Mannheim. Auf der Otto-Siffling-Tribüne tanzten Tausende Fans den Waldhof-Tanzer, unten auf dem Platz feierten die Profis mit, die im zweiten Abschnitt eine absolut denkwürdige Gala gezeigt hatten. Mit sechs Toren in einer sensationellen Halbzeit demontierte der SVW die SpVgg Unterhaching am Samstagnachmittag mit 6:1 (0:1) – und setzte mit diesem Kantersieg ein gewaltiges Ausrufezeichen im Abstiegskampf. Vor den Partien am Sonntag vergrößerten die Mannheimer (37 Punkte/-7 Tore) ihren Vorsprung auf den ersten Nichtabstiegsplatz auf fünf Punkte und weisen jetzt auch das deutlich bessere Torverhältnis als die direkten Konkurrenten Halle (32/-15) und Duisburg (29/-15) auf, die am Sonntag gegen Ulm (Halle) und in Essen (Duisburg) nachziehen müssen.
Im zweiten Durchgang trat der SVW wie entfesselt auf. Tore von Samuel Abifade (51.), Martin Kobylanski (60.), Baxter Bahn (65.), Terrence Boyd (71.), Kelvin Arase (74.) und Pascal Sohm (85.) sorgten für den zweithöchsten Waldhof-Sieg in der 3. Liga (der Rekord bleibt beim 7:0 gegen den TSV Havelse in der Saison 2021/2022). Aaron Keller (45.+2) hatte Unterhaching in Führung gebracht.
Marco Antwerpen begeistert von Waldhof Leistung
Mit dem fulminanten Auftritt baute der SVW seine Erfolgsserie auf fünf Spiele ohne Niederlage mit 13 von 15 möglichen Punkten aus. Trainer Marco Antwerpen leitete mit einer deftigen Halbzeit-Ansprache die Wende ein. „Wir waren zur Pause alle unzufrieden. Dann haben wir uns gesagt: Wir haben so oft schon die Spiele gedreht, das machen wir jetzt wieder. Außerdem haben wir einen Trainer, der uns auch mal in den Arsch tritt. Der hat da ein feines Gespür für“, berichtete Kapitän Marcel Seegert. Auch der Trainer selbst zeigte sich von der Leistungsexplosion im zweiten Durchgang begeistert. „Die zweite Halbzeit war natürlich so, wie wir uns das vorgestellt haben. Da haben wir unsere Ballgewinne viel besser ausgespielt, das war ein bisschen der Schlüssel . Ich bin zufrieden mit den drei Punkten. Uns war wichtig, den Dreier zu holen und wir fahren jetzt ganz gut vorbereitet nach Duisburg“, sagte Antwerpen. In Duisburg steht am Freitag das nächste richtungsweisende Duell im Abstiegskampf an.
Zwei personelle Änderungen gab es nach dem Last-Minute-Sieg bei Dortmund II (2:1): Fridolin Wagner ersetzte im defensiven den gesperrten Julian Rieckmann, Malte Karbstein kehrte wiederum für Laurent Jans nach abgesessener Gelbsperre in die Innenverteidigung zurück.
Erste Halbzeit bei Waldhof gegen Unterhaching: Viel Stückwerk
27 Grad und Sonnenschein wärmten die 11.688 Zuschauer zum Zeitpunkt des Anpfiffs um 16.30 Uhr – leider passte sich das Niveau der Partie in der ersten Halbzeit nicht diesem herausragenden Wetter am ersten April-Samstag an. Auf beiden Seite gab es viel Stückwerk zu sehen, echte Höhepunkte gab es so gut wie keine.
Der SVW kämpfte im Spiel nach vorne mit massiven Abstimmungsproblemen und mangelnder Kreativität. Haching ließ kaum Räume und verteidigte hartnäckig, dem leicht überlegenen Waldhof fehlte es auch bei seinen Standardsituationen an Genauigkeit und Durchschlagskraft. In der Defensive standen die Mannheimer allerdings stabil – bis sie in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs bei ein er eigenen Freistoßchance die Restverteidigung vernachlässigten – und dafür sofort bestraft wurden. Martin Kobylanski hatte einen Freistoß aus halblinker Position direkt aufs Tor gezogen, Unterhachings Schlussmann Rene Vollath riss die Fäuste hoch.
