Den „Uptown Funk“ von Bruno Mars, den haben sich die Pop Voices für das Chorfestival als A-cappella-Stück vorgenommen. Wahrlich keine leichte Aufgabe. Doch die Formation um Eckhard Stadler traut sich gerne an knifflige Herausforderungen heran. „Wir freuen uns auf den Wettbewerb“, sagt der Dirigent, der gleichzeitig Musikbeauftragter des evangelischen Kinder- und Jugendwerkes Mannheim und der Jugendkirche ist. „Für uns kommt es in erster Linie darauf an, dass wir Spaß haben und das Publikum ansprechen.“ Damit habe er mit den Pop Voices, die er vor über 25 Jahren gegründet hat, schon immer Erfolg gehabt.
Das Unmögliche schaffen
Von den swingenden Beachboys bis zu neusakralen Werken eines John Rutter reicht die Bandbreite des Repertoires der Pop Voices, die aus rund 15 bis 20 Sängerinnen und Sängern bestehen. Auch einen Song von Justin Timberlake haben sie schon aufgeführt. „Wir proben momentan zweimal pro Woche“, nennt Stadler einen der Gründe für das starke und kontinuierliche Zusammengehörigkeitsgefühl des Mannheimer Singensembles. Mit zur kompakten Probenarbeit gehöre auch eine stimmbildnerische Grundlage, so der Dirigent. „Wir haben uns schon Unterstützung von außen geholt“, berichtet Stadler. Keine Geringere wie die Jazz-Sängerin Nicole Metzger hat vor einiger Zeit mit jedem Einzelnen das gesunde Mischverhältnis von Brust- und Kopfstimme trainiert. Davon profitiert der Pop-Chor weiterhin.
„Ich lege bei der Vorbereitung des Chors immer Wert darauf, dass alle nicht nur sich selbst, sondern auch die anderen besser hören, dann haben wir im Ergebnis sicher ein gutes Klangbild“, ist sich der erfahrene Ensemble-Leiter Eckhard Stadler, der selbst auch singt sowie Orgel, Klavier und Cello spielt, sicher.
Vor dem Wettbewerb ist den Pop Voices jedenfalls nicht bange. Die nötige Präsenz auf der Bühne liegt dem Mannheimer Ensemble ebenfalls am Herzen. „Wir haben eine Sängerin in unseren Reihen, die viele choreographische Ideen mitbringt, die wir dann gemeinsam umsetzen“, ergänzt der Dirigent. Der Funke müsse überspringen: Weil am Ende immer das Publikum mitentscheide, was ankommt und gefällt. In jedem Fall schaffe eine funktionierende Chorgemeinschaft manchmal auch das Unmögliche.
Die Neigung zu Pop, Rock und Jazz hat der Chorleiter früh entwickelt - obwohl er, so betont er dann doch, aus einer Kirchenmusikerfamilie stamme. „Trotz des Studiums der katholischen Kirchenmusik in Regensburg war ich schon seit Teenagerzeiten mit Pop und Jazz vertraut. Seitdem bin ich auch ein sogenannter Crossover-Musiker geworden“, sagt Stadler, der parallel zum Klavier- und Orgelstudium auch noch Violoncello lernte und später - dann rein autodidaktisch - auch noch Gitarre, Posaune und Trompete.
Das Chorfestival
- Das 1. Chorfestival Rhein-Neckar (CFRN) wird vom „Mannheimer Morgen“ in Kooperation mit der Buga 23 und unterstützt vom Verein Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar veranstaltet. Es findet am 23./24. September in der Baumhainhalle, Luisenpark, statt.
- Der Wettbewerb richtet sich an nicht-professionelle Chöre jeder Art aus der Metropolregion Rhein-Neckar. Die Bewerbungphase ist abgeschlossen.
- Die Wertungen sind: Gemischte Chöre, Frauenchöre, Männerchöre, Jugendchöre, Pop- und Jazzchöre sowie Gesangsensembles.
- Vorgetragen werden drei Stücke mit insgesamt maximal 15 Minuten. Eines der Werke muss einen Bezug zum Thema Natur haben.
- Die Fachjury wird von Dirigent Tristan Meister geleitet. In jeder Kategorie werden gestaffelte Preise bis zur Höhe von 600 Euro (1. Preis) vergeben.
- Der Eintritt ist für Gäste der Buga kostenlos.
- Alle Infos zum Chorfestival unter mannheimer-morgen.de/cfrn
Er ist ein Allrounder. Das Eine tun, ohne das Andere zu lassen - das scheint Stadlers musikalische Auffassung zu sein. „Der Mix aus Alt und Neu ist, glaube ich, das Geheimnis. Ich bin der klassischen Musik und dort ganz besonders der historischen Aufführungspraxis natürlich immer noch verbunden“, sagt der Musiker. Er sei „aber auch der Meinung, dass die zeitgemäße Musik wie Gospel, Pop, Jazz, Fusion und so weiter natürlich auch ihren Platz in allen Bereichen des Lebens haben sollte“.
Und dann spricht der frühere Katholik, der konvertiert ist und für die evangelische Kirche arbeitet, von Grenzüberschreitungen. Es sei für ihn nie ein Problem gewesen, den Song „Sympathie For The Devil“ (Sympathie für den Teufel) von den Rolling Stones mit einer Kirchenband im Gottesdienst zu spielen. Allerdings, so fügt Stadler hinzu, müsse man schon das dazugehörige Personal haben, ergo Pfarrer oder Pfarrerinnen, die das unterstützten. Und dann sagt er diesen bemerkenswerten Satz: „Ich bin mir sicher, dass Gott da oben genauso Rock ’n’ Roll tanzt, wie er auch ernste Musik hört.“
Kirchenmusik mit Pop erweitern
Dass es für so jemanden normal und naheliegend erscheint, die Kirchen und Gottesdienste zu rocken, versteht sich von selbst. Stadler berichtet auch, dass es für ihn normal war, ich seiner Zeit als Kantor in der Unionskirche in Käfertal einen Chor mit den Evergreens der Pop- und ein wenig Gospelmusik zu gründen.
„Wir haben noch nie einen Wettbewerb gesungen, haben auch keine Homepage, sondern nur facebook“, sagt er. Trotzdem seien die Häuser, in denen die Pop Voices auftreten, recht gut gefüllt - „und das seit 1996“, wie er stolz anfügt. Höhepunkt sei 2006 zum zehnjährigen Jubiläum Stadlers „Pop Mass“ mit Band, Bläsern, Chor, Solistin und Streichorchester gewesen.
Schließlich, sagt er, „muss das Studium der Kirchenmusik unbedingt um das Fach Popularmusik erweitert werden“. Damit spreche man doch in Gottesdiensten ganz andere soziale Gruppen von Menschen an.
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