Zeltfestival - „X-Over Mannem“- und „DASDING“-Festival locken am Wochenende Tausende Fans aufs Maimarktgelände

Mannheimer Zeltfestival: Rock-Urgesteine treffen auf Pop- Aufsteiger

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Martin Vögele
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Spielten auf dem Maimarktgelände, die Band Provinz (v. l.): Robin Schmid, Vincent Waizenegger, Leon Sennewald und Moritz Bösing. © Marcus Schwetasch

Mannheim. Von den arrivierten Rock-Stars Guano Apes bis zur jungen Indie-Folk-Band Provinz, vom hart besaiteten schwedischen 90er-Urgestein Clawfinger bis zum aufstrebenden Stuttgarter Pop-Rapper Majan reicht das Line-Up am Freitag und Samstag, an denen sich das übergeordnete Konzertfest in zwei Sub-Festivals aufspaltet.

Den Auftakt bestreitet dabei am Freitag das „X-Over Mannem Festival!“, das sich - wie der Titel unschwer erraten lässt - dem Crossover widmet, jener in den 90ern zu ihrer vollsten Blüte gelangten musikalischen Spielart, in der sich Metal und Hardcore-Punk, Hip-Hop und Alternative-Rock zu einer hochenergetischen Melange verbanden. Später sollte all das in den New (oder: Nu) Metal münden, aber Begrifflichkeiten beiseite: Etwas über 1000 Besucherinnen und Besucher wollen sich an diesem Tag an eine vergangene Ära erinnern lassen, in der krachig verzerrte Gitarren, funkige Bässe und Shouter-Kaskaden die Charts und das eigene Fan-Herz eroberten.

Formstarker Auftakt

Das beginnt am Nachmittag mit der Mannheim-Viernheimer Band VP-1, die sich eigentlich schon 2010 auflöste (drei Jahre zuvor gewannen sie noch die Publikumsabstimmung für das „Rock im Quadrat“-Konzert dieser Zeitung), aber sporadisch auf die Bühne zurückkehrt - was die fünf Musiker im Palastzelt auf dem Maimarktgelände formstark und mit klarer Schlagseite in Richtung Metal bewerkstelligen.

Mit der US-amerikanischen Formation Dog Eat Dog folgt eine Formation, die so sinnbildlich wie wenige andere die Hochzeit des Crossover verkörpert. Und kaum legt sich das Saxofon (seit jeher das Alleinstellungsmerkmal der Band) über die sägenden Gitarren, kaum stimmt Shouter John Connor Songs wie „Isms“ oder „Expect The Unexpected“ an, ist ein erstes wohlig-nostalgisches Vibrieren zu spüren, das sich exponentiell intensiviert, als Connor die aufpeitschende Band-Hymne „No Fronts“ ins Publikum schmettert - das seinen Gesang so bereitwillig wie lautstark returniert.

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Mannheimer Zeltfestival: Rock am Freitag

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Die Münchner Alternative-Metal-Band Emil Bulls zeigt sich hiernach musikalisch vielseitiger aufgestellt, gönnt ihren Songs neben wuchtiger Kraft („Smells Like Rock ’n’ Roll“, „Euphoria“) allenthalben auch abgedunkelte Seiten und elegisch-eingängige Melodie-Inseln, etwa beim dramatisch aufgewühlten „Not Tonight Josephine“. Und mit „Worlds Apart“ setzen die Fünf einen ziemlich furiosen Schlusspunkt.

Höhepunkt mit Guano Apes

Die schwedischen Crossover-Ikonen Clawfinger bringen an diesem Tag das größte Maß an anarchischer Energie und Humor mit auf die Palastzelt-Bühne - als Einleitung gönnt man sich erst einmal eine textlich auf die Gruppe umgemünzte Version der James-Bond-Titelmelodie „Goldfinger“. Von ihrem prägenden Debütalbum „Deaf Dumb Blind“ bleiben Frontmann Zak Tell und seine vier Mitstreiter weder „Catch Me“ noch „Rosegrove“ und vor allem den Signatur-Song „The Truth“ nicht schuldig, bevor der Clawfinger-Auftritt mit dem vom Publikum lange a-cappella weiter gesungenen Refrain von „Do What I Say“ ausklingt.

Heizten in Mannheim ordentlich ein: Clawfinger. © Manfred Rinderspacher

Mit der Göttinger Rockband Guano Apes erreichen der popmusikalische Eingängigkeits- und der Glamour-Faktor des Festivaltages schließlich ihren Höhepunkt: Sängerin Sandra Nasic, Gitarrist Henning Rümenapp, Schlagzeuger Dennis Poschwatta und Bassist Stefan Ude liefern eine makellos rockende Show, die vom (lautstark von den Fans mitgesungenen) Über-Hit „Open Your Eyes“ bis zur reichlich mitreißenden Dramatik der jüngeren Jahre („Close To The Sun“) führt und daneben starke Coverversionen von Eminems „Loose Yourself“ und Alphavilles „Big In Japan“ nicht außen vor lässt. Die Zugabe wird schließlich mit „Lords Of The Boards“ glanzvoll versiegelt.

Am Samstag feiert dann das erste „DASDING Festival“ seine ausverkaufte Premiere vor fast 5000 überwiegend jungen Zuschauern. Hier liegt der programmatische Fokus auf zwei Bühnen ganz klar auf der populären Gegenwarts-Pop-Kunst, mit einer so umfassenden wie illustren Werkschau junger Bands sowie Solistinnen und Solisten.

Ausnahmezustand mit 5000 Fans

Auf der großen Bühne im Palastzelt eröffnen durfte die große Hoffnungsträgerin Loi aus dem nahe gelegenen Mannheimer Stadtteil Rheinau. Mit ihrer beeindruckenden Stimme und starken Songs nahm die immer noch sehr junge das Publikum sofort mit, es wird mitgesungen und geklatscht. Der Name mag kurz sein, aber man sollte ihn sich merken. Auf der kleineren Bühne erlebt auch die Mannheimer Hip-Hop-Newcomerin Zavet einen Meilenstein: den ersten großen Live-Auftritt ihrer Karriere vor immerhin 500 Leute, die ihr am Schluss zum Großteil an den Lippen hingen.

Ausnahmezustand mit kreischenden Teenagern und ausufernd positiver Stimmung herrschte natürlich bei der Hauptattraktion - die Band Provinz aus Oberschwaben und ihr Sänger Vincet Waizenegger machen mit ihren eindringlichen Indie-Songs klar, warum sie als eine der Stimmen ihrer Generation gelten. Die Rapperin Rote Mütze Raphi, Deutschpop-Sängerin Paula Hartmann, der poppige R&B-Rap von Nina Chuba und Luna („Verlierer“), die Dresdner Rap-Crew 01099, der zu Recht gefeierte Sänger-Songwriter Schmyt, die Indie-Pop-Band Jeremias und Rapper Majan komplettierten ein vielfältiges Programm, das nach Wiederholung schreit wie der Provinz-Frontmann in „Hymne gegen euch“. (mit jpk)

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