Mannheim. Mehr als 25 Musikerinnen und Musiker stellen sich am Sonntag, 8. Mai, ab 17 Uhr im Ehrenhof des Mannheimer Schlosses in den Dienst der guten Sache von „Sound Of Peace“ (SOP). Die Klänge für den Frieden sollen auf dieser bis zu fünfstündigen Musikkundgebung Solidarität mit der Ukraine signalisieren, aber auch Spenden sammeln, um den Opfern des Krieges zu helfen; hauptsächlich Geflüchteten. Aber am Tag vor der Veranstaltung spitzte sich ein Misston in den Friedensklängen zu einem Eklat zu: Der eigentlich angekündigte Hans Söllner wurde kurzfristig ausgeladen. Auf Initiative von Grünen-Stadtrat Gerhard Fontagnier vom Mitveranstalter Mannheim sagt Ja! Er sagt unter anderem Nein zu Söllner, weil der eigenwillige bayrische Reggae-Sänger in seiner kritischen Haltung gegen die Corona-Beschränkungen auch einen Vergleich mit dem NS-Regime gezogen habe. „Wir haben aus Sicherheitsgründen und um der guten Sache willen die Reißleine gezogen, weil uns massive Proteste erreicht haben und wir mit Gegenaktionen rechnen mussten“, erklärte Fontagnier am Samstag auf Anfrage den Vorgang. Seine Einschätzung Söllners bezieht sich vor allem auf diese im Deutschlandfunk Kultur zitierte Aussage des 64-Jährigen: „Denunzianten, SA, Stasi und Gleichschritt und das passiert gerade. Man darf keine Vergleiche ziehen zum Dritten Reich. Aber das passiert gerade. Schaut euch um.“
Offener Brief des Sängers an Grünen-Stadtrat
Söllner und der Mannheimer Veranstalter Michael Menges, der ihn ins SOP-Boot geholt hatte, verwahren sich auf Anfrage gegen die Vorwürfe. „Hans singt seit 40 Jahren gegen Rechts, er ist auch kein Impfgegner“, sagte Menges dieser Redaktion. Söllner reagierte am Nachmittag mit einem offenen Brief an Fontagnier, in dem er beklagte, dass dieser über ihn urteile, ohne ihn zu kennen oder das Gespräch gesucht zu haben: „Denn hätten Sie anständig recherchiert, wozu ich auch zähle, sich mit mir zu unterhalten oder an einen Tisch zu setzen, dann hätten Sie sehr schnell gemerkt, dass ich mich von jeder Art von Gewalt, Unterdrückung, Verfolgung und Bestrafung Andersdenkender, Andersglaubender und Andersfühlender distanziere.“ Der Stadtrat habe mit seiner Vorverurteilung bewiesen, dass er den Mainstream-Medien und Zeitungsberichten, die nachweislich Unwahrheiten und Lügen über Söllner verbreitet hätten, blind geglaubt habe. Der Sänger schrieb weiter: „Ich distanziere mich – schon immer – von jeglicher Nähe zur rechten politischen Szene und würde niemals rechte Parteien unterstützen. Niemals habe ich den Holocaust geleugnet, sondern habe immer nur versucht, zu warnen, auch in Bezug auf eine Impfpflicht. Niemals war ich Impfgegner, sondern immer gegen eine Impfpflicht.“ Abschließend wünscht Söllner „gutes Gelingen bei Ihrer Veranstaltung, die sich für Frieden ausspricht und schon jetzt nicht verstanden hat, dass Frieden bei dem Akzeptieren von Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt beginnt.“
Unter den Acts, die auftreten, sind stimmgewaltige Stars wie der dreifache Echo-Gewinner Joris, Lokalmatador Laith Al-Deen, die Formation Söhne Mannheims Piano mit Florian Sitzmann, Claus Eisenmann, Karim Amun, Metaphysics und Gastone, den Wieslocher Ska-Altmeistern The Busters oder der zum Deutschrocker mutierte H-Blockx-Frontmann Henning Wehland, der mit Produzent und Songschreiber Jan Löchel auftritt. Außerdem waren bis Redaktionsschluss noch Kurzauftritte viele weiterer Künstlerinnen und Künstler vorgesehen, die eine enorme musikalische Vielfalt repräsentieren: Sängerin Alina, Aron Pinter, Diane Weigmann, Elijah, Jonas Monar, Leo Rojas, Lori, Markus Sprengler, SOP–Mit-Initiatorin Maidline Aurie, Max von Milland, Mijo, Myle, Navka, Nora OG, die beiden Capitol-Saschas Kleinophorst und Krebs, Staubkind aus Berlin, 2Welten sowie Wally. Überraschungsgäste sind noch möglich.
Bismarckstraße gesperrt
Einen Zeitplan wollen die Veranstalter auf Nachfrage vorab nicht veröffentlichen. Der Eintritt ist frei. Spenden werden vor Ort gesammelt, sind aber auch von Zuhause zum Beispiel unter www.paypal.com/paypalme/masagtja möglich. Wichtig zu wissen: Zugang zum Benefizfestival ist nur über das frontale Tor an der Bismarckstraße möglich, wie das Organisationsteam um die Initiative Mannheim sagt Ja! und die Popakademie betont. Wie früher bei Arena Of Pop wird die Bismarckstraße für den Verkehr gesperrt, um weitere Zuschauerinnen und Zuschauer aufzunehmen. Eine LED-Wand und eine starke Soundanlage ermöglichen dann, das Event auch von außerhalb des Schlosshofs zu verfolgen.
Redebeiträge kommen unter anderem von der in der Ukraine aufgewachsenen russischen Friedensaktivistin Larissa Bogacheva, der deutsch-syrischen Friedenaktivistin Alia El Atassi, und der Geflüchtetenhelferin Marina Horst, die ebenfalls aus der Ukraine stammt. Das Rhein-Neckar Fernsehen (RNF) übertragt die Solidaritätskundgebung live, auch als Online-Stream. Die Moderatorinnen Tina Babbel (RNF) und Astrid Jacoby (Radio Regenbogen) führen durch das Programm.
Mit den Spenden will der Verein Mannheim sagt Ja! in Abstimmung mit der Stadtverwaltung Czernowitz die Beschaffung notwendiger Hilfsmaterialien für Geflüchtete vor Ort organisieren und auch Hilfe für die in der Quadratestadt ankommenden Ukrainerinnen und Ukrainer leisten.
Alle Infos und Spendenmöglichkeiten unter masagtja.de/jetzt-spenden
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