Mannheim. Die Sozialwissenschaftlerin Jutta Allmendinger hat vor einer Abschottung sozialer Kreise in Deutschland gewarnt. Bei ihrer im Nationaltheater gehaltenen „Mannheimer Rede“ plädierte sie gestern für eine Baupolitik, „die systematisch auf die Vernetzung sozialer Kreise und nicht deren Abschottung“ setze. „Wir müssen darauf achten, dass die neuen Sozialwohnungen auch in Stadtteile von gut Situierten gebaut werden“, sagte die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) vor dem voll besetzten Auditorium des Schauspiels am Goetheplatz.
Nach Ansicht der 61-Jährigen haben sich in Deutschland meinungskonforme Wohlfühlgruppen gebildet. Darin sehe sie eine Gefahr, und „diese gehe weit über die Gefahr einer sich weiter spreizenden sozialen Ungleichheit hinaus“. Diese ergebe sich daraus, dass Partnerschaften von gut gestellten Menschen zu einer Anhäufung von Vermögen führten und Partnerschaften von Menschen mit Niedriglohn zu einer Verdoppelung von sozialen Risiken. Sie appellierte, auf „vielen Gebieten in die Bildung der Menschen“ zu investieren.
„Sie hat viele Beispiele genannt, die mit ihrem Leben als Frau zu tun haben, und die ungleichen Chancen in der Gesellschaft in den Mittelpunkt gestellt“, sagte Mannheims Umweltbürgermeisterin Felicitas Kubala (Grüne).
Die in Mannheim geborene Allmendinger war nach Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), UFA-Chef Nico Hofmann und dem ehemaligen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert (CDU) der vierte Gast der Reihe. Die „Mannheimer Reden“ sind eine gemeinsame Aktion des Nationaltheaters Mannheim und der SRH Heidelberg. Diese Zeitung ist Medienpartner der Vortragsreihe. Die Reihe wird vom designierten Schauspielintendanten Christian Holtzhauer in ähnlicher Form weitergeführt.
Jutta Allmendinger wurde am 26. September 1956 in Mannheim geboren, wo sie Soziologie und Sozialwissenschaften studierte. Die vielfach ausgezeichnete Forscherin ist Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) und Professorin für Bildungssoziologie und Arbeitsmarktforschung an der Humboldt-Universität.
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