Comedy

Neues Programm: Chako Habekost zeigt seine zwei Seiten als „alter, weißer Sack“

Der in Mannheim geborene Comedy-Star Christian Habekost spricht über sein neues Programm „Es kummt wie‘s kummt“, das am 23. Oktober im BASF Feierabendhaus Premiere feiert.

Von 
Jörg-Peter Klotz
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"Es kummt wie‘s kummt" - mit dem Titel seines neuen Programms liegt der kurpfälzische Comedian Christian "Chako" Habekost sehr wahrscheinlich richtig. © MORITZ SCHLEIFFELDER.HEYMO

Mannheim. Es hat Tradition, dass der in Mannheim geborene Comedian Christian „Chako“ Habekost vor dem Start seiner neuen Programme eine kleine Kostprobe des neuen Humor-Materials gibt. Beim Redaktionsbesuch wird dann schnell klar, dass „Es kummt, wie‘s kummt“ keine fatalistische Kapitulation vor wilden Zeiten ist. Sondern wie immer positiver Ausdruck des lehrreichen Lebensgefühls, das Chako den (Kur-)Pfälzerinnen und Pfälzern zuschreibt. Offizielle Premiere ist am 23. Oktober im BASF Feierabendhaus in Ludwigshafen. Im Mannheimer Capitol spielt der 63-Jährige am 26. und 27. Dezember sowie am 5. Januar.

Zum Programm

Vorpremieren gibt es in Bellheim, (17.10., Festhalle, ausverkauft), Mauer (18.10., Kultur-Halle) und Göllheim (19.10., Festhalle Haus Gylnheim).

Offizielle Premiere am Donnerstag, 23. Oktober, 20 Uhr, im BASF Feierabendhaus in Ludwigshafen. Karten unter kulturfabrik.basf.com (25,90 bis 41,90 Euro plus Gebühren). Es folgt ein Termin am 24. Oktober.

Weitere Termine (Auswahl): Brühl (6. (ausverkauft) und 12.11.2026, Festhalle), Frankenthal (28.11., Congressforum). Eppelheim (29.11. (ausverkauft) und 30.5.2026, Rudolf-Wild-Halle), Weinheim (18.12., Stadthalle), Mannheim (26./27.12. und 5.1.2026, Capitol), Speyer (28.12., Stadthalle), Hockenheim (6.1., Stadthalle), Bad Dürkheim (17.7., Klosterruine Limburg), Bürstadt (30.10.2026, Bürgerhaus).

Vorverkauf , alle Termine und mehr unter chako.de. jpk

Wie gewohnt greift Habekost mit (k)urpfälzischem Witz, Dialekt-Power und dieses Mal mit einer Prise palatino-buddhistischer Gelassenheit, die Herausforderungen unserer Zeit auf. Politisch wird das eher nebenbei. Der Titel des Programms sei mehr als nur ein Spruch, betont Chako – er soll eine Lebensphilosophie ausdrücken, die er in Zeiten globaler Unsicherheiten vertritt. Das erweiterte Motto ist also eine Hommage an die Gelassenheit: „Es kummt wie‘s kummt – Un wann‘s net kummt, kummt‘s halt annerschder“.

Dahinter steht buddhistische Gelassenheit

Dahinter steht die Überlegung: „Wir leben in sehr bewegten Zeiten“, sagt Habekost im Gespräch. „Dieser philosophische Rahmen – also diese, ich sag‘ mal, buddhistische Gelassenheit, es so zu nehmen, wie es kommt und dann immer noch das Beste draus zu machen - der zieht sich durchs ganze Programm.“ Für Habekost ist diese Haltung nicht nur künstlerische Leitlinie, sondern auch Überlebensstrategie: „Ich glaube, anders kannst du das gar nicht mehr bewältigen. Wenn ich mich in diese Zeit mit meinem politischen Bewusstsein von früher reinwühlen würde, dann würde ich keine Nacht mehr schlafen.“

In einer Welt voller Krisen – von politischen Spannungen und Kriegen bis hin zu kulturellen Grabenkämpfen – ist das eine Einladung, die Dinge mit Humor zu nehmen, ohne sie zu verharmlosen. „Es ist kein humoristischer Eskapismus“, betont Habekost, „sondern ein bewusstes Loslassen, um den Kopf frei zu haben für die Sachen, die wirklich zählen.“

Suhlen in der Erbsünde des „alten, weißen Mannes“

Die pfälzische Sprachmelodie, die auch harte, direkte Wahrheiten oder gar Beleidigungen „annerschder“ und halbwegs charmant klingen lässt, und ein Schuss Selbstironie machen auch kontroverse Themen leichtgängig. So setzt sich der promovierte Philologe gleich mit dem ersten Satz des Programms ins kulturkämpferische Wespennest: „Mein Name ist Dr. Christian ,Chako‘ Habekost, und ich bin ein alter weißer Mann - und dann geht‘s los“, verrät er lachend. Dann suhlt er sich in der Erbsünde, die der Boomer-Generation in Augen mancher Jüngerer qua Geburt im westlichen Wohlstand automatisch anhaftet.

Vetritt eine palatino-buddhistische Lebensphilosophie: Chako Habekost. © MORITZ SCHLEIFFELDER.HEYMO

„Alte weiße Männer sind schuld an allem“, sagt er mit einem Grinsen, das verrät, wie viel Spaß ihm diese Provokation macht. Im nächsten Moment dreht der 1962er-Jahrgang die Perspektive um und zeigt die positive Seite und Errungenschaften seiner Generation. Die ersten Minuten sind ein Beispiel für die Fähigkeit des gebürtigen Mannheimers, mit wenigen Sätzen eine emotionale Achterbahnfahrt zu erzeugen: Von der selbstironischen Abrechnung mit dem eigenen Image bis hin zur stolzen Umarmung seiner Erfahrung als „alter, weißer Sack“.

