Mannheim. Es wird knapp, aber derzeit lassen sich die Zeitpläne einhalten. So kann man zusammenfassen, was jetzt Architekt Marcus Augsburger, Leiter der Geschäftsstelle für die Generalsanierung des Nationaltheaters, dem Kulturausschuss über Bau und Anmietung der Ersatzspielstätten und die Bauarbeiten am Goetheplatz gesagt hat. Hier ein Überblick:
Ehemaliges Kino
Das alte Kino der Amerikaner in der früheren US-Wohnsiedlung Benjamin-Franklin-Village ist schon lange als Ersatzspielstätte für Schauspiel und Tanz mit 500 Plätzen geplant. Bauherr ist die städtische Tochter MWSP, der das Gebäude gehört. Mit ihr hat die Stadt im Juni einen Vertrag geschlossen, daraufhin beauftragte die MWSP eine Arbeitsgemeinschaft mit dem Umbau. Das Nationaltheater wird Mieter. Derzeit laufen die Absprachen zur nötigen Bühnentechnik und speziellen Anforderungen des Theaters, „was nicht ganz einfach ist“, wie Augsburger andeutete. Die MWSP habe aber „zugesichert“, dass das Gebäude dem Theater zum Spielzeitbeginn 2022/23 übergeben werde. Für Kulissen muss zudem in der Nähe ein Lager angemietet werden. Dazu werde derzeit eine Fläche im Columbusquartier untersucht, sagte er.
Temporärer Bau
Für Oper und große Ballettaufführungen soll eine weitere, ständig nutzbare Ersatzspielstätte auf dem zuletzt für das Oktoberfest genutzten Areal an der Theodor-Heuss-Anlage zwischen Technoseum und Carl-Benz-Stadion entstehen. Der Auftrag ist an die Messe- und Eventbaufirma Metron Vilshofen erteilt, die auch mit dem Abbau des Theaterprovisoriums „Opéra des Nations“ (OdN) vom Grand Théâtre Genf befasst war und sonst große Stände für den Genfer Autosalon konstruiert. Geplant ist eine Leichtbauhalle für 800 Zuschauer, Orchestergraben, Bühne mit Drehscheibe, zweigeschossigem Foyer und Künstlergarderoben - alles in Modulbauweise. Noch im Oktober laufe die Baugrunduntersuchung. Der Start der Erschließungsarbeiten - derzeit liegen da weder Strom- noch Wasserleitungen - soll im Dezember sein, die Fertigstellung gab Augsburger mit „Herbst 2022“ an.
Probebühne Neckarau
Die bisher schon vom Schauspiel genutzte Probebühne Neckarau in einem alten „Schildkröt“-Bau soll für die Zeit der Generalsanierung auch Orchester- und Chorprobensaal sowie Stimmzimmer und vieles mehr aufnehmen, was derzeit am Goetheplatz stattfindet. Die Bauarbeiten laufen, aber es gibt eine „Vielzahl unvorhersehbarer Zusatzkosten aufgrund schwacher Bausubstanz“, wie Augsburger sagte - ohne eine Summe zu nennen. Zudem machten den Baufirmen Lieferengpässe und Kostensteigerungen beim Material sowie Schwierigkeiten durch die Corona-Pandemie zu schaffen. „Zur Zeit“ sei der Zeitplan, der eine Nutzung des Gebäudes ab Spielzeitbeginn 2022 vorsehe, aber einzuhalten, versicherte Augsburger: „Momentan ist es zu schaffen.“
Spielhaus-Sanierung
Derzeit laufen die Ausführungsplanung und die Vorbereitung der Baustellenlogistik. Weil es, so Augsburger, „ein paar kleinere Änderungen“ bei den unterirdisch angeordneten Proberäumen gegeben habe, müsse die Baugenehmigung neu beantragt werden - doch das sei kein Problem. Der Start der Bauarbeiten am Goetheplatz ist nach wie vor nach der laufenden Spielzeit, also im Herbst 2022, geplant. Demnächst soll der Auftrag für das Projektmanagement vergeben werden. Anfang Januar nächsten Jahres will die Stadt die Anwohner informieren, was während der vermutlich fünfjährigen Bauzeit auf sie zukommt.
Zentrallager
Größere Schwierigkeiten gibt es offenbar im Hafen. Das Theater hat die ehemalige Fläche der Firma Luschka und Wagenmann für 30 Jahre angemietet. Einen Architektenwettbewerb gab es, der Auftrag wurde im Juni erteilt. Er ging an die Arbeitsgemeinschaft der Architekturbüros Molter Linnemann + Gehbauer Helten Bickel, die als Sieger aus dem Realisierungswettbewerb hervorgegangen sind. Doch nun stellte sich bei Baugrunduntersuchungen sowie der Auswertung von Luftbildern der 1920er Jahre heraus, dass dort, wo ein Hochregallager für Kulissen gebaut werden soll, früher ein Kanal vom Hafen verlief, der zugeschüttet worden ist. Daher müsse man die Gründung und die Statik anpassen, um Setzungen zu vermeiden - was zu Mehrkosten führen wird.
Anmietungen
Mit dem Rokokotheater Schwetzingen sei man sich „weitestgehend“ klar, hieß es - da gebe es keine Probleme. Mit dem Pfalzbau Ludwigshafen laufe die Vertragserstellung. Unterschrieben ist aber - Stadträtin Helen Heberer (SPD) hatte eigens nachgefragt - immer noch nichts.
Gastronomie
In der Ersatzspielstätte im alten Kino wie auch in dem temporären Bau auf dem Oktoberfestplatz soll es Gastronomie für Besucher wie auch für die Mitarbeiter geben. Dazu bereitet die Stadt derzeit eine Ausschreibung vor.
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