, Gang 1 bis 8, fertig, tschüss.“ Also ja, es bleibt eine kleine Herausforderung, aber wir nehmen das Feedback jedes Jahr auf und feilen ständig am Leitsystem. Und am Ende sind sich eigentlich alle einig: Die Location Rosengarten ist es wert.

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Wo sehen Sie selbst Optimierungsbedarf?

Stolpe: Wir sind jetzt im siebten Jahr, und mittlerweile läuft das Ganze wirklich ziemlich rund. Wir haben seit Jahren ein eingespieltes Team, auf unserer Seite wie auch beim Rosengarten, und da greift inzwischen alles wie ein Uhrwerk ineinander. Trotzdem gibt‘s natürlich immer Dinge, die man noch besser machen kann. Nach jedem Summit gehen wir mit seitenweise Notizen nach Hause, mit Ideen, was wir fürs nächste Mal anpacken wollen. Ein Beispiel: Wir hatten den Einlass eigentlich optimiert, aber am Freitagmorgen hat‘s trotzdem zu lange gedauert. Da haben wir selbst mit am Eingang gestanden, Bändchen geklebt und Tickets gescannt. Am Samstag lief‘s dann schon deutlich besser. Wir sind da wirklich ständig dran – wir holen uns Feedback von Ausstellern und Besucherinnen und Besuchern, werten das aus und schauen, was wir beim nächsten Mal noch feiner abstimmen können. Unser Ziel bleibt, dass der Summit für alle ein möglichst angenehmes, stressfreies und schönes Erlebnis ist.

Gibt es Wunschkünstler? Können Sie schon einen Ausblick auf das musikalische Programm 2026 geben?

Stolpe: Einen konkreten Ausblick auf 2026 kann ich ehrlich gesagt noch nicht geben. Wir stecken natürlich schon mitten in der Planung, aber zum jetzigen Zeitpunkt ist da noch nichts spruchreif. Natürlich hat jeder von uns so seine persönlichen Favoriten auf der Liste, aber das wäre jetzt wirklich schwierig, da schon Namen zu nennen. Wir hatten ja in den letzten Jahren schon unglaublich viele große Künstlerinnen und Künstler da, von Tommy Emmanuel bis Paul Gilbert, und trotzdem gibt‘s noch viele, die wir gerne mal hier sehen würden. Aber genau das macht‘s ja auch spannend: Es ist jedes Jahr ein bisschen anders, immer wieder überraschend – und wir sind selbst schon gespannt, welche Türen sich für 2026 öffnen.

Für die Ausgabe 2024 hatten Sie sich einiges vorgenommen und umgesetzt – etwa mit dem Summit stärker in die Stadt hineinzuwirken. Es gab auch ein Kinderprogramm, schwerpunktmäßig am ruhigeren Sonntag. Hat sich beides nicht bewährt oder warum haben Sie es 2025 nicht fortgesetzt?

Stolpe: Den Summit in die Stadt zu tragen, war in erster Linie das Projekt unserer Kooperationspartner hier von der Stadt Mannheim, und die haben da ja auch vieles schon toll umgesetzt. Es gab zum Beispiel in der Woche vor dem Summit ein eigenes Workshop-Programm für Musikerinnen und Musiker, vom Einsteiger bis zum Fortgeschrittenen. Und schon im letzten Jahr gab‘s ja ein Pre-Opening-Konzert im Motel One inklusive Jam Session. Das gab es auch in diesem Jahr. Das waren richtig schöne Aktionen, und ich bin mir sicher, dass die Kolleginnen und Kollegen das in Zukunft noch weiter ausbauen werden.

Und der Kinder-Schwerpunkt?

Stolpe: Was den Kindersonntag betrifft – das war eine schöne Sache, die wir ein paar Jahre lang gemacht haben. Das Thema hatte sich aber irgendwann ein bisschen auserzählt, und wir wollten einfach mal wieder etwas Neues ausprobieren. Dieses Jahr haben wir am Sonntag stattdessen ein hochkarätiges Workshop-Programm gefahren, genauso wie an den anderen Tagen, und das wurde richtig gut angenommen, der Rosengarten war auch sonntags gut besucht. Das heißt aber nicht, dass wir künftig nichts Neues mehr machen, ganz im Gegenteil. Wir sind da total offen, immer wieder neue Formate zu testen. Der Sonntag bleibt bewusst etwas günstiger im Eintritt, damit sich auch Leute, die vielleicht nur mal reinschnuppern wollen, alles in Ruhe anschauen können. Dieses Konzept hat dieses Jahr gut funktioniert – aber wir bleiben flexibel und schauen einfach, was sich für die Zukunft anbietet.

