Planungsstand - Bisher erst wenige neue Probebühnen bezogen / Bauarbeiten in Neckarau begonnen / Idee eines hölzernen Provisoriums vom Tisch

Noch viele Fragezeichen bei den Ersatzspielstätten

Von 
Peter W. Ragge
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Am Goetheplatz kann es erst losgehen, wenn anderswo Ersatz da ist – als Lager für Requisiten und Kulissen, für Proben und Vorstellungen. Zwar sollte an einigen Stellen „kurzfristig“ oder gar „bereits in der kommenden Sommerpause 2019“ gebaut werden, hieß es im Dezember 2018 gegenüber dem Gemeinderat. Doch das hat überwiegend nicht geklappt. Der Sachstand im Überblick:

Probezentrum Neckarau

In dem alten „Schildkröt“-Gebäude, das derzeit das Schauspiel und der Kostümfundus nutzen, sollen während der Generalsanierung Orchester und Chor proben, Büros, Lager und Werkstätten einziehen. Dafür sind aber Umbau und Erweiterung nötig im Hinblick auf Arbeitsstättenrichtlinien und Brandschutz. Das sollte längst fertig sein. Aber wegen der, so die Verwaltung, „stark angespannten Marktlage im Baugewerbe“ fand sich für den Zeitpunkt und das bewilligte Geld keine Baufirma. Daher laufen die Arbeiten erst seit Mai, Anfang 2022 sollen sie fertig sein. Kosten nach derzeitigem Stand: 12,3 Millionen Euro.

Probebühnen

Das Junge Nationaltheater nutzt daher schon jetzt zwei Probebühnen in einem früheren Gebäude der Firma Luschka und Wagenmann im Hafen. Die Oper hat bereits seit April die ehemalige Turnhalle der Elementary School in Benjamin-Franklin-Village angemietet. Zusammen kosteten die Umbauten 370 000 Euro. Für das Schauspiel sollte auch auf Benjamin-Franklin-Village eine Lösung gesucht werden – doch die dafür zuständige städtische Tochter MWSP konnte die frühere Schul-Aula erst ab 2021 zur Verfügung stellen. Das wäre zu spät gewesen, . Deshalb wurde jetzt ab September 2020 eine ehemalige Industriehalle von Alstom/GE von dem dortigen Projektentwickler Aurelis angemietet., dazu Container für Umkleide- und Sanitärräume. Mietkosten bis 2027 insgesamt: 1,75 Millionen Euro.

Zentrallager im Hafen

Das Theater hat die ehemalige Fläche der Firma Luschka und Wagenmann im Hafen für 30 Jahre angemietet. Anstelle der alten Hallen soll ein neues Zentrallager für das Theater entstehen. Einen Architektenwettbewerb gab es, derzeit läuft die Entwurfsplanung. Zuletzt war von 14 bis 17 Millionen Euro Kosten die Rede. Für den Bau ist eine europaweite Ausschreibung nötig. Vor 2022 kann daher der Bau nicht beginnen – das Lager wird also nicht fertig, bis der Fundus in der Goethestraße ausgeräumt werden muss. Jetzt sucht man Zwischenlösungen.

Altes Kino

Für Schauspiel und Tanz soll das alte Kino der Amerikaner in Benjamin-Franklin-Village umgebaut und später dann als Kulturzentrum für den neuen Stadtteil genutzt werden. Bauherr ist die städtische Tochter MWSP, das Theater wäre Mieter. Noch gibt es aber keinen Vertrag, geschweige denn einen Baubeginn.

Pfalzbau

In Ludwigshafen will das Nationaltheater während der Sanierungsphase seinen Repertoirebetrieb aufrecht erhalten – denn nur dort gibt es einen Bühnenturm. Allerdings gibt es noch keine Einigung über die Miethöhe, keinen Vertrag.

Rosengarten/Schwetzingen

Sicher ist, dass im Musensaal konzertante Aufführungen laufen und zwei Neuinszenierungen im Rokoko-Theater Schwetzingen über die Bühne gehen.

Temporärer Bau

Die Idee, ein Theaterzelt wie in Heidelberg zu errichten, ist schon länger vom Tisch. Dennoch braucht die Oper eine eigene Hauptspielstätte, wo es flexibel ist. Man untersuchte daher einen „temporären Bau“ auf der Fläche beim Technoseum/Parkplatz Theodor-Heuss-Anlage, die zuletzt vom Oktoberfest genutzt wurde. Gedacht war an das Theaterprovisorium aus Holz, das 2016 bis Anfang 2019 als Ersatz für das Grand Théâtre Genf und zuvor als Interimsbau der Comédie Française in Paris diente. Aber es zeigte sich, dass das nach deutschen Brandschutz- und Bauvorschriften nicht geht.

Trafowerk

Derzeit im Gespräch ist die große, hohe Industriehalle einer Spedition in der Boveristraße in Käfertal, „Trafowerk“ genannt. „Das Nationaltheater hat daran Interesse und führt dazu mit dem Eigentümer Gespräche,“ bestätigt Bürgermeister Michael Grötsch. Es gebe aber noch keinen Mietvertrag. Widerstand haben Künstler angekündigt, die dort Ateliers unterhalten.

Redaktion Chefreporter

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