Kulturpolitik

Nationaltheater Mannheim baut „Opal“ selbst fertig

Nach der Insolvenz der Baufirma, die die Oper-Ersatzspielstätte für die Zeit der NTM-Generalsanierung erichten sollte, will das Theater das nun selbst übernehmen

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Peter W. Ragge
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Derzeit abgesperrt und gesichert: die Baustelle der „Oper am Luisenpark“ in der Theodor-Heuss-Anlage. Bald soll es hier weitergehen. © Thomas Tröster

Jetzt nehmen sie die Sache selbst in die Hand: Nach der Insolvenz des Unternehmens, das die Ersatzspielstätte „Oper am Luisenpark“ (Opal) errichten sollte, will das Nationaltheater den Bau in Eigenregie fertigstellen. Darüber haben Kulturbürgermeister Michael Grötsch und die Intendanz am Donnerstagnachmittag in nichtöffentlicher Sitzung den Kulturausschuss des Gemeinderats unterrichtet. „Wir tun jetzt alles, was möglich ist, um das schnell genug zu Ende zu bauen“, bestätigte Kulturbürgermeister Michael Grötsch auf Anfrage dieser Redaktion.

Laut Tilmann Pröllochs, dem Geschäftsführenden Intendanten des Nationaltheaters, bedeutet diese Aufgabe zwar für sein Team „eine große logistische und personelle Herausforderung“, es sei jedoch „die beste Option, das Gebäude schnellstmöglich fertigstellen zu können“, das sei man dem Theaterpublikum schuldig.

Am 1. Dezember waren Intendanz und Ensemble völlig überrascht worden, dass es auf der Baustelle an der Theodor-Heuss-Anlage nicht weitergeht. Auf der Fläche, auf der früher das Oktoberfest stattfand, sollten nicht nur sämtliche Neuinszenierungen stattfinden. Hinzu kommt ein zweistöckiger, per Verbindungsgang zum Bühnengebäude erreichbarer Container-Bereich mit 132 Räumen, darunter Büros, Einsingzimmer, Garderoben, Werkstätten, Maske, Kostüm, Aufenthaltsbereichen und Sanitäranlagen. Auch diese Flächen fehlen derzeit im Arbeitsalltag der Oper.

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Schon im August 2021 hieß es, dass der geplante Eröffnungstermin am 17. Dezember nicht zu halten sei – wegen Lieferschwierigkeiten. Im Dezember gab es dann einen Baustopp. Die Firma metron Vilshofen GmbH, die als Totalunternehmer verpflichtet war, hatte Insolvenz angemeldet. Das Messebauunternehmen wollte die „Opal“-Stahlhalle eigentlich nur vorübergehend für Mannheim errichten und nach der Generalsanierung des Nationaltheaters an anderer Stelle verwenden.

Inzwischen ist das Insolvenzverfahren eröffnet worden, die Suche nach einem neuen Investor blieb aber bisher erfolglos, und die Mitarbeiter wurden daher entlassen. „Man steckt nicht drin, dass ein Unternehmer so in Schwierigkeiten kommt“, seufzt Pröllochs über die Insolvenz. Dies habe natürlich „einen Knick“ bedeutet beim Versuch des Theaters, trotz Generalsanierung weiterzuspielen, bedauert er.

Aber das Theater hat „gleich nach der Insolvenzanmeldung den Vertrag umgehend gekündigt“, so Marcus Augsburger, Technischer Betriebsleiter der Generalsanierung. Zwar war ein Teil der Baukosten – die Stadt hatte einen Festpreis von 13,5 Millionen Euro netto vereinbart – bereits überwiesen. Doch zugleich vereinbarte die Stadt eine Sicherheitsübereignung, „und damit fiel unser Bau nicht in die Insolvenzmasse“, so Augsburger erleichtert.

Trotz Baustopp engagierte das Theater ferner sofort einen Sicherheitsdienst, der 24 Stunden die Baustelle bewachte. So konnte man verhindern, dass Material entwendet oder auch von Subunternehmern, die vielleicht noch offene Rechnungen bei metron haben, einfach mitgenommen wird.

Schadensersatz wird geprüft

Seit Wochen sichtete ein Team beim Nationaltheater die Baupläne und Verträge. Zugleich wurden nicht nur juristisch alle mögliche Wege geprüft, sondern auch der Zustand des unfertigen Baus. Dafür hat das Theater eigens einen Sachverständigen beauftragt. Er stellte fest, dass der Fertigstellungsgrad, so Augsburger, „höchst unterschiedlich“ ist.

Im Hauptbau, der sich in die Bereiche Hinterbühne, je 20 Meter breite und tiefe Guckkastenbühne, Orchestergraben, Zuschauerraum für knapp 800 Besucher und Foyer gliedert, fehlen noch die Tribüne und die meiste Bühnentechnik. „Drehbühne und ein paar Züge sind aber installiert“, erklärt Augsburger. Im Garderoben- und Künstlerbereich stehe der Innenausbau aus, im Foyer für das Publikum fehlen die ganzen technischen Installationen.

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Nach langer Prüfung ergab sich dann, „dass wir in der Lage sind, anstelle des bisherigen Totalunternehmers einzusteigen, und weiterbauen können“, erklärt Augsburger. Derzeit liefen dazu Gespräche mit den Baufirmen. Einige vorbereitende Arbeiten seien auch bereits angelaufen. Was aber der Weiterbau kosten wird und wie lange er dauert, ist offen. „Dazu brauchen wir noch mindestens vier Wochen, ehe wir das sagen können“, so Augsburger. Sicher ist laut Pröllochs, dass die Ersatzspielstätte nicht mehr in dieser Spielzeit – also bis Sommer – fertig wird. Ob es bis Jahresende klappt und ob die Oper eventuell weiter in der alten Schildkröt-Halle in Neckarau spielt oder an anderen Orten, sei „nicht spruchreif, aber wir machen uns natürlich Gedanken darüber“.

In jedem Fall rechnet man bei der Stadt damit, dass der Bau etwas teurer wird als beim Vertragsabschluss 2021 – schließlich gab es seither eine Baukostensteigerung von 18 Prozent. Aber genau stehe das alles noch nicht fest. Laut Augsburger wird jedoch geprüft, Mehraufwendungen durch die verschobene Eröffnung von „Opal“ bei der Firma metron geltend zu machen. Aber ob dort noch etwas zu holen ist, weiß keiner.

Redaktion Chefreporter

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