Doppelter Glückwunsch ans Nationaltheater: Ab 1. April spielt die Oper in einer Halle der früheren Schildkröt-Fabrik und damit in wirklich schöner, geschichtsträchtiger Umgebung. Und zugleich bringt das Theater den Mut und die Kraft auf, die stillgelegte Baustelle der eigentlich für die Oper vorgesehenen Stahlhalle in der Nähe des Luisenparks von der insolventen Baufirma zu übernehmen.
Das wird anstrengend, ist ein Risiko und eine enorme zusätzliche Belastung für das Team, das die Generalsanierung stemmt. Aber es ist zugleich die einzige Chance, in einem einigermaßen überschaubaren Zeitraum das Problem überhaupt zu lösen. Jetzt zu warten, bis das Insolvenzverfahren abgeschlossen ist und sich vielleicht eine ganz neue Firma findet, die dann in einen bestehenden Vertrag einsteigt, kann viel, viel länger dauern und birgt am Ende doch mehr Unwägbarkeiten, als jetzt selbst zuzupacken und das Projekt zu Ende zu bringen. Insofern ist diese Entscheidung völlig richtig.
Die Insolvenz war Pech; die kann man dem Theater und Stadt nicht anlasten. Schließlich gab es erst unzählige andere, aber fehlgeschlagene Versuche einer Ersatzspielstätte für die Oper – vom hölzerner Interimsbau aus Genf bis zu einer ehemaligen Alstom-Halle. Dann hatte die Idee einer Stahlhalle, die danach anderswo weiterverwertet wird, großen Charme – zumal ein wirklich renommiertes Messebauunternehmen dahinterstand. Dass diese Firma scheitert, konnte keiner voraussehen.
Die jetzt kurzfristig gefundene Lösung in einer Schildkröt-Halle in Neckarau ist auf den ersten Blick toll. Schließlich handelt es sich um einen architektonisch, atmosphärisch und historisch ungewöhnlichen, ja spektakulären Ort. Kurzfristig ist das besser, als wenn die Oper weiter – so wie zuletzt – öffentlich kaum sichtbar und das Ensemble keinesfalls ausgelastet ist. Aber eine Lösung für längere Zeit kann die Neckarauer Halle nicht sein, schließlich ist die Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr abends miserabel.
Letztlich rächt sich jetzt zweierlei: Einmal, dass es – trotz aller Beschwörungen einer besseren Zusammenarbeit in der Metropolregion – nicht gelungen ist, dass Ludwigshafen den Mannheimern öfter längere Zeiträume im Pfalzbau einräumt. Und es war auch ein Fehler, dass die Theaterleitung die Anregung der SPD im Kulturausschuss, doch öfter in den Kulturhäusern der Stadtteile zu spielen, mit Ausnahme von Käfertal einfach abgelehnt hat. Da wäre nämlich viel mehr Präsenz des Theaters möglich.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Das Mannheimer Theater und seine Raumprobleme
Peter W. Ragge findet es richtig, dass das Nationaltheater Mannheim jetzt die Ersatzspielstätte am Luisenpark selbst zu Ende baut