Kultur - Performance-Künstler Marc Rebillet gibt an der Loop Station alles und bringt das Publikum im Palastzelt zum Tanzen

Marc Rebillet beim Zeltfestival: Im Morgenmantel zum YouTube-Star

Von 
Martin Vögele
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Wird auch „Loop Daddy“ genannt: Marc Rebillet im Palastzelt. © Rudolf Uhrig

Mannheim. Es ist uns nicht überliefert, ob Marc Rebillet in jungen Jahren mit einer Haarbürste in der Hand vor dem Badespiegelzimmer stand und in sie hinein sang. Aber dass das Musizieren im eigenen Bad (oder in der heimischen Küche) zum Sprungbrett in die Öffentlichkeit eines Millionenpublikums werden kann, das hat der US-amerikanische Künstler längst bewiesen.

Um kurz erklärend auszuholen: Rebillet macht in seinem Apartment improvisierte Musik - mit Keyboard, Drum-Synthesizer, diversen Perkussionsinstrumenten und Gesang, die er mithilfe eine Loop-Station in Echtzeit zu Songs kompiliert. Wobei er übrigens gern einen Morgenmantel trägt. Und nachdem er sich dabei gefilmt und die entstanden Videos auf seinem YouTube-Kanal eingestellt hat, ist der New Yorker zu einem Social-Media-Star geworden, der seit geraumer Zeit auch auf Live-Bühnen auftritt.

„Loop Daddy“ wird Rebillet seiner Arbeitsweise wegen auch genannt, und diesen Namen rufen viele der 2800 Besucherinnen und Besucher ihm in Sprechchören entgegen, als er beim Zeltfestival Rhein-Neckar Position an seiner Soundstation einnimmt.

Komplett improvisierte Show

Eine kleine Zwischenwette: So viele Bade-, Haus- und Morgenmäntel wie sie hier die Fan-Schultern umschließen, sind in der Mannheimer Stadtgeschichte noch nie simultan im öffentlichen Raum getragen worden. Was im Folgenden geschieht, trägt einerseits die Züge eines klassischen Raves - mit elektronischer Musik, die in wandelnde musikalische Aggregatzustände überführt wird: von Retro-Techno zu Hardhouse, von Elektro-Sequenzen zu Ambient-Sounds, von dampfender Tanz-Dynamik-Dichte zu entspannt abhängender Lavalampen-Tranigkeit. Es gibt mithin auch Passagen, in denen einfach wenig im Palastzelt passiert. Zugleich ist Rebillet nicht nur Musiker, sondern eben auch extravaganter Performance-Künstler.

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Auf der Videowand, die zunächst eine retro-grafische Computer-Benutzeroberfläche zeigt, laufen Film-Loops und Bildbearbeitungen, die plakativ visualisierte Sexyness-Gemeinplätze zitieren und neu kalibrieren. Rebillet versprüht Sekt und hechtet für kurze Crowdsurfing-Einheiten ins Publikum, aus dessen Reihen wiederum zeitweise einige Fans bei ihm auf der Bühne tanzen. Dann und wann zündet der 33-Jährige imposante Nebel-Werfer, was ein bisschen wie Düsenjägerstarts aussieht, zum Ende hin ergänzt um einen gewaltigen Konfetti-Schauer. „Jede Show ist komplett improvisiert“, erklärt er denjenigen, die ihn noch nicht bei einem Auftritt erlebt haben (die Handmeldungen auf Nachfrage zeigen: Das ist bei den meisten der Fall). Und dann gibt Rebillet mit „I’m A Flamingo“ und „Girl’s Club (Let Me In I’m trying to f..k )“ doch noch vor-bekannte Stücke zum Besten.

Mannheimer im Vorprogramm

Das Vorprogramm dieses mit Sicherheit ungewöhnlichsten Abends des Festivals bestreiten der Mannheimer Jazztrompeter und Live-Klangkünstler Julian Maier-Hauff, der im Mai auch schon kompetent für die Techno-Brass-Band Meute eröffnet hatte, und der in Leipzig ansässige Zouj (alias Adam Abdelkader Lenox-Belhaj) und seine Band, die hier eine interessant verschachtelte, aus Hip-Hop, Funk-Grooves, Elektronik und Autotune-Gesang geformte Pop-Vision vorstellen.

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