Das Interview

Frederic Hormuth zur Zukunft der Klapsmühl‘: „Für Tradition kann man sich nix kaufen“

Der Kabarettist Frederic Hormuth übernimmt ab Herbst 2026 die künstlerische Leitung des Mannheimer Kabaretts – und macht sich im Interview Gedanken über die Zukunft.

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Kabarettist und Autor Frederic Hormuth bei der Arbeit. Ab 2026 kommt die künstlerische Leitung des Mannheimer Kabaretts Klapsmühl‘ am Rathaus dazu. © Sven Klügel

Das Wichtigste in Kürze

- Frederic Hormuth wird 2026 künstlerischer Leiter der Klapsmühl‘ in Mannheim.

- Wolfgang Schmitter gibt die Programmgestaltung nach über 15 Jahren ab, bleibt aber Geschäftsführer.

- Frederic Hormuth plant, das Profil und die Reichweite der Klapsmühl‘ zu schärfen. Die Konkurrenz in Mannheim ist groß, was das Kabarett herausfordert.

Mannheim. Im Herbst 2026 gibt Wolfgang Schmitter (77), 1976 Mitgründer des Mannheimer Kabaretts Dusche und seit Eröffnung 1982 Geschäftsführer des Theaters Klapsmühl‘ am Rathaus, die Künstlerische Leitung an seinen Kollegen Frederic Hormuth (56) ab. Im Interview spricht der Wahl-Heppenheimer über Ideen für die Zukunft des Hauses, das sich in der Quadratestadt mit großer Konkurrenz auseinandersetzen muss.

Herr Hormuth, wie man hört, beerben Sie 2026 Wolfgang Schmitter als Künstlerischer Leiter der Klapsmühl‘ am Rathaus. Wann wird der Staffelstab übergeben, wie sieht Ihr Aufgabengebiet aus und werden Sie auch Teil der Geschäftsführung?

Frederic Hormuth: Meine kaufmännisch-geschäftsführerische Kompetenz bewegt sich im kaum messbaren Bereich, da hätte das Haus Besseres verdient. Ich werde ab Herbst 2026 den Spielplan bestücken und versuchen, da neue Ideen zu entwickeln und das Profil zu schärfen. Da das Programm aber schon heute sehenswert ist, wird es mehr um Kommunikation und Reichweite gehen. Aber die künstlerische Spielfreude darf sich eben auch gerne stärker in der Außenwirkung zeigen.

Das ist eine schöne, vor allen Dingen traditionsreiche Aufgabe. Aber ich bin trotzdem nicht sicher, ob man Ihnen dazu gratulieren soll – kleine Bühnen haben es gerade nicht leicht. Es scheint, auch in der Klapsmühl‘ fiel zuletzt mancher Termin mangels Resonanz aus. Oder wie läuft die neue Spielzeit an?

Hormuth: Sie dürfen gratulieren oder kondolieren, ich freue mich über jede Art von Anteilnahme. Tja, die Spielzeit läuft ein bisschen an wie der letzte Kilometer eines Marathons. Es ist sehr anstrengend, aber wir haben ein Ziel vor Augen.

Liegt’s an der inzwischen sehr großen Konkurrenz im Mannheimer Humor-Live-Business – von SAP Arena und Rosengarten über das Capitol und Spielstätten wie Oststadttheater oder Theater Oliv bis zum neuen Papperlapapp-Club, Schatzkistl oder das Mannheimer Improvisationstheater reicht das Angebot. Liegt es daran – oder belebt Konkurrenz das Geschäft?

Hormuth: Ja, ich habe auch das Gefühl, dass die Klapsmühl´ in Sachen Humor und Bühne aktuell nicht grade „The new kid in town“ ist. Natürlich belebt Konkurrenz das Geschäft, aber das gilt wohl eher für die Platzhirsche der Branche. Sind wir nicht.

Zur Klapsmühl‘ am Rathaus



  • 1976 gründeten Wolfgang Schmitter und Klaus-Jürgen Hoffmann das Kabarett Dusche. Das Ensemble spielte zunächst in der Alten Feuerwache, bis es 1982 mit der Klapsmühl‘ am Rathaus in D6,3 eine eigene Spielstätte erhielt.
  • VWL-Absolvent Schmitter übernahm die kaufmännische Geschäftsführung und nach Hoffmanns Tod 2011 auch die künstlerische Leitung der Kleinkunstbühne, auf der auch viele Gastspiele anderer Künstlerinnen und Künstler zu sehen sind. Er bleibt weiterhin Geschäftsführer, in Abstimmung mit dem Trägerverein der Klapsmühl‘ unter Gerhard Pappe.
  • Ab der Spielzeit 2025/26 übernimmt Frederic Hormuth die Verantwortung für das Programm des Hauses, in dem d er gebürtige Mannheimer, Jahrgang 1968, als Kabarettist, Musiker und Autor groß geworden ist.
  • Hormuths neues Programm „Quatsch - Kabarett mit Songs“ ist am 17. und 18. Oktober in der Klapsmühl‘ zu sehen. Die Premiere des neuen Dusche-Programms „Sorry - verwählt! “ folgt am 23. Oktober. Alle Termine unter klapsmuehl.eu

Was sind Ihre Highlights im Herbst, die das ändern könnten?

