Ludwigshafen. Unter dem Titel „Kabinettstücke“ zeigt das Ludwigshafener Wilhelm-Hack-Museum in regelmäßiger Folge Schätze aus seiner Sammlung, die normalerweise dem Besucher verborgen bleiben. Vor allem die kleinen Formate, die Druckgrafik sowie Zeichnungen und Skizzen der Künstler sind es, auf die hier der Blick gelenkt wird. Dieses Mal lautet der Titel der Kabinettausstellung „Sehnsuchtslandschaften“. Kuratiert wurde sie von Julia Nebenführ, die auch ein paar richtungsweisende Gemälde berühmter Maler in die Ausstellung einbringen konnte.
So wurde gleich zu Beginn des Rundgangs eine interessante Gegenüberstellung gewagt, nämlich die eines Gemäldes von Claude Lorrain (1600-1682) und eines von Carl Rottmann (1797-1850), der in Handschuhsheim (heute Heidelberg) geboren wurde und später Hofmaler Ludwigs I. von Bayern wurde. Beide Künstler liebten die atmosphärische Wirkung der Farbe in der südlichen Landschaft. Lorrain ganz in verspielter Barockmanier, Rottmann, 200 Jahre später, mit einem romantischen Blick und weit freieren Perspektiven, als diese zur Zeit des Franzosen möglich waren.
Wilhelm Trübner (1851-1917), ebenfalls Heidelberger, ist schon ganz ein Maler der modernen Zeit. Sein Blick von der Heidelberger Schlossruine in die Rheinebene ist schon von einer starken Tendenz zur Abstraktion gekennzeichnet. Er verliert sich nicht in Details und benutzt den breiten Pinsel. Von den Fortschritten in der Radierkunst erzählen die Blätter der Gebrüder Kobell. Franz Kobell wurde von Karl Theodor eine Italienreise spendiert, von der er eine Reihe eindrucksvoller Skizzen mitbrachte, die wirken, als hätte er die Möglichkeiten der modernen Malerei vorausgeahnt. Wie kein anderer Maler ist Max Slevogt mit der pfälzischen Landschaft verbunden. Auch hier ein Gemälde, dessen Motiv aus der Südpfalz stammt, wo der in Berlin ansässige Maler sein Sommerdomizil hatte. Seine Bilder zeigen Kulturlandschaften, die hier erdig und vom Weinbau geprägt sind. Wie der in Speyer geborene Maler Hans Purrmann, der ebenfalls in der Ausstellung vertreten ist, war auch Slevogt vom französischen Impressionismus geprägt, der einen nachhaltigen Einfluss auf die Landschaftsmalerei des 20. Jahrhunderts hatte. Davon zeugt nicht zuletzt das im Stile Claude Monets gemalte Erntefeld von Christian Rohlfs (1849-1938). Hier, darauf verweist die Kuratorin, geht das Jahr schon in den Herbst über, denn man spürt in dem leicht flirrenden Duktus bereits den Übergang in die kältere Jahreszeit.
Den Winter selbst spürt man in einer stark abstrahierten Landschaft von Max Pechstein von 1917, also kurz vor dem Ende des Ersten Weltkriegs. Die Landschaft wirkt erstarrt und das giftige Grün des Himmels lässt nichts Gutes ahnen. An diesem Punkt scheint sich die Bedeutung der Landschaft zu ändern. Die Landschaft, zu Anfang des Rundgangs noch positiver Ausdruck von Sehnsüchten nach einer heilen Welt, wird hier zum Inbild innerer Zerrissenheit. Besonders deutlich zu erkennen bei den Grafiken von Edvard Munch, die in der Schau zu sehen sind. Hier scheint es, als schaue man in die Seele eines bedrückten Menschen. Landschaft, so die Erkenntnis, ist immer etwas, das von der subjektiven Wahrnehmung abhängt. Andernfalls wäre sie nur „Gegend“.
Zu sehen ist die Kabinettsausstellung bis 3. Januar im Wilhelm-Hack-Museum.
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