Interview

Zeltfestival-Veranstalter: „Ich erwarte bis zu 50 000 Besucherinnen und Besucher“

Von 
Jörg-Peter Klotz
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US-Songwriterin Cat Power ist der letzte Mosaikstein im Programm des Zeltfestivals Rhein-Neckar, das ab 25. Mai so hochkarätig und vielfältig daherkommt wie noch nie. © dpa/Manfred Rinderspacher

Timo Kumpf rechnet beim Zeltfestival Rhein-Neckar mit Rekordresonanz auf dem Maimarktgelände und sieht es auf Augenhöhe mit dem Mannheimer Maifeld Derby.

Herr Kumpf, das Land lockert die Hygiene-Maßnahmen, der Frühling steht vor der Tür, Ihr Zeltfestfestival ab 25. Mai und das Maifeld Derby am zweiten Juni-Wochenende auch. Wie planen Sie derzeit?

Timo Kumpf: Wir planen im Palastzelt, stehend und ohne Mindestabstände. Wir richten uns danach, was zu Festivalbeginn gilt und das werden wir verantwortungsvoll umsetzen. Aber wir sind optimistisch und freuen uns auf ein sehr tolles und abwechslungsreiches Programm.

Was wäre Ihnen als Veranstalter lieber: Komplett offene Tore ohne Schutzmaßnahmen oder zumindest so viel Regeln, so dass der große vorsichtige Teil des Publikums leichten Herzen zu Ihren Festivals kommen kann?

Kumpf: Eine 3G-Regelung fände ich auch zu Beginn des Sommers weiterhin sinnvoll. Aber das ist ja auch davon abhängig, ob es noch ein kostenloses Testangebot gibt. Wir werden uns da nach der dann gültigen Verordnung richten. Ansonsten hoffe ich, dass wir nun schrittweise zurück zu einer Normalität mit Corona gehen werden. 2021 haben wir Veranstaltungen in Mannheim und Ladenburg durchgeführt, die waren sicherer als alles, was damals im Alltag passiert ist. Nun müssen wir uns die Normalität verantwortungsvoll zurückholen.

Die Stadt Mannheim hat die Förderung für das Maifeld Derby auf 50 000 Euro halbiert. Was bedeutet das für das finanziell angeschlagene Festival - und für Sie?

Kumpf: Im Grunde wurde die Förderung nicht halbiert, da die Fortführung der 100 000 Euro aus 2021 gar nicht vorgesehen war. Erst durch das aktive Engagement aus der Politik wurden wir überhaupt berücksichtigt. Dafür bin ich besonders in so einer Zeit sehr dankbar. Für mich ist es aber unabhängig von den Herausforderungen der Pandemie ein unhaltbarer Zustand, dass unsere Förderung nicht institutionalisiert wird. Wir brauchen Planungssicherheit. Für 2022 haben wir projektbezogene Förderungen vom Land und vom Bund, so dass wir das kurzfristig kompensieren können.

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Die viel diskutierten Mannheimer Philharmoniker haben auch 50 000 Euro verloren, also ihre komplette städtische Förderung.

Kumpf: Das ist dramatisch und kurzsichtig. Ich bin ja noch immer so naiv zu hoffen, dass die Pandemie die Wichtigkeit der Kultur offengelegt hat. Aber nun wird dort wieder zuerst gespart. Mir fehlt da - auch aus eigener Erfahrung - die Nachhaltigkeit.

Falls im Sommer eine neue Virusvariante auftauchen sollte: Gibt es für Zeltfestival und Derby einen abgespeckten Plan B, wieder als reine Freiluftveranstaltungen?

Kumpf: Nein! Das können wir nicht mehr leisten und das erachte ich auch nicht als zielführend. Diese Flexibilität im vergangenen Jahr war extrem anstrengend. Damals haben wir uns quasi täglich an die Entwicklungen angepasst und hatten noch keine Genehmigung, als die Bühne schon stand. Dieses Jahr können wir uns zwar anpassen, aber im Kern können wir nur so umsetzen wie geplant. Das heißt: Wenn es so nicht geht, dann müssen wir absagen..

Apropos Flexibilität: Wie viel komplizierter ist es, in Pandemie-Zeiten ein international besetztes Programm zu buchen?