Hormuth: Da wäre zum einen HG Butzko, Träger des Deutschen Kleinkunstpreises und Experte für gekonnte Unterhaltung mit großem Erkenntnisgewinn am 10. Oktober. Auf Mackefisch am 12. Oktober freue ich mich auch sehr, das ist perfektes und charmantes Musikkabarett, eigentlich aus der Region, aber mittlerweile bundesweit schwer angesagt. Mein Sohn freut sich auf den Bigband-Christmas-Abend mit der Firebrigade am 14. und 15. November. Und mein persönliches Highlight wäre es, wenn ich bei der Premiere meines neuen Solos „Quatsch“ am 17. und 18. Oktober in glückliche Gesichter blicke.

Das Klapsmühl‘-Programm ist ja inzwischen auch offen für relativ junge Comedy. Sollte man sich vielleicht wieder auf politische Satire als Alleinstellungsmerkmal konzentrieren – oder ist das heute aussichtslos? Stichwort News Avoidance, die Vermeidung der zurzeit meist deprimierenden Nachrichten …

Hormuth: Das Theater Klapsmühl‘ hat ja eine große Tradition in Sachen politische Satire. Ich weiß, für Tradition kann man sich nix kaufen, aber sie muss ein Teil unseres Profils bleiben. „Unterhaltung Plus“ ist unser Markenkern, wir wollen beweisen, wie gut es tut, wenn man die nervtötende Gegenwart nicht nur weglacht, sondern sich auch ein Stück weit hineinlacht.

Unterhaltung Plus ist unser Markenkern“
Frederic Hormuth Kabarettist und designierter Programmchef der Mannheimer Klapsmühl‘

Was ist generell mit dem jungen politischen Kabarett los? Mit Theresa Reichl, Fabian Köster und Jonas Greiner fallen mir nur drei Acts ein, die noch unter 30 sind. Till Reiners ist gerade 40 geworden. Haben Sie da junge Leute auf dem Radar?

Hormuth: Ich hätte Jonas genannt, den ich menschlich und künstlerisch sehr schätze. Da sind Sie mir jetzt zuvorgekommen. Da ist die Frage besser als die Antwort. Ich hätte in der Richtung gerne mehr auf dem Radar, vielleicht muss ich den noch mal nachjustieren.

Vielleicht aus der Fasnacht? Der Rest geht zurzeit von Poetry-Slams direkt zur Stand-up-Comedy …

Hormuth: Beim Thema Fasnacht habe ich Traumata, die ich erst noch vollständig verarbeiten muss, bevor ich da neue Berührungspunkte suche. Kommt Zeit, kommt Konfetti. Klassische Stand-up-Comedy ist vermutlich nichts, was wir in unserem Haus forcieren müssen, dafür gibt es jüngere und wildere Locations in der Stadt. Aber die Grenzen sind fließend, wenn ich nur daran denke, dass Kollege Ingmar Stadelmann jetzt ein radikal komisches Stand-up-Solo zu Björn Höcke macht.

Ende 2026 gibt Wolfgang Schmitter (links) die künstlerische Leitung in der Klapsmühl‘ ab. Ab 23. Oktober gibt es aber erstmal ein neues Programm des Kabarett Dusche mit ihm, Hans Georg Sütsch und Josefin Lössl. © masterpress

Wie ist denn Ihr Ansatz, die Klapsmühl‘ zukunftsfähig zu machen? Wenn Sie übernehmen, steht ja das 50. Jubiläum an …

Hormuth: 2026 feiern wir 50 Jahre Kabarett Dusche, das Theaterhaus hat bis zur selben Wegmarke noch sechs Jahre länger Zeit. Ob wir die Dusche neu erfinden oder in andere satirische Hygienemaßnahmen überführen, ist noch unklar. Hängt vom Personal ab. Vielleicht ist die Devise: „Junge Komiker zum Mitduschen gesucht“.

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Denken Sie schon darüber nach, wie Sie das 50. der Dusche feiern?

Hormuth: Na ja, sicher in einer gebührenden Mischung aus Nostalgie und Freigetränken.

Vielleicht kann man das Mundart-Kabarett von Josefin Lössl und Hans Georg Sütsch ausbauen? Das machen die beiden ja extrem gut …

Hormuth: Monnemerisch ist ja fürs Kabarett prädestiniert. Ich beobachte belustigt von der Bergstraße aus, wie da herzhaft gestritten wird, welches Wort in welchem Stadtquadrat jetzt wie ausgesprochen werden muss. Im Moment schwebt mir vor, eine musikalisch extrem hochwertige Mundart-Comedy-Produktion auf die Beine zu stellen. Mit stadtbekannten Recken …

Wäre die Klapsmühl‘ ohne Unterstützung der Stadt, die vor allem die Miete trägt, überlebensfähig?

Hormuth: Natürlich nicht. Und genau daraus entsteht für mich eine große Verpflichtung. Die Klapsmühl‘ muss immer verrückt bleiben, aber gleichzeitig der Stadt etwas bieten. Klingt nach Blumepeter, passt.

Beerben Sie Wolfgang Schmitter eigentlich auch irgendwann als Teil des Ensembles im hauseigenen Kabarett Dusche?

Hormuth: Im Moment kann ich mir das nicht vorstellen. Man kann ja auch bei den Rolling Stones nicht einfach Keith Richards durch Harry Styles ersetzen (lacht).

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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