Luisenpark

Chorfestival Rhein-Neckar: Singen weckt die Lebensfreude

Es geht um Ruhm, Ehre und Preisgelder. Beim Chorfestival im Mannheimer Luisenpark treten 19 Chöre an. Die Gewinner des ersten Tags sind bekannt

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Tanja Capuana
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Der Chor Salto Vocale beim Chorfestival Rhein-Neckar im Mannheimer Luisenpark. © Tanja Capuana

Mannheim. Starke Stimmen, Lieder, die berühren und viel Charisma: Beim 1. Chorfestival Rhein-Neckar bringen die Sängerinnen und Sänger ein facettenreiches Repertoire an Gesangsstücken auf die Bühne der Baumhain-Halle im Luisenpark. An diesem Samstag und Sonntag zaubern die insgesamt 19 nicht-professionellen Chöre aus der Region nicht nur den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern ein Lächeln ins Gesicht. Es geht auch ums Prestige, zudem winken Preisgelder. Veranstaltet wird der Wettbewerb vom „Mannheimer Morgen“ zusammen mit der Bundesgartenschau.

Bereits am ersten Veranstaltungstag ist das Interesse groß: Die Halle ist sehr gut besucht. Drei Männerchöre sowie drei Frauenchöre stellen sich mit jeweils drei Stücken der Fachjury. Das Expertentrio besteht aus dem Dirigenten Tristan Meister, Friederike Stahmer, Professorin für Kinder- und Jugendchorleitung an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, sowie Stefan M. Dettlinger, dem Kulturressortleiter und Musikspezialisten dieser Zeitung.

Mit den Männern geht es los

Den Anfang machen die Männerchöre: Die Sänger des MGV Wallonia Wahlen betreten als erste Teilnehmer die Bühne. Mit viel Gefühl eröffnen sie den Wettbewerb, wenn sie die traditionelle schottische Weise „Loch Lomond“ von Jonathan Quick interpretieren. Leicht melancholisch mutet „Untreue“ von Friedrich Silcher an während das sardische Stück „Nannedu Meu“, das Dirigent Ralf Eisenhauer arrangiert hat, Urlaubsgefühle weckt. „Ich war sehr aufgeregt“, gesteht Eisenhauer nach dem Wertungssingen. Coronabedingt seien neun Sänger ausgefallen, verrät er.

Das Chorfestival



  • Das 1. Chorfestival Rhein-Neckar (CFRN) wird vom „Mannheimer Morgen“ in Kooperation mit der Buga 23 und unterstützt vom Verein Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar veranstaltet. Es findet am 23./24. September in der Baumhainhalle, Luisenpark, statt.
  • Der Wettbewerb richtet sich an nicht-professionelle Chöre jeder Art aus der Metropolregion Rhein-Neckar. Die Bewerbungphase ist abgeschlossen.
  • Die Wertungen sind: Gemischte Chöre, Frauenchöre, Männerchöre, Jugendchöre, Pop- und Jazzchöre sowie Gesangsensembles.
  • Vorgetragen werden drei Stücke mit insgesamt maximal 15 Minuten. Eines der Werke muss einen Bezug zum Thema Natur haben.
  • Die Fachjury wird von Dirigent Tristan Meister geleitet. In jeder Kategorie werden gestaffelte Preise bis zur Höhe von 600 Euro (1. Preis) vergeben.
  • Der Eintritt ist für Gäste der Buga kostenlos.
  • Alle Infos zum Chorfestival unter mannheimer-morgen.de/cfrn

André Knapp hat deshalb nicht nur sein eigenes Solo vorbereitet, sondern ist zwei Tage vor dem Wettbewerb für einen Gesangskollegen eingesprungen. Die Männer schätzen am Chor vor allem die Geselligkeit, die sie miteinander verbindet. Marius Adam bringt es auf den Punkt: „Andere spielen Fußball, ich gehe in den Gesangsverein.“