„Wahnsinn“, wie schnell das Programm entstanden ist

Dahinter steht eine gewisse Unabhängigkeit: „Ich bin jetzt in einer Position, von wo ich in einem gewissen Alter relativ entspannt auf das Ganze gucken kann.“ Diese Gelassenheit, die wohl mit den Jahren komme, nutze er, um die Absurditäten der Welt mit einem Augenzwinkern zu kommentieren, ohne dabei in Zynismus abzurutschen. „Ich mache einfach nur das, was mir Spaß macht“, sagt er über die Entstehung des Programms. „Das habe ich konsequent durchgezogen. Auch beim Schreiben. Deshalb war ich mit dem Programm schneller fertig als je zuvor. Der Flow war Wahnsinn.“

Was folgt, ist ein Mix aus Habekosts Lieblingsthemen: Sprache, Dialekt, gesellschaftliche Veränderungen und die Wirrungen des Zeitgeists. Zentral ist die Auseinandersetzung mit der Sprache – insbesondere mit dem pfälzischen Dialekt. „Was macht der Dialekt besser als die Hochsprache?“, fragt Habekost rhetorisch. „Das ist ja immer schon ein Thema gewesen.“ Er spielt mit der Sprachmelodie des Pfälzischen, die für ihn Authentizität und Nähe schafft. „Ich habe zum Beispiel eine Nummer über Schimpfwörter“, erzählt er. „Plötzlich ist ‚fuck‘ bei uns ein Schimpfwort, obwohl es ja eigentlich Englisch und etwas Schönes ist.

Gegen Zurückschlagen in der Wahlkabine hilft Humor als Ventil

Auch die Debatte ums Gendern greift er auf, naturgemäß auf seine Weise. Er kritisiert nicht die woken Ideen um politische Korrektheit oder kulturelle Aneignung an sich, sondern den Backlash, den sie ausgelöst haben. Bestes Beispiel sind kontraproduktive Debatten, wie sie etwa der Sombrero-Skandal bei der Mannheimer Bundesgartenschau 2025 ausgelöst hat – über die internationalen Kostüme einer Seniorinnen-Tanzgruppe der AWO.

„Leute haben das Gefühl, dass ihnen alles vorgeschrieben wird und dass ihnen Sachen weggenommen werden, die völlig normal sind für sie. Und dann schlagen sie zurück mit dem Wahlkreuz“, diagnostiziert der „Palatinator“. Für Habekost ist das ein Zeichen dafür, wie polarisiert die Gesellschaft ist – und wie wichtig Humor bleibt. „Lachen ist ein Ventil“, betont er. „Wenn du darüber mal gelacht hast und die Luft mal abgelassen hast, dann bist du ein entspannterer Mensch.“

Politische Themen behandelt Habekost mit Bedacht, aber nicht ohne Schärfe. Die Erwähnung von US-Präsident Donald Trump führt zu einer humorvollen Anekdote: „Ich habe eine Nummer gemacht, weil den Pfälzern vorgeworfen wird, sie hätten Schuld, dass es den gibt. Wobei das stimmt gar nicht, es waren eigentlich die Bayern.“ Er spielt auf die Herkunft von Trumps Großvater an, der aus der Pfalz stammt – und die historischen Verquickungen zwischen Südwesten und tiefem Süden.

Wider den Zwerchfellrassismus oder Riderismus

Ein Highlight des Programms dürfte die Einführung des Begriffs „Riderismus“ sein, der auf die für Satire bedrohliche Cancel Culture abzielt: „Riderismus kommt von lateinisch ‚ridere‘, also lachen“, erklärt er. „Das ist praktisch Zwerchfellrassismus.“ Damit meint er die Tendenz, Menschen vorzuschreiben, worüber sie lachen dürfen und worüber nicht. „Die Leute möchten dir sowas aufsetzen, dass du vorher darüber nachdenkst, ob du jetzt gerade darüber lachen darfst oder den Lachreflex besser unterdrückst. Das ist für mich Riderismus.“ Das sieht er grundsätzlich, als Angriff auf die menschliche Natur: „Lachen ist ja etwas, was dich im besten Fall davon befreit, blöde Gefühle oder blöde Handlungen auszubrüten. Und du kannst es ja oft gar nicht kontrollieren.“ Dieser Begriff ist typisch für Habekosts Herangehensweise: Er nimmt ein ernstes Thema – die Einschränkung der Meinungsfreiheit – und verpackt es in einen humorvollen, zugänglichen Begriff.

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Humor hilft laut Chako Habekost - genau wie pfälzische Kultur. © Moritz Schleiffelder/Heymo

Das Programm endet mit einer überraschend emotionalen Note, die an die autobiografische Vorgänger-Show „Life Is Ä Comedy“ erinnert. „Ganz zum Schluss wird es persönlich“, verrät Habekost. „Ich bewundere an manchen angelsächsischen Comedians wie Dave Chappelle, wie die ihre Show beenden. Bei uns hast du immer das Gefühl, du musst mit dem absoluten High aufhören. Aber die enden emotional auf dem Low und lassen die Leute dann so raus.“ In seinem Fall widmet er die letzte Nummer seinem Vater, der gerade 90 Jahre alt wurde. „Mein Vater sitzt immer noch bei mir in der Show“, erzählt Habekost gerührt. Man kann sich also darauf einstellen, dass der durchaus provokante Abend, den der Wahl-Bad-Dürkheimer wie immer in der gesamten Region spielt, „mit viel Liebe“ endet.

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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