Dann ging es schnell in die andere Richtung, wo der bereits verwarnte Luca Bolay Maurice Krattenmacher eine Hereingabe erlaubte, die Aaron Keller artistisch mit der Hacke über die Linie bugsierte (45.+2). Das 0:1 nur wenige Sekunden vor dem Halbzeitpfiff – im Carl-Benz-Stadion wurde es ganz still.
Waldhof kommt in der zweiten Halbzeit furios zurück
„Die erste Halbzeit war von beiden ein Abtasten. Wir haben versucht, die Räume zu finden, um gefährlich zu sein, waren mit Ball aber teilweise zu statisch. Kurz vor der Pause kriegen wir fatalerweise das 0:1. Da musst du dich schon kurz schütteln. Manchmal hast du mit so einer Situation zu kämpfen und findest nicht mehr ins Spiel zurück“, analysierte Antwerpen.
Doch es kam diametral anders. Schon fünf Minuten vor Wiederanpfiff standen die Mannheimer wieder auf dem Platz – eine Reaktion auf bis dahin die äußerst maue Vorstellung war bitter nötig. Und die Antwort auf den Rückschlag vor der Pause fiel furios aus: Eine Hawkins-Flanke köpfte Fridolin Wagner am langen Pfosten an die Latte, den Abpraller verwertete Samuel Abifade mit einem satten Linksschuss aus sieben Metern ins lange Eck zum Ausgleich (51.).
SV Waldhof Mannheim - Spvgg Unterhaching
SV Waldhof: Hanin – Klünter, Seegert, Karbstein (78. Jans), Bolay (63. Carls) – Wagner, Bahn – Hawkins (78. Gouras), Kobylanski (63. Arase), Abifade – Boyd (76. Sohm).
SpVgg Unterhaching: Vollath - Schwabl, Schifferl, Stiefler, Lamby (68. Adu)- Westermeier (68. Fetsch), Stark (49. Zentrich), Keller (89. Coric), Krattenmacher, Skarlatidis – Hobsch (89. Kaulfers).
Tore: 0:1 Keller (45.+2) 1:1 Abifade (51.) 2:1 Kobylanski (60.) 3:1 Bahn (65.) 4:1 Boyd (71.) 5:1 Arase (74.) 6:1 Sohm (85.).
Beste Spieler: Boyd, Seegert, Hawkins/Krattenmacher.
Gelbe Karten: Klünter, Bolay, Boyd, Bahn
Schiedsrichter: Lukas Benen (Nordhorn)
Zuschauer: 11.688.
Aber Haching wehrte sich seinerseits noch einmal kurz: Nach einem Konter musste SVW-Keeper Omer Hanin gegen Krattenmacher parieren (55.), bei der folgenden Ecke schoss Ben Westermeier aus der Drehung knapp vorbei (56.).
Waldhof frisst Unterhaching regelrecht auf
Doch dann fraßen die Kurpfälzer die Oberbayern regelrecht auf. Boyd hatte den Ball einfach mal nach vorne geschlagen, Kobylanski nahm am Strafraumeck Maß – und seine Bogenlampe senkte sich zum 2:1 in Tor (60.). Und dann verteidigten die Hachinger eine Abifade-Flanke schlecht – Bahn wuchtete den Ball mit aller Entschlossenheit ins Netz (65.).
Haching hatte jetzt nichts mehr entgegenzusetzen: Der SVW machte mit einer historischen Fußball-Party seine Fans glücklich. Boyd nahm Hawkins abgefälschten Schuss als Vorlage zum 4:1 (71.), der eingewechselte Arase wurde überhaupt nicht angegriffen und schoss einfach das 5:1 (74.).
Die Gäste hatten sich aufgegeben. Arases Schuss wurde geblockt, in Pascal Sohm konnte auch der zweite Joker des Nachmittags fast ohne Gegenwehr zum 6:1 einschießen (85.). „Ich bin voll mit Adrenalin. Das war ein fantastischer Nachmittag für den SV Waldhof, ein tolles Erlebnis. Das macht Mut. Wir sind wieder da“, jubelte Präsident Bernd Beetz.
Nächstes Spiel: MSV Duisburg – SV Waldhof, Freitag, 12. April, 19 Uhr. Alles Spiele live bei MagentaSport
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