Indie-Pop

Denkwürdiges Heimspiel: Gringo Mayer bringt das Mannheimer Capitol zum Toben

Nach einer erfolgreichen Deutschland-Tour wird das Heimspiel im Mannheimer Capitol für Gringo Mayer zum Triumphzug. 1000 Zuschauer feiern einen denkwürdigen Abend

Von 
Alexander Müller
Lesedauer: 
Gringo Mayer bei seinem gefeierten Heimspiel im Capitol. © Rudolf Uhrig

Mannheim. Schon eine halbe Stunde, bevor es überhaupt losgeht, funkt die Getränkestation auf der Empore des Mannheimer Capitols SOS. Das Bier ist kurzzeitig ausgegangen, was als sicheres Indiz dafür gelten kann, wie groß die Vorfreude auf die Heimkehr von Gringo Mayer ausfällt. Der zum Konzert-Club umgewidmete frühere Kinosaal in der Mannheimer Neckarstadt ist mit über 1000 Zuschauern brechend ausverkauft. Alle wollen den Mann sehen, der fast aus dem Stand zu einer Ikone des Indie-Pop kurpfälzischer Mundart geworden ist. Draußen gibt es sogar einen echten Schwarzmarkt für die begehrten Tickets für Gringos Jahresabschlusskonzert. Unglaublich.

Es ist viel passiert, seit dem letzten Capitol-Gig im Januar 2023, als es an dieser Stelle hieß: „Wie das ausverkaufte Capitol Gringo Mayer feiert – intensiver geht es kaum. Nicht unwahrscheinlich, dass sich dieses Heimspiel in die Geschichte der Zäsurkonzerte Mannheimer Stars einreiht: Joy Fleming 1969 im Vorprogramm von Janis Joplin in der Frankfurter Jahrhunderthalle, im Capitol 1989 Julia Neigel und 1998 Xavier Naidoo, 2001 die Söhne Mannheims in Sandhofen, zuletzt 2022 Apache 207.“

Gringo Mayers Schritt in die bundesweite Relevanz

Gringo Mayer war in der Zwischenzeit auf seiner ersten richtigen Deutschland-Tour mit Halten in München, Berlin, Köln oder Hamburg. Und der in Mannheim lebende Ludwigshafener hat bei etlichen gefeierten Auftritten bewiesen, dass seine Musik im kompletten deutschsprachigen Raum funktioniert. Ein Quantensprung. Ein Schritt in die bundesweite Relevanz und eine Karriereperspektive, die bei der Veröffentlichung des fulminanten Debüts „Nimmi Normal“ 2021 noch undenkbar schien.

Mehr zum Thema

Dabei gewesen

Tourtagebuch von Gringo Mayer: Das große Abenteuer endet - vorerst

Veröffentlicht
Von
Alexander Müller
Mehr erfahren

Aber die Heimkehr nach Mannheim bleibt etwas ganz Besonderes, das weiß auch Gringo. „Als ich mit 30 auf dem Sofa saß, haben die Leute gesagt: Aus dem wird nichts mehr. Und heute sind wir im ausverkauften Capitol“, sagt Mayer, als er nach „Ihr liewe Leit“ von der neuen Platte die verdienten Ovationen des ausrastenden Publikums entgegennimmt.

Das Konzert ist komplett auf den Punkt, die Stimmung völlig euphorisch. Schon im eröffnenden „Am Rhoi“ singt das Publikum beherzt mit, das mit einem Tarantino-Intro daherkommende „Immer mol ä bissl“ dreht in eine Ska-Reggae-Nummer, „Nimmi Normal“ wirkt dank Bläser-Beitrag fast wie ein anderes Lied.

Setlist

Setlist: 1. Am Rhoi, 2. Imma mol ä bissl, 3. Nimmi normal, 4. Ru' do driwwe, 5. Ihr liewe Leit, 6. Allahopp, 7. Kumm nommo' her, 8. Viel zu arg, 9. Mo' gugge, 10. Gibt's do' net, 11. Jeddi, 12. Ocean of love, 13. Monnemer Dreck, 14. Äni rache, 15. Underdogs, 16. Oh Jesses, 17. De Deifel sollse hole. Zugabe: 18. Des is brudal, 19. Ahjoo, 20. Alläää.

Die nächsten Konzerte in der Region: 6. und 7. April, Heidelberg, Karlstorbahnhof

Kegelband sorgt für entscheidenden Groove-Faktor

Die Kegelband, die Mayer seit jeher auf seinen größeren Auftritten unterstützt, bringt den entscheidenden Groove-Faktor in einen weiteren denkwürdigen Abend ein. Der böse Nachbarschaftsklassiker „Ruh do driwwe“ wird lauthals mitgesungen, den Refrain zum Fußball-Kritik-Song „Gibt’s do net“ stimmt die euphorisierte Menge auch noch an, als das Lied schon lange vorbei ist.

Die Atmosphäre ist sehr warm, familiär. Manchmal muss man sich in der allgegenwärtigen Feierlaune kurz daran erinnern, dass Gringo Mayer bei allem Status als neuer kurpfälzischer Volkstribun im Grunde weiterhin ein Indie-Musiker ist, der sich ohne großen Plattenvertrag und Airplay im Formatradio nach oben gekämpft hat.

Weil er ein begnadeter Entertainer ist, der auf der Bühne mit seinem leicht diabolischen Blick die verrückten Geschichten des Alltags aufzuspießen weiß. Und weil er ein überragender Songwriter ist, dem Perlen wie das nach vorne treibende „Oh Jesses“ einfallen, bei denen das Capitol verständlicherweise tobt.

Neues Album geplant

„Liebe ist immer dabei – egal wie“, singt Mayer im wunderbaren „Ocean Of Love“.  Die „Gringo, Gringo“-Sprechchöre gehen nach fast zwei wunderbaren Stunden ins furiose Finale bei „Ahjoo“ über. Der neuen kurpfälzischen Nationalhymne,  auf die sich wirklich alle zwischen Heidelberg und Kaiserslautern verständigen können. Frenetischer Applaus, glückliche Gesichter auf der Bühne.

Wie geht es weiter für Gringo Mayer? Höchstwahrscheinlich sehr positiv. Die Clubs für die Frühjahrstour sind schon gebucht – und meistens größer als zuvor. Das dritte Album ist für Anfang 2025 in der Pipeline. Ob es im nächsten Jahr wieder ein Abschlusskonzert im Capitol gibt, ist ungewiss. Wenn es stattfindet, sollten die Organisatoren auf jeden Fall mehr Bier vorhalten.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke