Kommentar Theater ohne Theater

Opernchef Albrecht Puhlmann muss noch mal ein Jahr Musiktheater ohne Spielstätte machen. Er lässt sich einiges einfallen. Aber Populäres, das andere soziale Schichten und Jüngere anspricht, fehlt

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Stefan M. Dettlinger
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Klar, es ist nicht einfach, ohne Theater Theater zu machen – Musiktheater zumal. Der Goetheplatz ist voller Schutt und Asche. Die Ersatzspielstätte Opal haben die Baustellengötter verlassen. Alle anderen Orte sind – gelinde gesagt – suboptimal. Da hülfe nur: Aus der Not eine Tugend machen und Richard Wagners Ausruf folgen: „Kinder, schafft Neues!“

Es geht wieder was in der Mannheimer Oper – aber zu wenige bekommen es mit.

Opernintendant Albrecht Puhlmann tut das bereits ausreichend, hört man ihm zu. Er spricht von 160 Vorstellungen in der laufenden und der kommenden Saison – die NTM-Oper spielt demnach jeden zweiten Tag. Wer nachzählt, kann das bestätigen. Es geht wieder was in der Mannheimer Oper – aber zu wenige bekommen es mit.

Ob das die nächste Saison verändern kann? Sicher, es sind gute, schöne und wichtige Werke dabei. Sicher, mit zwei Uraufführungen („Dark Fall“, „Der Fremde“) und der „Fledermaus“ fischt man auch am Rand der Gattung nach Publikum. Und sicher, selbst ein partizipatives Format mit Thomas Jesatko („Der Wal“) ist am Start und geht in Schulen und Vereine. Was dem Spielplan des Musiktheaters aber fehlt, ist, was Christian Holtzhauer im Sprechtheater vielleicht etwas überstrapaziert: das aktuelle Populäre, das auch andere soziale Schichten und jüngere Jahrgänge in der multikulturellen Gesellschaft anspricht.

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Es gibt hier kein Jubeln und kein Schönreden. Was Puhlmann tut, ist Mängelverwaltung. Darum beneidet ihn niemand. Aber ein bisschen mehr Blick auf die Welt dort draußen auf den Straßen täte gut – und wäre wohl existenziell.

Ressortleitung Stefan M. Dettlinger leitet das Kulturressort des „MM“ seit 2006.