Kunst

Ausstellung von Malte Bruns im Kunstverein Ludwigshafen

Mitten im vorweihnachtlichen Einkaufstrubel gerät man in der Rhein-Galerie in Ludwigshafen in die Ausstellung des Künstlers Malte Bruns. Der geht mit seinen Arbeiten an die Grenze des Erträglichen

Von 
Helmut Orpel
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Die Skulptur „Early Bloomers II“ aus dem Jahr 2017. © Malte Bruns/Kunstverein

Vorweihnachtsstimmung in der Ludwigshafener Rhein-Galerie. Wundervoll dekorierte Tannenbäume, schillernde Auslagen in den Ladenpassagen, gut gelaunte Familien, die am Vorabend des Ersten Advent ihre Einkäufe erledigen.

Doch dann plötzlich die Verwunderung: Zuerst glaubt man sich noch in einer anderen Abteilung eines Süßwarengeschäftes, das mit schrillen Farben die Naschlust potenzieller Kundinnen und Kunden anregen möchte, bei näherem Hinsehen allerdings entpuppen sich diese Gebilde als Sammelsurien abgeschnittener menschlicher Gliedmaßen, zusammengefügt zu Figuren, die eine Art postmodernen Frankenstein darstellen.

Erst die freundlichen Worte der Laudatorin Nadine Hahn-Rübel lassen gewahr werden, dass man sich in diesem Moment im Ludwigshafener Kunstverein Zoom befindet und dass der Autor all dieser Gebilde ein studierter Künstler ist, der an den Akademien in Karlsruhe, München und Düsseldorf seine Ausbildung absolvierte und sogar schon in New York ausgestellt hat. Auch für den Nam June Paik Award war er vorgeschlagen.

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Malte Bruns wurde 1984 in Bielefeld geboren und lebt heute in Düsseldorf. Er ist sich darüber bewusst, dass er mit seinen Kreaturen tiefe Gefühle bei seinen Betrachtern anstößt, sie sich zwischen Empathie und Ekel, Wiedererkennung und Abstoßung bewegen. Während sich in der Videoarbeit „Mutter“ eine Abformung des Künstlerkopfes als digitales Rendering von milchigen Tropfen ernährt und auf diese Weise an einen frühkindlichen Zustand erinnert, der überhaupt nicht zu der Ausformung des Erwachsenenprofils passen will, kreisen um die Nachbarskulptur fliegenartige Kügelchen. Sie sollen den Eindruck von Geruch suggerieren, durch den die Insekten angezogen werden.

Der Künstler selbst als Exponat

Malte Bruns geht mit seinen Arbeiten an die Grenze des Erträglichen. Er bedient sich dabei neuester technischer Möglichkeiten und scannt seine eigenen Körperteile ein, die er dann vermittels 3D-Druck in Epoxidharz umsetzt. Den Realismus der Körperteile wie bei den Geschöpfen des Plastinators Gunther von Hagens möchte er vermeiden. Deswegen die Bonbonfarbe.

Dass die Ausstellung in dem Raum der besagten Shopping Mall stattfindet, passt voll und ganz in das konzeptuelle Denken des Künstlers, denn wie die Laudatorin in ihrer Rede ausführte, geht es ihm um die Erfahrung des Betrachters auch außerhalb des Raumes, in dem qua Bestimmung Kunst stattfindet. Auf diese alltägliche Umgebung sei die Ausstellungsarchitektur angelegt.

Auch der Künstler selbst kommt quasi als Exponat in der eigenen Ausstellung vor. Es ist der farbverschmierte Pullover des Künstlers, der von blauen Armen wie eine Trophäe hochgehalten wird und vom schöpferischen Akt zeugt.

Info: Bis 14.1.2023 im Zoom Quartier, Rhein-Galerie, Di-Sa 11-20 Uhr.

Freier Autor

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