Konzertkritik

Gringo Mayer sorgt für Waldhof-Mannheim-Flair in Heidelberg

Der Ludwigshafener Dialektrocker und seine Kegelband werden bei zwei ausverkauften Kurpfalz-Heimspielen im Karlstorbahnhof gefeiert wie im Stadion

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Gringo Mayer und die Kegelband füllten den Heidelberger Karlstorbahnhof zweimal restlos. © Klotz

Heidelberg. Der Erfolgszug von Gringo Mayer rollt unaufhaltsam weiter. Und zwar mit Volldampf: Der Dialekt-Indie-Rocker aus Ludwigshafen mit Sitz in der Mannheimer Neckarstadt hat auch im Heidelberger Karlstorbahnhof ein Heimspiel. Genauer gesagt zwei. Denn die erste Show des neuen Joy Fleming war so schnell ausverkauft, dass er den Saal am Rande der Campbell-Barracks am Samstag und Sonntag so umfassend füllt, wie man es am neuen Standort des Kulturzentrums bisher selten gesehen hat.

Massive „Gringo! Gringo!”-Rufe schon vor Konzertbeginn

Am frühen Sonntagabend ist im Heidelberger Süden nicht gerade das typische Karlstorbahnhof-Publikum aus Altstadt-Zeiten erschienen. Schon eine Viertelstunde vor Konzertbeginn setzen Stadiongesänge und massive „Gringo! Gringo!”-Rufe ein – das steigert sich später zu Stadion-Lautstärke, als Mayer seine Fußball-Abrechnung „Gibt’s do’ net“ zum Besten gibt. Eine Stimmung wie bei Waldhof Mannheim zu besten Zeiten (oder nach einem 6:1-Erfolg). Dabei kann Mayer „nur“ einige Spieler vom Mannheimer Drittliga-Konkurrenten Sandhausen begrüßen. Jedenfalls: Ein Auswärtsspiel ist das hier nicht. Das Ausmaß der Begeisterung ist fast noch größer als im heimischen Capitol.

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Auch die gut gewählte  Mannheimer Vorgruppe Yara räumt ab, Gringo Mayer auf Kurs ins BASF-Feierabendhaus

Zur Stimmung beigetragen hat auch der energetische Auftritt der gut gewählten Mannheimer Vorgruppe Yara. Deren Mitmach-Refrain „Champagner im Aschenbecher” würde auch gut ins Programm der Hauptattraktion passen – und wird entsprechend gefeiert. Aber Gringo Mayer hat nach nur zwei Alben ein Programm beieinander, dass durchgehend funktioniert und schon jetzt nach größeren Bühne verlangt. Sein Auftritt am 18. Dezember im BASF-Feierabendhaus könnte da einen Fingerzeig geben. "Der Auftritt im Feierabendhaus wird dadurch, dass der Innenraum erstmals in der Geschichte des Hauses unbestuhlt sein wird, unser größtes Indoor-Konzert bislang", bestätigt Gringo Mayer dieser Redaktion.

 

Die energetische Mannheimer Indie-Rock-Band Yara passte perfekt ins Vorprogramm von Gringo Mayer. © Klotz

Stephan Udri ersetzt dauerhaft Trompeter Julian Maier-Hauff

Der Hauptdarsteller und seine Kegelband sind dafür  jedenfalls bereit. Das Zusammenspiel scheint von Mal zu Mal besser und kompakter zu werden. Jeremy Dhôme am Schlagzeug und Bassist Juri Schweizer treiben die Songs präzise nach vorne. Der neue  feste Trompeter Stephan Udri, den man 2023 schon beim Zeltfestival hören konnte,  fügt sich extrem songdienlich ein. Er sei jetzt fest dabei, statt des altgedienten Jazzers Julian Maier-Hauff, erklärt der als Tim G- Mayer in Ludwigshafen geborene Frontmann auf Nachfrage. "An der Gitarre hat uns diesmal Fabian Haug verstärkt, der vorerst gelegentlich mitkommen wird, wenn es die Bühnengröße erlaubt." Das kann also in der Heimatregion künftig regelmäßig der Fall sein. Aber auch auswärts läuft es gut, wie man Gringo Mayers Tour-Tagebuch entnehmen kann.

Mayer singt in Höchstform vom rauen Rock bis zum hohen Kieksen. Fünftes Bandmitglied ist zumindest in der Kurpfalz das Fan-Kollektiv, das Gringo-Mayer-Konzerte zu einer Art Rudelsingen macht – und das vor allem im Dialekt textsicher bis in die sonderlichsten Details.

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Das neue Lied "Fabrigg" funktioniert auf Anhieb

Das klappt sogar schon fast beim neusten Lied „Fabrigg“, das die wilde Fahrt eröffnet. Selbst die Balladen werden schwelgend gefeiert, aber natürlich gibt es Lieder, die noch herausstechen: Wie heftig die Fans „Ru’ do driwwe“ schmettern, diesen kurpfälzischen Alltags-Italo-Western-Soundtrack ist fast beängstigend. Charmant und geschickt ordnet Mayer für die bemerkenswert vielen kleinen Kinder in der ersten Reihe seine etwas drastischeren Songtexte: Zu den von der Mutter versteckten Drogen in „Viel zu arg“ gehöre auch Zucker.

Musterexemplar eines Aufsteigers: Ex-Felsen-Sänger Tim G- Mayer füllt als Gringo Mayer immer häufiger immer größere Säle. © Klotz

Nächster Auftritt im Karlstorbahnhof mit Voodoo Jürgens

Und der heftig mitgeschmetterte Refrain „Jeddi Nacht stech’ ich eene ab“ leitet er hochdiplomatisch mit dem Plädoyer ein, man möge doch „friedlich und respektvoll miteinander umgehen, egal was los ist.“ Die Gefolgschaft ist also auch in 20 Jahren noch gesichert. Und Mayers nächster Auftritt im Karlstorbahnhof ist auch schon geplant: am 16. Juli im Vorprogramm seines kongenialen Vorbilds Voodoo Jürgens.

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