Lesung

Mit reichlich Pfälzisch: Die Habekosts mit neuem Krimi in Mannheim

Bei Britta und Chako Habekost fließt „Weinberg-Blut“, so der Titel ihres inzwischen sechsten Elwenfels-Krimis. Und das Publikum darf sich „totlachen“.

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Stellen im Mannheimer Schatzkistl ihren neuesten Elwenfeld-Krimi vor: Britta und Chako Habekost. © Markus Proßwitz / masterpress

Mannheim. „Veranstaltung, bei der ein Autor oder eine Autorin aus eigenen Werken vorliest“ – so lautet üblicherweise die Definition einer Lesung. Wenn Britta und Chako Habekost aus ihrem neuesten Elwenfels-Krimi, inzwischen der sechste, Passagen vortragen, dann ist dies Hörspiel, Überraschungs-Duett, Situationskomik und Performance in einem – natürlich mit reichlich Pfälzisch und Regionalkolorit. Im ausverkauften Mannheimer „Schatzkistl“ könnte sich das Publikum vor Vergnügen glatt „totlachen“. Unblutig versteht sich.

Es wird turbulent – als würde Woi im Bierseidel serviert

Dafür fließt „Weinberg-Blut“, so der Buchtitel, im Keller einer Weinstube, die natürlich im fiktiven Dorf Elwenfels liegt – so drei Kilometer von Deidesheim „die Haardt nuff“, wie Chako Habekost vorab verrät. Was es freilich mit der Leich` und dem Privat-Schnüffler Carlos Herb, eigentlich „Außergewärtiger“ aus Hamburg, auf sich hat, behält das Autorenteam für sich. Schließlich soll es so spannend bleiben, damit am Ende des Abends möglichst viele der druckfrischen Krimis samt Widmung über den Büchertisch gehen.

Ohnehin gilt zu erleben, wie es in einem kleinen Paradies mitten in der Pfalz höllisch turbulent menschelt. Diesmal verstärkt durch „Culture-Clash“, was zusammenprallende Kulturen meint – in etwa so als würde Woi im Bierseidel serviert und Saumagen mit Spargel garniert. Aber was kann nicht alles passieren, wenn Touristen in Scharen strömen, ja geradezu einfallen – darunter auch solche jenseits des großen Teichs, die „Europa in zehn Tagen“ gebucht haben.

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Legendäre Winzer-Figur trifft auf lernfähiges Publikum

Wer so gar nichts von Elwenfels weiß und möglicherweise von der Ehefrau in die Lesung „geschleppt“ worden ist, will Chako Habekost wissen. Es recken sich zwar wenige, aber immerhin einige Hände. Zwei Stunden später dürften auch diejenigen, die Erwin, den inzwischen legendären Winzer auf dem Traktor, nicht gekannt haben, das köstlich kauzige Dorf-Personal ins Herz geschlossen haben. Überhaupt erweist sich das „Schatzkistl“-Publikum als lernfähig: Nur ein Mal versickert eine Anspielung auf das Rheingold. Danach bringt stichwortpassend tiefgründiges Raunen im Saal den Nibelungenschatz gülden-pälzisch zum Funkeln.

Der Erfolg der etwas anderen Lesung besteht darin, dass in verteilten Rollen auch geplaudert wird, Chako natürlich „uff Pälzisch“. Und Britta Habekost, die früher unter dem Pseudonym Nora Schwarz historische Krimalromane schrieb, verblüfft mit chinesischem Sing-Sang. Denn Herr Chang taucht wieder auf – aber ohne das Sakrileg, das heilige Dubbeglas mit Kräutertee zu entweihen.

Als Hommage an Bad Dürkheim, dem Wohnort der Habekosts, machen sich feierfreudige Elwenfelser mit Dorscht und Appetit auf Deftiges zum „Worschtmarkt“ auf. Und dort gilt bei den Schubkarchständen als ungeschriebenes Gesetz: „Wer gut hockt, der rückt net gern.“ Amüsant authentisch kommt die Elwenfels-Saga auch im Band sechs rüber. Von wegen Handkäs` ohne Musik oder Dampfnudel ohne Kruscht. Alles passt zusammen. Obendrein präsentiert sich der Weinberg mit Blut – bekanntlich ein „besondrer Saft“.

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