Der MGV Sängerbund 1875 Unter-Schönmattenwag lädt mit dem Volkslied „Ich ging durch einen grasgrünen Wald“ nach Hessen ein, bevor „Non Nobilis, Domine“ getragene Stimmung verbreitet. Dafür legen sie bei „Soon Ah Will Be Done“ an Tempo zu. Auch der Sängerbund Liederkranz 1892 Oftersheim e.V. zieht das Publikum in seinen Bann. Stimmgewaltig präsentiert der große Chor Werke wie „Benia calastoria“, „Das Morgenrot“ sowie das witzige „Aus der Traube in die Tonne“.

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Chorfestival Rhein-Neckar: Das waren die Chöre der ersten Runde

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Zu den Zuschauern gehören Baldur und Jutta Hable sowie ihre Bekannte Hannelore Lamm. Die Gäste aus Wallstadt kennen sich mit Chören aus, da sie viele Jahre im Gesangsverein Postalia Mannheim gesungen haben. Der Chor, der zunächst ein reiner Männerchor war, aber schließlich in eine gemischte Gruppe umgewandelt wurde, habe häufig an Wertungssingen teilgenommen, sagt Lamm. Inzwischen hat sich der Chor aufgelöst. Viele ältere Mitglieder seien verstorben, Nachwuchs sei jedoch nicht nachgekommen, sagt Jutta Hable.

Ungebrochen ist bei ihnen die Liebe zur Chormusik. Aus diesem Grund genießen sie den Auftaktnachmittag in vollen Zügen. Vor allem das deutsche Liedgut mögen sie gern. Die Auftritte kommen bei dem Trio gut an. „Sie sind sehr beeindruckend“, sagt Baldur Hable. Gesanglich kommt bei ihnen der MGV Wallonia Wahlen besonders gut an, Lamm lobt unter anderem den Dirigenten. Die Mannheimerin freut sich auf den Sonntag, da sie gern Kinder- und Jugendchöre hört. Auch Jazz kommt bei ihr an. „Musik ist Freude“, sagt Hannelore Lamm und lächelt.

Frauenchöre verzaubern mit Stimmvolument und Bühnenpräsenz

Ein Besucher aus Altenbach, der seit kurzem wieder Teil eines Chors ist, fühlt sich gut unterhalten. Zudem findet er das Ambiente in der Baumhain-Halle super. „Die Akustik ist gut“, lobt er. Chorfestivals besucht er regelmäßig. Im hinteren Bereich des Saals haben es sich drei Freundinnen aus Mannheim bequem gemacht. Sie singen im Chor „Neue Töne“ in Neuhermsheim und könnten sich vorstellen, selbst bei dem Wettbewerb mitzumachen. Für die Frauen ist das Programm am Sonntag interessant, denn sie mögen moderne Chormusik, so verraten sie.

Chorfestival Rhein-Neckar: Sieger am ersten Tag

Männerchöre:

2. MGV Wallonia Wahlen: Silber mit 20,2 Punkten, 300 Euro.

2. MGV Sängerbund 1875 Unter-Schönmattenwag, Silber mit 20,2 Punkten, 300 Euro, Bester Tagespreis

3. Sängerbund Liederkranz 1892 Oftersheim e.V. , Bronze mit 17,2 Punkten, 100 Euro

Frauenchöre:

1. Ladies Only Frauenchor Mannheim, Gold mit 22,8 Punkten, 600 Euro

2. MGVLiederkranz Sulzbach 1903 e. V. Silber mit 19,5 Punkten , 300 Euro

3. Salto Vocale, Silber mit 19,7 Punkten 300 Euro

Auch die Frauenchöre verzaubern mit Stimmvolumen, Kreativität und Bühnenpräsenz. Der Ladies Only Frauenchor Mannheim macht den Anfang. Unter der Leitung von Sabine Goetz haben sie ein schwungvolles Programm vorbereitet, das sowohl heitere Passagen als auch melancholische Momente bereithält. Beim „BUGA-Natur-Medley“ interpretieren sie unter anderem Stücke wie „Sweet Nymphe“, „Come to thy Lover“ und „La Petite Fille Sage“. Ihr schwermütiges Werk „Licht und Schatten und die Bitte um Frieden – eine kleine Wolke“, das sie auf Russisch singen, beinhaltet auch „Da pacem domine“.