Kumpf: Das war bis hierhin sogar fast einfacher. Es sind zum Einen neue Künstlerinnen und Künstler nachgewachsen. Ein Marc Rebillet hätte 2020 vermutlich kaum mehr als 500 Tickets verkauft, aber in 2022 füllt er Hallen und wir erwarten fast 5000 Besucherinnen. Zum anderen kamen neue Verfügbarkeiten dazu.

Weil die Terminkalender vieler Bands leerer sind als vor der Pandemie?

Kumpf: Das Booking selbst war zwar einfacher, aber die Umstände sind schwieriger. Meist ist der Termin in Mannheim eine Station eines internationalen Tourplans. Und wenn da im Ausland etwas wegfällt, dann ist der ganze Trip in Gefahr.

Die Festwiese in Ladenburg war 2021 ein Pop-Hot-Spot. Sie planen bis jetzt keine Neuauflage Ihrer Konzertreihe dort?

Kumpf: Das war ein absolutes Highlight des Sommers 2021 und wir haben uns sehr wohl gefühlt. Aber nun liegt der Fokus vor allem auf dem Zeltfestival Rhein-Neckar. Mittel- und langfristig können wir uns aber eine Rückkehr auf die Festwiese vorstellen. Dann allerdings kleiner und kompakter.

Und das normale Tourneegeschäft, das Sie unter anderem in der Alten Feuerwache, in Maimarkthalle und -club oder in der Halle02 organisieren?

Kumpf: Mit den aktuellen Lockerungen können wir in der Tat am 7. März ein ausverkauftes Konzert mit Dub FX in der Halle02 veranstalten. Das kommt fast schon überraschend. Der restliche März ist schon fast komplett verschoben. Aber nach dem 20. März wird dann wieder deutlich mehr stattfinden, und Konzerte können schneller wieder zum Alltag gehören, als wir uns das gerade noch vorstellen können. Die Verschiebungen der letzten zwei Jahre waren sehr mühsam und kräftezehrend. Wenn es nun nicht weitergehen kann, dann müssten wir Konsequenzen ziehen.

Allen Unwägbarkeiten zum Trotz liest sich das Programm des Zeltfestivals ja erstaunlich. Jetzt kommt noch die große US-Songwriterin Cat Power dazu ...

Kumpf: Ja, ihre Show am 24. Juni mit Mogli und Licia ist ab sofort im Vorverkauf. Starke Frauen gegen Metallica auf dem Hockenheimring... Durch die Verschiebungen und Verfügbarkeiten haben wir beim Zeltfestival das Programm des Jahrhunderts stehen, glaube ich. Die jüngst angekündigten Auftritte von Dermot Kennedy oder Rebillet gehen durch die Decke. Da erwarte ich jeweils ein ausverkauftes Haus. Das Zeltfestival wurde ja mal zur Quersubventionierung des Maifeld Derbys gestartet, aber ist mittlerweile der großen Schwester entwachsen. Ich halte für 2022 bis zu 50 000 Besucherinnen und Besucher für möglich. Neu ist der Fokus auf Formaten.

Sie meinen die sechs Festivals im Zeltfestival?

Kumpf: Genau. Im Grunde ist das Zeltfestival ja eine Konzertreihe mit vielen Einzelkonzerten. Dieses Mal haben wir aber - dort wo möglich- mehr Einfluss genommen und das Vorprogramm umfassender gestaltet. Bei Meute spielen beispielsweise Cari Cari mit und bei Bosse Alli Neumann. OG Keemo lädt zum Tourabschluss noch Überraschungsgäste zum Heimspiel in Mannheim ein. Zudem haben wie eigene Festivalformate entwickelt. Allen voran das DasDing Festival in Kooperation mit dem Jugendsender. Da spielt auf zwei Bühnen mit Provinz, Schmyt, Majan, Luna und anderen das Who is Who der jungen deutschen Pop- und Rap-Szene. Das X-Over Mannem Festival mit Guano Apes, Clawfinger und Emil Bulls ist eine Zeitreise in die 90er, auf die ich mich persönlich wahnsinnig freue. Punk In Drublic ist eine weltweite Festival-Tour mit den Punkrock.Legenden NoFx, Pennywise und noch sechs anderen Bands. Und das erste Delta Bash Festival bringt, angeführt von den mittlerweile Arena-füllenden Beartooth, moderne Rock- und Metal-Klänge aufs Maimarktgelände.

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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