Nach dem Erfolg des Schreibwettbewerbs „Erzähl mir was“ im vergangenen Jahr startet die Redaktion heute die zweite Auflage und freut sich schon auf viele gute Geschichten.
Wie das Leben so spielt: Wer hätte vor einem Jahr, als die Redaktion im ersten Corona-Schock ihren Schreibwettbewerb „Erzähl mir was“ initiierte, auch nur entfernt daran gedacht, dass wir uns heute wieder an dieser Stelle treffen! Die schönsten Geschichten, so meinten wir damals, schreibe noch immer das Leben selbst - und konnten das nicht glauben. Denn die großen Einschränkungen im Alltag, damals wie heute, waren und sind alles andere als schön. Deswegen wollten wir die Enge der Isolation nutzen, wollten die für manche vielleicht depressive Züge annehmende Zeit des Auf-Sich-selbst-geworfen-Seins als Chance begreifen und Sie, unsere Leserinnen und Leser, auffordern, aktiv und fantasievoll zu werden - durch Erzählen.
Daran knüpfen wir heute an - mit der zweiten Auflage des Wettschreibens. Mehr als 300 passgenaue Geschichten sind 2020 bei uns eingelaufen. Lustige und hoffnungsfrohe, traurige und kriminelle, wahrscheinliche und unwahrscheinliche. Gewonnen hat schließlich Sylvia Deißler mit einer anrührenden Erzählung aus dem Krieg über (unbegründete) Angst vor Fremden und Fremdem: „Wiener Schnitzel“. Unter den sechs Siegerinnen und Siegern waren aber auch die damals erst 16-jährige Amelie Michel wie auch Hans-Jochen Hüchting, 77 Jahre alt. Dass so ein Wettbewerb derart generationenübergreifen sein kann, hat auch die Redaktion sehr überrascht.
Aus dem Thema „Hoffnung“ von damals, das ja gewissermaßen aus dem Reich der Gedanken und Gefühle kommt, haben wir etwas Handfesteres gemacht: „Zurück ins Leben“. Auch dieses Motto hat - zugegeben - noch viel mit Hoffnung zu tun, ist doch die Rückkehr zur Normalität unseres Alltags mit Notbremse und Ausgangssperre nach wie vor Zukunftsmusik. Aber vielleicht wissen wir heute mehr als vor einem Jahr, wie wir durch Impfen und Testen weiter gegen die Pandemie ankommen. Und was wir nicht wissen, ist noch besser, um der Fantasie freien Lauf zu lassen.
Wir suchen nämlich nicht unbedingt Corona-Storys. Literatur kann groß sein, wenn sie einfach Menschliches und Unmenschliches erzählt, Geschichten, wie sie auch das Leben schreiben könnte. Oder der Tod. Es geht nicht um Gedichte oder Sachtexte, sondern um Erzählungen, die, erfunden oder gefunden, Spannendes, Positives und Verrücktes literarisch fokussieren.
Ausgangspunkt der Idee ist nach wie vor die stattliche Novellensammlung „Das Dekameron“ des Renaissance-Humanisten Giovanni Boccaccio. Darin flüchten sieben Frauen und drei Männer aus Florenz vor der Pest in die Isolation eines Landhauses in den Florentiner Vorort Fiesole. Zehn Tage lang erzählt täglich jede und jeder eine Geschichte nach einer thematischen Vorgabe. Es entstehen 100 Erzählungen.
Das Coronavirus ist sicher nicht die Pest. Aber manchenorts hat man bisweilen das Wort "Seuche" in dem Zusammenhang auch schon gehört. Nun sind wir also gespannt, welche Geschichten uns Sie, die Leserinnen und Leser, in diesem Jahr schicken, wenn wir Sie bitten: „Erzähl mir was“!
Weitere Infos: Schreibwettbewerb "Zurück ins Leben" - so nehmen Sie teil
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