Maimarktgelände - Headliner Beartooth schließen ein neues Rockfestival brillant ab

Erstes Delta Bash Festival in Mannheim ist eine Hitzeschlacht akustischer Härte

Von 
Markus Mertens
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Beartooth waren am Ende eines langen Tages voller Metal-Musik der verdiente Headliner des ersten Delta Bash-Festivals. © Markus Mertens

Mannheim. Die Ingredienzien dieses denkwürdigen Tages könnten würdiger nicht gewählt sein. Denn zum ersten Delta Bash-Festival auf dem Mannheimer Maimarktgelände versammeln die Organisatoren um Zeltfestival-Chef Timo Kumpf nicht nur einige der erlesensten Bands der globalen Metal-Elite: Dieses Linup trifft auch auf eine sommerliche Hitze, die jeden noch so starren Fan-Körper in Bewegung bringt.

Einen guten Anfang machen am frühen Nachmittag bereits die Hardcore-Spezialisten von Drain aus Santa Cruz. Denn während sich die ersten Fans des stark verkauften Festivals noch ein kühlendes Bier holen, setzen die Herren aus den USA die Latte mit ihrem wuchtigen, wenngleich keineswegs unbehauenen Gitarren-Sound schon einmal ganz weit nach oben. Ohnehin zeigt das Festival in einträchtiger Vielfalt, dass Metal als Genre in seiner akustischen Härte vor allem eine Kunst der Saiten ist. Ob die Akkordläufe – wie bei den Jungs von Higher Power aus Leeds – eine melodische Pyramide aufbauen, oder das harmonische Chaos der Deeznuts ganz eigene Maßstäbe setzt: In Euphorie versetzen die Saitenhiebe dieser Stunden allemal.

Fans feiern trotz Hitze

Zumal mit Bands wie Crossfaith auch Künstler auf der Bühne stehen, die in ganz Europa seit Beginn der Pandemie Mangelware darstellten. In stilistisch prägender Robe gekleidet, setzen die Trancecore-Pioniere aus dem japanischen Osaka nicht nur ein ganz lautes stilistisches Ausrufezeichen zwischen elektrifizierter Härte und gesungenem Vollgas-Metal: Hier stellt sich auch eindrucksvoll unter Beweis, dass der Einfluss der Festivalmacher bereits bei der Premiere eines starken Formats deutlich über Europa hinausreicht.

Hunderte schwitzende Fans feierten das Festival bis in den tiefen Abend. © Markus Mertens

Das liegt ohne Zweifel auch an den Fans, die sich an diesem prügelheißen Nachmittag trotz 36 Grad Außentemperatur nicht zweimal bitten lassen – und das Kombinat aus kleinerem Hüttenzelt und großem Palastzelt in eine eigene, brodelnde Welt verwandeln. Immer wieder öffnen sich – im Schweiße des eigenen Angesichts – riesige Moshpits, gellen euphorische Schreie auf, klatschen faszinierte Fans, was das Zeug hält. Vor allem im Palastzelt mag es im Zenit der Sonne gefühlte 50 Grad haben, doch bei Gratis-Wasser und einem wahren Retro-Hardcore-Feuerwerk, das die kanadischen Szenegrößen von Silverstein auf die Bretter bringen, denken die Anhänger des Schwermetalls gar nicht daran, auf die Bremse zu treten. Wem die Hitzeschlacht in den wohl dosierten Pausen dann doch einmal etwas zu heiß daherkommt, der läuft kurzerhand durch den Wasser-Ventilator, mit dem die Feuerwehr achtungsvoll aufwartet – der Rest ist glühende Ektase.

Metal ist mehr als laut und schroff

Um den tatsächlichen Wert von Veranstaltungen wie dieser begreifen zu können, lauscht man während einem furiosen Set der UK-Band Bury Tomorrow am besten Frontmann Daniel Winter-Bates, der es treffend auf den Punkt bringt: „Wir alle haben Livemusik für etwas Selbstverständliches gehalten. Corona hat uns gezeigt, wie zerbrechlich das alles ist. Und deswegen sollten wir jeden Tag dankbar sein, an dem wir haben, was wir lieben – so wie heute!“ Kulturpolitik an einem Tag wie diesem. Auch so darf man bisweilen überrascht werden.

Doch es ist ein Motto, das sich auch die Headliner von Beartooth zum Abschluss deutlicher nicht zum Vorbild genommen haben könnten. Denn sein knapp einstündiges Set gestaltet das Quintett aus Ohio nicht nur einer imposanten Reise zwischen Melodic Death Metal und Post Hardcore, sondern vor allem zu einer herrlich gefeierten Demonstration der Tatsache, dass Metal bei aller Härte so viel mehr sein kann als nur laut und schroff. Eine Erkenntnis, die sich allzu gerne auch in die nächsten Jahre hinein fortsetzen dürfte!

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