Der neue Film

Superman kehrt zurück: James Gunns neue 3D-Ära beginnt

Der „Mann aus Stahl“ ist wahrlich nicht tot zu kriegen. Regisseur und Drehbuchautor James Gunn lässt den DC-Helden „Superman“ in Person von David Coreswet in 3D wiederauferstehen

Von 
Gebhard Hölzl
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Vom Super-Hund gerettet: In einer Eishölle wird Superman (David Corenswet) von Robotern gesund gepflegt. © -/Warner Bros. Pictures/dpa

Berlin. Die Vertreterin des Verleihs ist zur Pressevorführung korrekt gewandet, steckt im blau-roten „Superman“-T-Shirt. Ein „Extra“ gibt’s nach Eintrag in die obligate Namensliste: Ein Reprint des ersten „Superman“-Comics, erschienen im Juni 1938 in der „Action Comics“-Reihe. In knappen Zeilen erfährt man im neu hinzugefügten Vorwort vom Werden und Wesen des Superhelden, gerne der „Stählerne“ gerufen. Jerry Siegel (Autor) und Joe Shuster (Zeichner) haben ihn erschaffen, als Protagonist einer für die Wochenendbeilagen von Tageszeitungen wie die „Cleveland Evening News“ oder der „Daily Star“ konzipierten Fortsetzungsstory. Heute gehört „Supie“ – so nennen ihn die Fans – zum Kanon der US-Popkultur. Neben den Strips tritt er längst in Graphic Novels, Fernsehserien, Videospielen und Kinofilmen in Erscheinung.

Dutzende Male war er schon auf der Leinwand als Weltenretter tätig. 1948 in Person von Kirk Alyn, 1978 unvergessen verkörpert von Christopher Reeve, 2016 gespielt von Henry Cavill, der sich in Zack Snyders „Batman v Superman: Dawn of Justice“ mit Fledermausmann Ben Affleck in die Haare gerät. Ein Machtkampf der DC-Comic-Titanen, die immer etwas im Schatten der Marvel-Superheroen stehen und an der Kinokasse, trotz „Wonder Woman“, „The Flash“ und Co., meist zweitplatziert über die Ziellinie gehen.

David Corenswet hebt als neuer "Superman" ab

Hierzulande ist David Corenswet noch relativ unbekannt, am ehesten kennen ihn Serienfans aus seinen Rollen in den Netflix-Produktionen „The Politician“ (2019) und „Hollywood“ (2020) .

Der Schauspieler wurde 1996 geboren und wuchs in Philadelphia auf. Schon als Kind stand er in Stücken wie Arthur Millers „All My Sons“, „Macbeth“ oder „La Vie en Bleu“ auf der Bühne, entschied sich jedoch zunächst für ein Studium der Psychologie , das er zu Gunsten einer Schauspielausbildung an der renommierten New Yorker Julliard School abbrach.

2016 schloss er seine Ausbildung mit einem Bachelor-Grad ab, produzierte die Comedyserie „Moe & Jerryweather“ , bei der er als Darsteller, Autor sowie Regisseur von fünf der insgesamt 17 Episoden in Erscheinung trat.

Nach Auftritten in Serien wie „Elementary“, „The Tap“, „We Own This City oder dem TV-Film „Controversy“ wandte er sich dem Kino zu, war auf der Leinwand unter anderem im Horrorfilm „Pearl“ (2022), der Fantasy-Lovestory „The Greatest Hits“ (2024) und zuletzt dem Katastrophenfilm „Twisters“ (2024) zu sehen.

Seit 2023 ist er mit Kollegin Julia Best Warner („Back for Good“) verheiratet. geh

Ein Manko, das die Produzenten der aktuellen „Superman“-Mär beheben möchten. Olympisch wurde gedacht: „Schneller. Höher. Stärker“ scheint das Motto von James Gunns Neuauflage gewesen zu sein. Als Regisseur und Drehbuchautor zeichnet der Macher von Hits wie „Guardians of the Galaxy“ verantwortlich, Newcomer David Coreswet („Lady in the Lake“) hat er mutig die Titelrolle übertragen.

