Worms. Verraten will er natürlich nichts über die nächste Saison. Schließlich ist die offizielle Pressekonferenz für die Nibelungenfestspiele 2023 erst am 8. November. Dass Intendant Nico Hofmann aber irgendwie glücklich ist, hört man seiner Telefonstimme an. Fast heiter und locker klingt er in diesen doch so düsteren Tagen und blickt zurück: „Wir haben eine sensationelle Rekordsaison hinter uns. Alles stimmte: das Stück, die Regie, und bei den Schauspielerinnen und Schauspielern haben wir erstmals auf ganz große Stars verzichtet. Das Ensemble, in dem wir sehr gute junge Leute mit Rang und Namen hatten, hat sich exzellent verstanden.“
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Außerdem hat Hofmann jetzt wahrscheinlich statt fünf Masterpartner fürs Festival 2023 sechs – wenn die anderen dabei bleiben. Die Berliner Unternehmensberater Christ & Company steigen mit 90 000 Euro als Sponsor ein, wobei: Eigentlich ist es ein Mann, gehört das Unternehmen doch dem gebürtigen Wormser Harald Christ, bis April Bundesschatzmeister der FDP. Christ, Jahrgang 1972, ist mit der Harald Christ Stiftung für Demokratie und Vielfalt in Worms seit Jahren Förderer des Mario-Adorf-Preises: mit 10 000 Euro.
Er kenne Harald (Christ) seit Jahren, so Hofmann, und er schätze ihn sehr. „Wir als Festspiele hängen natürlich davon ab, dass so ein bürgerliches Engagement stattfindet“, verrät er. Aber Christ sei nicht nur des Geldes wegen so wichtig, „denn er hilft uns auch, prominente Menschen nach Worms zu bekommen“. Hofmann lobt aber auch viele Unterstützer, „die nicht erwähnt werden wollen – aus dem Wormser und dem Frankfurter Milieu“. Nach Corona und in der aktuellen Gesamtlage sei das alles „schon sehr ehrenwert“.
Löwenanteil trägt die Stadt Worms
Das findet auch Christ selbst. Warum der Mann, der auch im Kuratorium sitzt, nun mit 90 000 Euro einsteigt, erklärt er: „Worms ist meine Heimat. Wer hier aufwächst, wächst mit der Geschichte der Stadt auf, und die ist eng verwoben mit den Nibelungen. Ich möchte mit meinem Engagement als ,Botschafter’ dafür sorgen, dass Worms über die Grenzen von Stadt und Land noch bekannter wird, dass einflussreiche und bekannte Persönlichkeiten hierherkommen.“
Für die 3,6 bis 3,8 Millionen Euro, die so ein Festivaljahrgang kostet, sind 90 000 Euro zwar nicht viel Geld. Aber wichtig. Die Hauptakteure bleiben hier das Land mit 0,68 Millionen und vor allem die Stadt Worms mit dem Löwenanteil: 1,5 Millionen Euro. Dennoch gilt es für die Nibelungenfestspiele, die fehlende Summe von rund 1,5 Millionen zusammenzukratzen. Eintrittsgelder sind da das eine. Sponsoren das andere.
Einfluss will Christ nicht nehmen, und auch steuerliche Aspekte interessierten ihn nicht: „Dies führt zum Kern meines Engagements. Meine Motivlage ist nicht finanzieller Natur, und erst recht geht es mir nicht um steuerliche Aspekte. Vielmehr ist es mir eine Herzensangelegenheit, diesen Leuchtturm der Stadt Worms zu unterstützen. Nach der Coronaphase, die ja vieles in der Kultur schwieriger macht, können nicht allein die Stadt oder das Land alles regeln.“
Nach dem Festival ist davor: Die Vorbereitungen für 2023 liefen sehr gut, so Hofmann. Die Namen der Autorin und Regisseurin sind zwar noch nicht öffentlich bekannt, „das wird erst am 8. November verraten“, sagt der Intendant. Dafür verrät er – nun als CEO der Ufa – etwas über sein Langzeitprojekt: „Die Nibelungen“ als TV-Serie. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran. Im Moment läuft ein Entwicklungsvertrag mit einer amerikanischen Gesellschaft. Wir haben ein sehr überzeugendes Konzept“, sagt er und klingt etwas euphorisiert. Ihm geht es dabei nicht um einen aktualisierten Aufguss des mittelalterlichen Heldenepos, „sondern um das originale Nibelungenlied“, das leider immer noch sehr aktuell sei und Ausmaße habe wie bei „Game of Thrones“. Was er meint: Das wird sehr teuer, und in Deutschland sei es nicht so einfach, Geld für solche Großprojekte aufzutreiben, „da sind die Amerikaner im Vorteil“, sagt Hofmann.
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