Mannheim. Mit Thomas Kästner hat der Oftersheimer Männerchor vom Sängerbund Liederkranz neue Akzente gesetzt. Seit einem Jahr leitet der Pfälzer, der auch für die musikalischen Belange eines Chors aus Mechtersheim verantwortlich ist, die rund 50 Sänger. Neben Schlagern, Volks- und Kirchenliedern studiert der Dirigent jetzt auch fetzige Pop-Musik wie Lieder der Band Santiano ein. Das bringt zwei Vorteile: Zum einen steigt die Attraktivität der Chorproben des Gesangskörpers, zum anderen stoßen neue Stimmen dazu.
Neue Energie durch neue Lieder
„Der Mix zwischen gewohnter und unverbrauchter Literatur tut uns richtig gut“, versichert Chorvorstand Thomas Widenka, der auch Vorsitzender des Chorverbands Kurpfalz/Heidelberg ist und sich mit den Strukturproblemen der Chorlandschaft auseinandersetzt. „Er bringt eine ganz andere Energie in unser Vereinsleben“, sagt der Vorstand. Thomas Kästner arbeite verstärkt an der Artikulation und der Bauchatmung, die die Stimmen besser abstützt. Derzeit nutzt der Männerchor aus Oftersheim jede Gelegenheit zum Auftritt, vorzugsweise bei Festen von befreundeten Gesangsensembles.
Das Chorfestival auf der Bundesgartenschau kommt den Oftersheimern als Herausforderung gerade recht. „Wir haben nichts zu verlieren“, beschreibt Widenka die offensive Herangehensweise. Der Dirigent sei ehrgeizig, und die Sänger zögen gut mit. Auch während der Ferienzeit gebe es regelmäßige Treffs, um in Kontakt zu bleiben und das harmonische Miteinander zu bewahren. Ab Anfang September wird in die finalen Proben für den Wettbewerb eingestiegen.
Und noch eine geplante Neuigkeit tut Vorstand Widenka kund. Demnächst wird im Verein zusätzlich ein Barbershop-Chor gegründet, der schmissige A-cappella-Stücke einstudieren und aufführen soll. Mit viel Rückenwind gehen die Sänger vom Sängerbund Liederkranz zuversichtlich in die nächste Chorsaison, mit einem Auftritt beim Chorwettbewerb im Luisenpark als gut hörbarem Startschuss.
Und dort gibt es gleich mal drei anspruchsvolle Lieder zu hören, „wir singen ,Benia calastoria’ (Das Tal in den Bergen) von Bepi De Marzi, ,Das Morgenrot’ von Robert Pracht und dann ,Aus der Traube in die Tonne’ von Kurt Lissmann“, sagt Widenka. Das Programm kann sich wirklich sehen lassen.
Gemeinschaft gegen Einsamkeit
Er, Widenka, singt schon seit langem. Seit der Schulzeit. Im Chor. In einer Band. Oder auch allein. Seiner Ansicht nach öffnet Singen das Herz und bringt die unterschiedlichsten Menschen zusammen: „Für mich ist Singen etwas Entspannendes, Inspirierendes und auch etwas Befreiendes“, sagt er. Es habe viel mit Gefühl zu tun.
Und wenn er Freitag abends im Chor singe, falle alle Anspannung des Tages von ihm ab. Nicht nur für ihn, sondern für viele Sänger sei das gemeinsame Singen „ein absoluter Höhepunkt der Woche“. Widenka spricht davon, die Sänger hätten eine „Gemeinschaft unter Männern, wie sie sie sonst in keinem Verein erleben können“. Früher hätte da der soziale Hintergrund noch eine große Rolle gespielt. Da gab es Geschäftsleute, Angestellte, Arbeiter. Auch zwischen Katholiken und Protestanten habe man unterschieden, doch: „Das spielt heute alles keine Rolle mehr. Am Freitagabend in der Chorprobe sind wir alle Sänger, die Spaß und Freude am Singen haben.“
Er spricht auch von sozialer Integration, von einsamen Menschen und davon, wie die Truppe nach dem Singen noch gemütlich beisammensitzt. „Das stärkt natürlich das Gemeinschaftsgefühl“, fügt Widenka an. Und dabei wird auch klar: Wie alle Männerchöre sind auch die Oftersheimer überaltert. Mit 63 gehört Widenka zu den Jüngeren.
Der Durchschnitt liegt bei etwa 73. Doch mit den rund 50 Stimmen entfachen die Herren „eine Stimmgewalt. Unsere Stimmenverteilung von erstem und zweitem Tenor und erstem und zweitem Bass ist sehr ausgewogen.“ Gesungen werden Volkslieder, Kirchenlieder und Gospels, aber auch die Klassiker von Udo Jürgens, Peter Maffay oder Santiano.
Nun freuen sie sich auf das Chorfestival? „Der Wettbewerb mit anderen Chören ist schon auch etwas Besonderes“, sagt Widenka, „wir wollen herausfinden, wo wir als Chor stehen“. Rückmeldung von den Juroren könnten den Singkreis nur voranbringen. Und, klar: „Wir wollen einen Preis mit nach Hause nehmen.“
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