Ein Superterrier rettet den Superhelden

Schwer verletzt kommt der „Mann aus Stahl“ ins Bild. In der Arktis liegt er – und kommt auf den (bissigen) Hund. Einen Superterrier – die zu klärende Besitzerfrage ermöglicht zum Happy End einen augenzwinkernden Gastauftritt -, der ihn am Cape in seine Eisfestung zieht, wo er von Robotern gesund gepflegt wird. Der Mann, der ihn (endlich) geschlagen, ja fast sogar getötet hat, ist sein alter Erzfeind Lex Luthor (Nicholas Hoult), ein genialer, schwerreicher Industrieller, der mit seiner Glatze durchaus Erinnerungen an den „Über-Unternehmer“ Jeff Bezos weckt.

Nach dem Opener werden die Damen und Herren des „Superman“-Umfelds eingeführt: Journalistin Lois Lane alias „The Marvelous Mrs. Maisel“ Rachel Brosnahan, die nun mit Superman/Clark Kent liiert ist, der rasende Reporter Jimmy Olsen (Skyler Gisondo), dessen Boss Perry White (Wendell Pierce), Chefredakteur des „Daily Planet“, Ma (Neva Howell) und Pa Kent (Pruitt Taylor Vince) sowie Neuzugang Sara Sampiao als Luthors Selfie-süchtige, in Jimmy verknallte Freundin Eve. Ort der Handlung ist Metropolis, also New York, Nebenschauplätze sind – für diese Art Science-Fiction-Epos typisch – die Weiten des Alls nebst Wurmloch und Paralleluniversum.

Ein seelenloser, 129 Minuten langer Spektakel-Overkill

Sprich: alles gleich, nur anders. Ein launiges Verschieben von Versatzstücken. „Superman“ fällt durch die Manipulationen Luthors bei Regierung und Bevölkerung in Ungnade, gleichzeitig will Superschurke Lex noch reicher werden. Zettelt einen Krieg zwischen den Staaten Borovia und Jarhanpur an. Die Ölvorkommen letztgenannten Landes – Parallelen zu Irak sind evident – hat er im Auge, mit dem Diktator Borovias, pockennarbiger Putin mit Urban-Priol-Struwwelkopf, schließt er sich zusammen. Etwas Gesellschaftskritik muss sein.

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Die übrige Zeit wird herumgeprügelt. Zu Land, in der Luft. Eine zweite Superhelden-Truppe unter Führung von „Green Lantern“ (Nathan Fillion), der sich durch ein Riesen-Ego, schlechte Witze und eine schlimme Frisur auszeichnet, kommt ins Spiel, die Gegenseite schickt Formwandler Metamorpho (Anthony Carrigan) ins Getümmel. Ein seelenloser, 129 Minuten langer Spektakel-Overkill, bei dem CGI-Spezialisten und Tricktechniker zeigen dürfen, was sie drauf haben.

Derweilen „Supie“ super – und wieder einmal – einen einstürzenden Wolkenkratzer auffängt, um so einer Frau zu ermöglichen, sich mit Vollgas über eine einstürzende Brücke in Sicherheit zu bringen. Ein Best-of bisheriger „Superman“-Abenteuer mit Anleihen beim Marvel Cinematic Universe (MCU). Sauber im Look, ordentlich und brav fotografiert, musikalisch von David Murphy und John Fleming krachend untermalt. Highlight ist die wunderbare Mrs. Brosnahan, Sympathiepunkte sammelt die quirlige Nervensäge Sampiao („Sombra“), die sich final auf die Seite der Guten schlägt. Ob das allerdings genügt, die zuletzt ebenfalls schwächelnden „Avengers“ in die Knie zu zwingen, bleibt überaus fraglich.

Freier Autor Gebhard Hölzl, Print-/TV-Journalist, Autor und Filmemacher.

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