Triest. Grignano ist ein Vorort der italienischen Hafenstadt Triest. Dort, auf einer vorgelagerten Felsenklippe, umgeben von einem etwa 22 Hektar großen Park, befindet sich eine Schlossanlage aus Istrischem Kalkstein. Weit sichtbar ist der Turm, der das dreistöckige Bauwerk markant überragt. Zwischen diesem Schloss und der Kurpfalz gibt es sowohl einen kunsthistorischen als auch einen herrschaftsgeschichtlichen Bezug.
Ersterer besteht in dem wohl bedeutendsten Kunstwerk in Mannheim. Seit 1909 ist das Gemälde „Erschießung des Kaisers Maximilian von Mexiko“, das Edouard Manet 1868/69 gemalt hat, im Besitz der Mannheimer Kunsthalle. Letzterer darin, dass der Großvater des Schlosserbauers Ferdinand Maximilian von Österreich (1832-1867), nämlich König Maximilian von Bayern (1756-1825), in Schwetzingen geboren wurde.
Der unglückliche Kaiser, der auf Manets Monumentalwerk blass und schicksalsergeben wirkt, erlebte in jenem Triester Schloss mit dem romantischen Namen „Miramare“ wohl die letzten glücklichen Jahre seines früh endenden Lebens. Hier überbrachte ihm im Sommer 1864, also vor genau 160 Jahren, eine Delegation des mexikanischen Adels die vom französischen Kaiser Napoleon III. initiierte und manipulierte Einladung zur Übernahme der Macht in dem unabhängigen Land, dessen Volk damals mehrheitlich hinter dem gewählten Präsidenten Benito Juárez stand.
Das Arbeitszimmer ist im Stil einer prunkvollen Kapitänskajüte gestaltet
Der Baubeginn dieses Schlosses fällt in das Jahr 1856. Damals beherrschte Österreich noch große Teile Oberitaliens und Ferdinand Maximilian, der jüngere Bruder des Habsburger Herrschers Franz Joseph, regierte von Mailand aus Lombardo-Venetien. Von seinem Wesen her war Maximilian ein Forschergeist. Begeistert für die Seefahrt und in seiner Funktion als Konteradmiral unternahm er viele Fernreisen, so nach Brasilien. Von diesen Reisen brachte er zahlreiche Pflanzen mit, die später auch in Park von Miramare angesiedelt wurden.
Diesen Hang zur Seefahrt kann man im Schloss gut nachvollziehen, denn sein Arbeitszimmer ließ er sich im Stil einer prunkvollen Kapitänskajüte gestalten. Nicht nur das sogenannte Schiffszimmer ist noch im Original vorhanden, auch alle weiteren Räume wurden nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in den Originalzustand versetzt, den Maximilian so nicht mehr erleben konnte.
Die Stellung der Österreicher in Italien verschlechterte sich rapide mit der Niederlage bei der Schlacht von Solferino im Jahr 1859. Die Lombardei ging verloren und somit Mailand. Ferdinand Maximilian übersiedelte nach Triest und konzentrierte sich vollständig auf den Schlossbau und die Parkanlage.
Gesamte Anlage als Spiegelbild der inneren Welt des Habsburger Herrschers
Beim Schloss kombinierte der Architekt Carl Junker den Ideen Maximilians folgend neugotische Elemente und historistische Formen. Inspirierend dabei waren die herrschaftlichen Monumentalbauten der damals neu gestalteten Triester Innenstadt. Besonders bei der Inneneinrichtung und dem Park übte Ferdinand Maximilian einen starken Einfluss aus. Die gesamte Anlage ist somit als ein Spiegelbild der inneren Welt des Habsburger Herrschers zu interpretieren.
Verheiratet war der Schlossherr seit 1857 mit der belgischen Prinzessin Charlotte, die ihm nach Mexiko folgte. Als Witwe bewohnte sie Miramare noch einige Jahre nach der Exekution ihres Gatten. Charlotte war aufgrund der Ereignisse in Mexiko psychisch erkrankt und wurde in dieser Zeit wie eine Gefangene behandelt.
Zu den schönsten Parks Europas gehört der von Miramare, bei dem deutlich wird, dass der Schlossherr die unterschiedlichen geografischen Regionen seines Herrschaftsgebiets abbilden wollte. Im Bereich um das Schloss und auf den ersten beiden Terrassen des Parks herrscht der italienische Gartenbaustil, der in einen kunstvoll angelegten mediterranen Hafen mündet. Etwas oberhalb führt der Weg in eine im englischen Gartenbaustil gestaltete Gebirgslandschaft mit Bäumen aus der alpinen Region.
Nach der Zeit von Maximilian und Charlotte von Belgien wurde das Schloss von der österreichischen Herrscherfamilie gerne besucht. Auch Kaiserin Sisi und ihr Sohn Rudolf verbrachten dort mehrere Sommer.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/kultur_artikel,-kultur-was-dieses-schloss-in-italien-mit-der-kurpfalz-zu-tun-hat-_arid,2246254.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html