Originell ist „SINGEN.LERNEN23 - eine Etüde mit Improvisation für Frauenchor und singende Chorleiterin“, das von Goetz stammt. Das kreative Stück, das gleichzeitig seine Uraufführung feiert, gewährt einen Blick hinter die Kulissen und punktet mit einem Schuss Humor.

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Stefan M. Dettlinger
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Der Frauenchor des MGV Liederkranz Sulzbach 1903 e. V. bereitet sich auf seinen Auftritt nach einer Pause vor und betritt als zweiter Damenchor die Bühne. Rund 40 Sängerinnen gehören ihm an. Irene Hilkert sowie Jeanette Leuthäußer und Daniela Bader gehören zu den Gründungsmitgliedern. „Der Frauenchor ist aus einem Projektchor entstanden“, sagt Leuthäußer, die die 1. Altstimme des Ensembles ist. Die Frauen nehmen am Wettsingen teil, weil sie wissen wollen, wo sie stimmlich stehen. Neben einem breitgefächerten Repertoire an verschiedenen Genres singen sie zudem in unterschiedlichen Sprachen, darunter Latein, Englisch, Französisch, Italienisch und Indonesisch. Denn die Dirigentin Peny Bauer stamme aus Indonesien, verrät Leuthäußer. Aufgeregt sei sie nicht mehr.

„Amazing Grace“ sorgt für Gänsehaut

Regina Hallmann dagegen findet ein wenig Lampenfieber sogar positiv. „Man fokussiert sich dabei auf das, was kommt“, sagt sie. Singen macht ihnen viel Spaß. Man könne dabei abschalten, zudem befreie es, finden die Frauen. „Ich gehe danach beschwingt und befreit heim“, sagt Bader. „Und jeder kann singen.“ Da der Chor neue Mitglieder sucht, findet am Dienstag, 19 Uhr, eine offene Singstunde im Katholischen Gemeindezentrum Sulzbach statt. Bei ihrem Auftritt ziehen die Frauen die Zuschauerinnen und Zuschauer in ihren Bann. Mit dem ruhigen Folksong „Shanandoah“ starten sie in den Wettbewerb, bevor sie in „An Irish Blessing“ eine gute Portion Wehmut packen. Eine ausdrucksvolle Performance liefern die Frauen bei dem Spiritual „Sinner, You Know“.

Mit dem Auftritt von Salto Vocale geht der erste Wettbewerbsteil auf die Zielgerade zu. Das Kirchenlied „Amazing Grace“ sorgt für Gänsehaut. Mit „Northern Light“ demonstrieren die Frauen, wie harmonisch ihre Stimmen ineinanderfließen, bevor sie mit „Der Mond ist aufgegangen“ ein würdiges Finale gestalten.

Nachdem die Juroren die Wertung verkündet haben, findet ein Preisträgerkonzert statt, bei dem die besten Chöre ihre besonders gut bewerteten Stück erneut aufführen, so Meister. Das Konzert gestalten schließlich die Silber-Preisträger MGV Liederkranz Sulzbach 1903 e.V. und Salto Vocale sowie die Gold-Gewinner Ladies Only Frauenchor Mannheim. Zudem tritt der Männerchor MGV Sängerbund 1875 Unter-Schönmattenwag, der Silber sowie einen Sonderpreis für die beste Tagesleistung erhalten hat, auf. Tosender Beifall belohnt die Sängerinnen und Sänger für ihre Darbietung.

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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