Mannheim. Sie glänzt, weithin sichtbar, ganz besonders in der Sonne, und viele Leute wollen unbedingt in sie einsteigen: In die eine der 64 Kabinen der Seilbahn, die komplett mit goldener Farbe überzogen ist.
Aber es gibt auch den Kontrast, direkt daneben – eine Kabine, die völlig schäbig aussieht, wie eine Wellblechhütte im Armutsviertel. Beides ist Absicht.
Wer in welche Kabine zusteigen kann, ist in der Regel Zufall und davon abhängig, wo man gerade in der Warteschlange steht oder welche Kabine gerade in der Station ankommt. „Und so ist es auch Zufall, ob wir reich oder arm sind und wo wir geboren werden“, erläutert Christian Maria Mäntele, Projektleiter bei Engagement Global, einer gemeinnützigen Gesellschaft.
Sie hat die beiden Kabinen bewusst so unterschiedlich beklebt. Damit stechen sie deutlich heraus aus den anderen Kabinen der Seilbahn, tragen weder Aufschriften von der Bundesgartenschau selbst noch von einer ihrer Werbepartner oder von der Stadt.
Doch die Bundesgartenschau und die Firma Doppelmayr als Betreiber der Seilbahn hätten die Kabinen bewusst für dieses Projekt zur Verfügung gestellt, hebt Mäntele dankbar hervor.
Wer Armut erleidet, ist davon oft genauso zufällig getroffen wie jemand, der in wohlhabenden Verhältnissen aufwachsen darf
„Random Rich Gondolas“ nennt sich das Projekt mit der edel und der ärmlich gestalteten Kabine. „Es soll verdeutlichen, wie zufällig es ist, in welche Verhältnisse ein Mensch hineingeboren wird oder in welchem Land“, so Mäntele. „Wer Armut erleidet, ist davon oft genauso zufällig getroffen wie jemand, der in wohlhabenden Verhältnissen aufwachsen darf“, erläutert der Projektleiter. „Dieser Zufall bedeutet auch, dass es Dir gut geht, wenn Du dies liest. Teile Dein Glück und setz Dich für eine bessere Zukunft ein“, heißt es etwa in einer Aufschrift in der goldenen Kabine.
Nachhaltigkeit steht im Mittelpunkt
Solche Denkanstöße zu geben ist Auftrag von Engagement Global. Die gemeinnützige Gesellschaft arbeitet im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Sie fördert und berät Initiativen und Einzelpersonen, Kommunen, Schulen, Wirtschaft und Stiftungen zu entwicklungspolitischen Vorhaben.
Im Mittelpunkt stehen dabei die „Sustainable Development Goals“, die 2015 von den Vereinten Nationen beschlossenen 17 globalen Nachhaltigkeitsziele.
Da sich die Bundesgartenschau in Mannheim selbst der Nachhaltigkeit verpflichtet habe, sei das „ein perfekter Anlass, um im Rahmen einer offiziellen Partnerschaft mit zahlreichen eindrücklichen Aktionen auf die 17 Ziele aufmerksam zu machen“, sagt Mäntele.
Mehr Infos in der U-Halle
Dabei greife man bewusst auch zu ungewöhnlichen Ideen. „Wir wollen inspirieren und informieren und die Nachhaltigkeitsziele sichtbar und erlebbar machen“, erläutert er. Schließlich sollten die 17 Ziele die soziale, ökologische und ökonomische Situation aller Menschen verbessern, Armut beenden und Ungleichheiten reduzieren.
Ein erster Schritt dazu sei, sich bewusst zu machen, wie zufällig die Lebensverhältnisse sind. Seilbahn-Fahrgäste können in der Kabine per QR-Code und Handy weitere Informationen aufrufen oder dann auf dem Spinelli-Gelände in einem Überseecontainer an der U-Halle Infos erhalten. Die Resonanz sei bisher sehr gut, so der Projektleiter zufrieden.
Engagement Global hat übrigens auch schon die Dschungel-Bahn in Mannheim ins Leben gerufen, die in den vergangenen Wochen als begrünte Straßenbahn in der Stadt unterwegs war.
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