Nationaltheater

Abschied vom Goetheplatz - Festwochenende am Mannheimer Nationaltheater

Von 
Peter W. Ragge
Lesedauer: 
Workshop im Ballettsaal im Nationaltheater: spartenübergreifenden Festwochenende zum Auszug aus dem Spielhaus. © Michael Ruffler

Mannheim. Die auf fünf Jahre geschätzte Zeit für die Bauarbeiten sowie Aus- und Wiedereinzug sei aber auch „eine Chance für das Haus, neue Menschen zu erreichen“, verwies Oberbürgermeister Peter Kurz bei der Eröffnung auf die besondere Lage der Ersatzspielstätten, nämlich die für das Schauspiel im Neubaugebiet Franklin und für die Oper am Luisenpark gegenüber dem Carl-Benz-Station.

Im Gespräch mit Opernintendant Albrecht Puhlmann, Schauspielintendant Christian Holtzhauer, Ulrike Stöck (Intendantin Junges Nationaltheater) und Tanz-Intendant Stephan Thoss erinnerte er sich an viele besondere Momente an Goetheplatz.

Für Thoss war es, als er in Mannheim anfing, „Liebe auf den ersten Blick“, auch wenn die Bühnenbreite von 19,80 Meter außergewöhnlich sei („Die drittgrößte Bühne Europas“). Er sei „froh, dass man diesem Juwel gerecht“ wird und sich zu einer Generalsanierung entschlossen habe – eine Position, die all seine Kollegen unterstützten. „Es ist ein demokratischer Bau, in dem man überall gut sieht“, lobte etwa Puhlmann, Holtzhauer nannte es „eines der schönsten Theater im Land“ und Kurz sprach von einem „unglaublich überzeugenden Bau“, der offen gestaltet sei und keine Schwellenangst auslöse. Die Sanierung biete „die große Chance, das Haus auch wieder so wahrzunehmen, wie es gedacht war“, da ab Herbst 2027 das Foyer immer offen und für die Menschen auch tagsüber zugänglich sein soll.

Was in den fünf Jahren alles passieren soll, erläutere Marcus Augsburger, Leiter der Geschäftsstelle Generalsanierung. Die beginnt offiziell zwar am 1. August, aber dann muss das Theater das Gebäude erst einmal komplett räumen – was bis Dezember dauern wird. Ab August steht aber der Parkplatz auf der Seite des Theaters Richtung Luisenpark nicht mehr zur Verfügung, weil Leitungsarbeiten anstehen und dann die Baustelle eingerichtet wird. Nach einer Schadstoffsanierung und der kompletten Entkernung des Gebäudes kommen die Bagger dann erst im Frühjahr, so Augsburger.

Mehr zum Thema

Nationaltheater Mannheim

Letzte Blicke hinter die Kulissen: NTM feiert Theaterfest am Wochenende

Veröffentlicht
Von
Peter W. Ragge
Mehr erfahren
Nationaltheater

Yona Kims „Ring“-Versuche aus der Zukunft am Nationaltheater

Veröffentlicht
Von
Stefan M. Dettlinger
Mehr erfahren
Nationaltheater

Start auf der Ersatzbühne

Veröffentlicht
Von
vg/dms
Mehr erfahren

Wer mit ihm auf Tour durch das ganze Haus und auch an entlegene Stellen hinter und unter der Bühne, im Bunker und im Orchesterprobensaal gehen möchte, kann das heute noch mal um 16.30 Uhr. Dann bietet der Architekt erneut eine Führung an, die zeigt, an welchen Stellen der Brandschutz im Theater oder die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter dringend verbessert werden müssen – die beiden Hauptgründe der Generalsanierung. Um 15 Uhr gibt es zudem eine „Abschiedstheaterführung“. Zugleich, also ebenso um 15 Uhr, beginnt mit einem Auftritt vom Kinderchor auf dem Theatertruck vor dem Haus offiziell der zweite Tag des Theaterfests. Um 16 Uhr folgt ein Tanzworkshop, um 18 Uhr ein Tanzprogramm.

Fotoausstellung und Party

Wehmütige Erinnerungen an viele große Momente am Goetheplatz bietet die Ausstellung „Siebenunddreißig Jahre Theaterfotografie“ des langjährigen Theaterfotografen Hans Jörg Michel im Unteren Foyer. Zu sehen sind die Fotos aber das ganze Wochenende und noch bis Ende der Spielzeit.

Für die jüngeren Zuschauer organisiert das Junge Nationaltheater eine Schnitzeljagd mit Rätseln, Bewegung und Spielen sowie – passend zum heißen Wetter – eine Matsch-Aktion vorm Spielhaus. Die Kinder dürften dort „auf kreative Weise die Kombination aus Erde und Wasser feiern“, so die offizielle Ankündigung.

Weil aber trotz Abschied vom Goetheplatz das Theaterleben ja weiter geht, nur woanders, geben die Dramaturgen der vier Sparten Einblicke in das Programm der Spielzeit 2022/23 und auch die jeweiligen Ersatzspielstätten werden vorgestellt. Und auch wenn nach dem Fest noch eine Woche Spielbetrieb am Goetheplatz ist, fällt am Sonntagabend um 18.30 Uhr im Opernhaus schon mal symbolisch der Vorhang – denn der soll nach der Generalsanierung ausgetauscht werden, und die Freunde und Förderer des Nationaltheaters starten dazu an dem Abend eine Spendenaktion.

Ebenso am Sonntagabend ab 21 Uhr gibt es im Schauspielhaus eine große Party, die als „Abrissparty“ angekündigt wird. Dabei soll das 1957 bezogene Haus am Goetheplatz ja gar nicht abgerissen, sondern bis Herbst 2027 komplett saniert werden. Wie das funktioniert, erlebt man nicht nur bei dem Rundgang, sondern auch in einem „Zukunftsraum“, wo man mit einer VR-Brille die Baustellen in einem 360-Grad-Rundgang aus allen Perspektiven sehen kann. Und an einer Wand darf auch jeder seine ganz persönlichen Erinnerungen und Abschiedsgrüße los werden. Am ersten Tag ist das schon sehr rege genutzt worden.

Redaktion Chefreporter

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen