Heidelberg. Der Intendant rät zur Eile: Wer wunschgemäße Karten für die von 9. Juni bis 28. Juli 2024 stattfindenden Heidelberger Schlossfestspiele buchen möchte, solle nicht zu lange zögern. Das spricht für Selbstbewusstsein. Unbegründet ist es indes nicht, denn Holger Schulze kann sich beim sommerlichen Theaterfest auf dem Schlossgelände hoch über der Stadt für das Jahr 2023 durchaus auf eine „spitzen Auslastung“ berufen: 40 000 Menschen sahen die spartenübergreifenden Freiluftaufführungen seines Theaters, was einer Platzauslastung von stolzen 98 Prozent entspricht. „Heidelberg und seine Besucher haben eine Riesenlust auf Theater und die Schlossfestspiele - gerade nach Corona“, begründet der Festivalleiter seinen Rat zum schnellen Zugriff auf den heute, 11 Uhr, beginnenden Vorverkauf, der sich auch finanziell lohnen kann, gibt es doch bis April einen Frühbucherrabatt von zehn Prozent.
Die Menschen haben eine Riesenlust auf Theater
Wer das lauschige Ambiente zwischen Neckarblick, alten Gemäuern, Fledermäusen und Kunstgenuss kennt, wird ohnehin nicht zögern. Kulinarik ist dabei nicht ausgenommen. Bei „Melodien à la carte“ (12. und 24. Juli) serviert Multiinstrumentalist Johannes Zimmermann musikalische Höhepunkte aus dem Heidelberger Repertoire und Schlossweinstuben-Koch Martin Scharff ein dazu passendes Dreigängemenü.
Katharine Mehrling singt Piaf
87 Vorstellungen und Konzerte stehen auf dem insgesamt sieben Wochen dauernden Festivalprogramm, beginnen wir mit der Musik und einem Novum: Statt der üblichen drei wird es heuer vier Konzerte des Philharmonischen Orchesters Heidelberg auf dem Schloss geben - auch um das durch Raumnot und Stadthallensanierung ausgefallene 8. Philharmonische Konzert zu kompensieren. „Katharine Mehrling singt Piaf“ (28./29./30. Juni) heißt das erste Konzertprogramm, in dem Berlins angesagte Chanteuse der französische Chanson-Legende Edith Piaf huldigt.
Tickets und Anfahrt
- Karten für sämtliche Veranstaltungen und Konzerte vom 9. Juni bis 28. Juli im Schlosshof, im Englischen Bau und Dicken Turm sind ab Freitag, 12. Januar, 11 Uhr, im Vorverkauf erhältlich. Bis 14. April erhalten Frühbucher einen Rabatt von zehn Prozent. (In diesem Zeitraum wird der Kartenpreis bereits abzüglich des Rabattes ausgewiesen.)
- Die Theaterkarten gelten wie gewohnt am Tag der Vorstellung ab vier Stunden vor Vorstellungsbeginn als Fahrausweise für Busse, Straßenbahnen sowie freigegebene Züge im Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN).
- Tickets über die Theaterkasse: Theaterstraße 10, 06221/5820 000; tickets@theater.heidelberg.de oder heidelberger-schlossfestspiele.de
Der Titel des 2. Schlosskonzerts „La France et l’Italia - Grand Emozioni!“ (3.und 5. Juli) sagt bereits alles: Rossini, Donizetti, Delibes, Massenet, Puccini und Bizet. Die Leitung hat hier die Französin Chloé Dufresne inne, singen werden die Ensemblemitglieder Indre Pelakauskaite und Jaesung Kim. Am 13. und 14. Juli geht es mit Strauß, Mussorgsky und Dvorák „In die Natur“- sogar mit Alphorn. Hornist Arkady Shilkloper, der im Jazz wie in der Klassik zu Hause ist, sorgt mit Daniel Schnyders Konzert für Alphorn und Orchester für eine musikalische Erfahrung der besonderen Art. Gabriel Venzago leitet das Philharmonische Orchester durch den in doppelter Hinsicht naturnahen Abend.
Der Abschluss der Konzertschiene ist dann wieder ein Festival- Klassiker: sinfonische Filmmusik, diesmal „John Williams‘ Greatest Hits“ von „Krieg der Sterne“ bis „Harry Potter“, von „E.T.“ bis zum Spannungssound aus „Der weiße Hai“.
„Rote Zora“ und „Monte Christo“
Den Festspielauftakt 2024 macht am 9. Juni das Junge Theater Heidelberg im Englischen Bau mit „Die rote Zora“ für Kinder ab sechs Jahren. In Regie von Natascha Kalmbach wird die Geschichte der berühmten Kinderbande rund um die schlagfertige Titelheldin erzählt. Im Schlosshof steht am 14. Juni - in bewährter „Mantel-und-Degen-Linie“ - die Premiere von Alexandre Dumas‘ Abenteuerklassiker „Der Graf von Monte Christo“ an. Katja Wolf wird bei der berühmten französischen Geschichte um Liebe, Macht, Rache und Geld Regie führen und gilt laut Holger Schulze „als Spezialistin für Unterhaltungstheater“.
Wieder aufgenommen wird am 20. Juni 2024 das Broadway-Musical um den berühmten spanischen Möchtegern-Ritter „Der Mann von La Mancha“, der an neun Abenden im Schlosshof gegen Windmühlen kämpft.
Der Dicke Turm wird in diesem Jahr von der Kapitalismuskomödie „Bezahlt wird nicht!“ des italienischen Literaturnobelpreisträger Dario Fo ab 15. Juni erobert. 1974 und 2009 im Zuge der Finanzkrise überarbeitet, dreht sich Fos Groteske aus dem Arbeitermilieu um die Fragen: Wie soll es denn mit den Kostensteigerungen weitergehen?
„Bezahlt wird nicht“ mit Löhle
Wie sollen ganz normale Menschen da finanziell über die Runden kommen? Antonia findet: So nicht! - und plündert mit einer Gruppe von Freundinnen und Nachbarinnen den nächstgelegenen Supermarkt. Außerordentliche Umstände erfordern eben außerordentliche Fantasie - und die haben Dario Fos Protagonistinnen fraglos. Interessant ist auch, wer hier inszeniert. Regie führt hierbei nämlich ein gerngesehener Gast des hauseigenen Stückemarkts und zudem ehemaliger Mannheimer NT-Hausautor der Spielzeit 2011/2012, Dramatiker Philipp Löhle, der zuletzt auch schon im Rahmen des örtlichen „Remmidemmi“-Festival bei seinem eigenen Stück „Heidelberg 72 ff.“ Regie führte.
Das Programm, in dem Heiteres neben Atmosphärischem liegt, steht also. Jetzt müssen nur noch die meteorologischen Verhältnisse stimmen, dann steht lauschigen Sommernächten nichts mehr im Wege.
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