Zum Guitar Summit

  • Der Guitar Summit ist eine Fachmesse mit dem Schwerpunkt auf Saiteninstrumenten , insbesondere E-, Bass- und Akustik-Gitarren, Verstärker, Effektpedale sowie Zubehör.
  • „Europe’s biggestes Guitar Show“ läuft seit 2017 jährlich am letzten Wochenende im September drei Tage lang im Mannheimer Rosengarten . Der Guitar Summit ist das einzige Event, dass das komplette Kongresszentrum nutzt.
  • Veranstalter ist das Fachmagazin „Gitarre & Bass“ um Chefredakteur Florian Stolpe - mit Unterstützung der Stadt Mannheim und der mg: mannheimer gründungszentren gmbh.
  • Die 2025er-Auflage übertraf die Rekorde vom Vorjahr (13.800 Gäste, 550 Marken): 14.600 Besucherinnen und Besuchern präsentierten sich rund 600 Marken aus mehr als 50 Ländern. Das Programm umfasste neben Konzerten auf sieben Bühnen über 110 Workshops und 25 Masterclasses.
  • Die achte Auflage des Guitar Summit läuft vom 25. bis 27. September 2026 . Vorverkauf und mehr unter guitarsummit.de

Sie sind Chefredakteur des Fachmagazins „Gitarre & Bass“. Wie viel Ihrer Jahresarbeitszeit geht für den Guitar Summit drauf?

Stolpe: Der Guitar Summit ist wirklich eine absolute Teamleistung. Auch wenn natürlich jede und jeder von uns klare Aufgabenbereiche hat, sind letztlich alle beteiligt, von der Redaktion über die Eventplanung bis zur Kommunikation. Wir sind in der Kerntruppe neun Leute, und da greift alles ineinander. „Gitarre & Bass“ bleibt natürlich ein zentrales Thema, aber den Summit kann man da gar nicht 100-prozentig sauber abtrennen. Das läuft parallel und eng verzahnt. Wenn man bedenkt, dass es ihn vor sieben Jahren noch gar nicht gab, nimmt er heute schon einen großen Teil meiner Arbeitszeit ein. Im Grunde ist der Guitar Summit die Verlängerung unseres Magazins in die echte Welt. Beim Magazin geht‘s um Wissen, Leidenschaft und Begeisterung für Musik. Und beim Summit kommt eben die Mensch-zu-Mensch-Komponente dazu.

Viele Medien kriseln wirtschaftlich. Stützt der Guitar Summit Ihr Magazin finanziell – oder ist es umgekehrt?

Stolpe: Klar, Printmedien haben‘s momentan schwer – das merken Sie als Tageszeitung ja sicher auch. Als wir mit dem Guitar Summit angefangen haben, war‘s natürlich so, dass das Magazin den Summit gestützt hat, einfach weil es den Summit ja noch gar nicht gab und wir erstmal was aufbauen mussten. Mittlerweile laufen aber beide Projekte wirtschaftlich eigenständig und stabil. „Gitarre & Bass“ ist nach wie vor das größte und inzwischen auch das letzte deutschsprachige Gitarrenmagazin, und wir haben zum Glück eine treue Leserschaft, die uns seit Jahren begleitet. Inhaltlich befruchten sich Magazin und Summit natürlich gegenseitig. Beide Projekte greifen ineinander, und das funktioniert richtig gut. Wir haben bei Gitarre & Bass außerdem früh angefangen, digitale Formate aufzubauen: Newsletter, Online-Angebote, und seit einiger Zeit unsere eigene Guitar Summit Academy, also im Grunde eine Online-Schule für Gitarristinnen und Bassisten. Da gibt‘s zum Beispiel einen zehnstündigen Blues-Gitarrenkurs mit Thomas Blug, einen Instrumenten-Setup-Kurs mit David Jordan von Long Distance Calling, ganz neu den Basskurs mit Lars Lehmann, und demnächst folgt noch ein Akustik-Gitarren-Workshop mit Sophie Chassée. Das alles greift wunderbar ineinander: Magazin, Summit, Academy – unterschiedliche Formate, aber mit der gleichen Leidenschaft. Und genau das hält das ganze Projekt lebendig.

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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