Ludwigshafen. Außergewöhnlich haptisch wirken die Bilder der Krefelder Künstlerin Patrizia Casagrande, die bis zum 2. November in der Galerie Lauth in Ludwigshafen zu sehen sind. Subtil farbig strahlen sie durch die Fenster in die regengraue Herbststimmung hinein. Die Ausdruckskraft der Werke zieht den Blick regelrecht an. Eine neue Variante der Pop-Art? Im Gegensatz zu Warhols flach angelegten Ikonen ist der Bildeindruck hier durch haptisch angelegte Oberflächen aus unterschiedlichen Materialien, die wie Sedimentschichten übereinander liegen, erzeugt. Bis zu zwanzig Schichten können es sein. Sie wirken transparent und durchlässig und lassen so den Eindruck einer optischen Tiefe entstehen. Überlagert ist dies von gemalten Schriftfetzen, die Gedichtzeilen sein könnten.
Patrizia Casagrande, die Künstlerin, legt großen Wert auf die technische Präzision der Ausführung. Ihre Bildträger sind dabei alles andere als präzise. Es sind gebrauchter Verpackungskarton, Folien, Ausrisse aller Art, die sie miteinander verbindet. Der Farbauftrag erfolgt auf unterschiedliche Art und Weise. Neben der Malerei und der Zeichnung beherrscht sie auch verschiedene Drucktechniken. In ihren neuesten Arbeiten wendet sie zusätzlich die Kunst der Blattvergoldung an.
Ihr Farbmaterial hat seinen Ursprung in Holland. Dort hat sie das Lager einer Jahrhunderte alten Fabrik für Pigmentfarben aufgekauft und sich so einen Vorrat an Pigmenten gesichert. Die auf diese Weise erzeugte Materialität ihrer Kunst gleicht einem Statement gegen die fortschreitende Entwertung der Bilder durch die digitalen Medien.
Bezüglich der Thematik fällt auf, dass ihre Protagonistinnen charakterstarke Persönlichkeiten sind: Frida Kahlo, Kate Moss, aber auch die Gottheiten Nike und Ceres aus dem alten Griechenland sind darunter. Bei dieser Auswahl sind allerdings auch Frauen, die man nicht kennt. Ebenso anmutig und schön sind die indische Müllsammlerinnen dargestellt, die ihren Lebensunterhalt verdienen, indem sie den Müll auf den Straßen der Großstädte einsammeln und nach Verwertbarem durchsuchen. Wichtig waren die Begegnungen mit diesen Frauen für Patrizia Casagrande auch bezüglich ihrer Kunst. Diesen Müllsammlerinnen hätte sie ihre Funde abgekauft und daraus die ersten Kunstwerke der neuen Art erschaffen.
Auch Arbeiten auf der Biennale in Venedig zu sehen
In Indien hat die Künstlerin nach dem Abschluss ihres Studiums an der FH Niederrhein einige Zeit verbracht. Dies muss eine sehr fruchtbare Zeit für sie gewesen sein, die ihrer Kunst neue Impulse gegeben hat. Und dies nicht nur hinsichtlich des Materials und der Technik. So lassen ihre Arbeiten auch Spuren von der Auseinandersetzung mit der Kunst Südostasiens erkennen.
Mit dem Galeristen Werner Lauth kam die Künstlerin auf der Art Karlsruhe zusammen. Die Ausstellung jetzt ist ihre erste One-Woman-Show in der Ludwigshafener Galerie (Mundenheimer Str. 252). Zurzeit sind auch Arbeiten auf der Biennale von Venedig zu sehen.
Infos zu Galerie Lauth unter: www.galerie-lauth.de
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