Mannheim. „Turandot“, „Die Fledermaus“, „Boris Godunow“, „Die Räuber“, „Ariadne auf Naxos“, „La Traviata“ und „Don Giovanni“ - so viel Mainstream in einem Premierenjahrgang war selten in Mannheims Oper. Deren Intendant Albrecht Puhlmann braucht auch Publikum, das zuletzt zu den „Hugenotten“, „Dido and Aeneas“ und „Lighthouse“ nicht in Scharen strömte. Das lag an den Orten (Pfalzbau, Schildkrötfabrik), die vom NTM-Operngänger offenbar nicht gern frequentiert werden. Es lag aber auch an der Werkauswahl.
"Gudonow" als einzige richtige Produktion
Hinzu kommt, dass immerhin vier der erwähnten sieben Kracher auch noch inszeniert werden. Als einzige richtig große Produktion kommt Modest Mussorgskys musikalisches Volksdrama „Godunow“ nach Alexander Puschkin auf die Bühne des Ludwigshafener Pfalzbaus, mit dessen Intendant Tilman Gersch man sich für die kommende Spielzeit offenbar auf zwei Wochen Spielzeit plus Probenzeit davor geeinigt hat. Mussorgskys knapp 200 Minuten lang Werk wird von Lorenzo Fiorini inszeniert und von 28. Januar bis 11. Februar 2024 zu sehen sein.
Wie Luise Kautz und Yona Kim Verdis „La Traviata“ (Kautz) und Strauss’ „Ariadne auf Naxos“ (Kim) in der schönen, aber doch schwer zu bespielenden Alten Schildkrötfabrik inszenieren werden, wird spannend. Hingegen dürfen Mozart-Fans sich schon mal auf den 27. Juni 2024 freuen: Da kommt nämlich Mozarts und Da Pontes Triebtäter „Don Giovanni“ auf die Bühne des Schlosstheaters - in der Deutung des Schweden Alexander Mørk-Eidem. Es handelt sich, wie zuletzt auch bei „Così fan tutte“, um eine Koproduktion mit dem Nationaltheater Prag. Im Rahmen des Mannheimer Sommers findet das statt, doch leider gibt es, aus technischen Gründen, wie Puhlmann mitteilt, keinen Da-Ponte-Zyklus innerhalb des Festivals.
Ein Oratorium von Vivaldi
Im Musensaal sind drei Opernproduktionen geplant: neben einer halbszenischen „Fledermaus“ (ab 31.12.) auch Puccinis „Turandot“ und Verdis Schiller-Oper „I masnadieri“ (Die Räuber). Halbszenisch können die beiden nicht auch noch umgesetzt werden, weil der m:con-Saal einfach nicht so oft gebucht ( bezahlt) werden kann. Die beiden Uraufführungen „Dark Fall“ nach Goethes „Wahlverwandtschaften“ von Hans Thomalla (Rokokotheater) und „Der Fremde“ nach Albert Camus’ berühmtem Roman von Cecilia Arditto Delsoglio (Werkhaus) runden das Programm genauso ab wie das partizipative Musiktheaterprojekt „Der Wal“ und „Juditha triumphans“ von Vivaldi. Das Oratorium erzählt von der Köpfung General Holofernes’, der Judith zur gemeinsamen sexuellen Aktivität zwingen wollte. Puhlmanns langjähriger Weggefährte und Regiestar Calixto Bieito ist sicherlich der Richtige für diese Produktion in der Alten Schildkrötfabrik.
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Daneben wird es noch andere Dinge geben. Der Musiksalon wird genau so weitergeführt wie die Familienkonzerte, und da Orchestermusiker Detlef Grooß sehr aktiv in Sachen Nachhaltigkeit ist, wird es auch eine ganze Veranstaltungsreihe zum Thema geben: „greeNTO“ - gefördert durch das Programm „Exzellente Orchesterlandschaft“. Man kann es nur immer wieder wiederholen: Wer dieses Theater Ende der 2020er Jahre noch so haben will, wie es 2022 war, sollte, nein, muss hingehen.
Info: 0621/1680 150 und nationaltheater-mannheim.de
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Nationaltheater Mannheims Schauspiel stellt sich spürbar breiter auf