Ukraine

Helfer klagen über Behörden

Organisation Mrija kümmert sich um 140 Personen

Von 
Corinna Busalt
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Biblis. Um die Hilfsorganisation Mrija in Biblis, die sich um Geflüchtete aus der Ukraine kümmert, ist es ruhig geworden. Das Lager mit Kleidung, Spielsachen und Hygieneartikeln in der Bahnhofstraße öffnet nur noch auf Zuruf. „Aber es kamen in den letzten Wochen gar keine Anfragen mehr. Deswegen haben wir einiges in Kisten gepackt und mit einer Hilfslieferung in die Ukraine geschickt“, sagt Frank Zimmermann vom Kreis der aktiven Helfer. Über die Baptistengemeinde Pfungstadt sei ein Transport an ein Waisenhaus in Kiew gegangen.

„Aktuell nehmen wir auch keine Spenden mehr an, weil es einfach keinen Bedarf gibt“, sagt Zimmermann. In Richtung Herbst oder Winter könnte es natürlich wieder ganz anders aussehen. Aber das wollen die Ehrenamtlichen erst einmal abwarten. Viel Arbeit hatten sie dennoch gerade: Der Bibliser Semion Iomdin hat gerade ein Benefizkonzert in Heppenheim für Mrija mitorganisiert und auch moderiert. „Viele Spenden haben wir dabei aber nicht eingenommen“, erzählt er. Doch die Helfer und Geflüchteten seien bei dem kulturellen Ereignis mal wieder zusammengekommen.

Geflüchtete privat vermittelt

„Im Hintergrund läuft aber einiges“, sagt Semion Iomdin. Viel Zeit verbringt der 44-Jährige, der aus Belarus stammt und daher übersetzen kann, vor allem mit Behörden. „Jeden Tag kommen bei mir Anfragen an, und ich versuche das dann zu lösen.“ Doch das sei mühsam und aufreibend – häufig werde er vom Sozialamt ans Jobcenter und von dort wieder zurückverwiesen. „Das macht uns das Leben schwer – und die Digitalisierung hier in Deutschland ist noch weiter zurück als in der Ukraine“, meint er verärgert.

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Um die 140 Personen, die in Biblis, Bürstadt, Worms und Heppenheim privat untergekommen sind, kümmert sich die Organisation Mrija aktuell. „Die letzte Wohnung haben wir vor knapp zwei Monaten eingerichtet“, sagt Frank Zimmermann. Seither sei niemand mehr gekommen oder umgezogen. „Wir haben aber auch keine weiteren Unterkünfte mehr“, erklärt Semion Iomdin. Und seines Wissens ist noch niemand von hier in die Ukraine zurückgekehrt. „Angesichts der Lage dort kann ich auch nur davon abraten.“ Es handle sich um eine Schein-Sicherheit, doch das Leben dort sei weiterhin extrem gefährlich. 

Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis

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