75 Ideen für ein besseres Mannheim – Teil 72

Mannheim, wie wär’s ... mit mehr Unterflurcontainern?

Von 
Eva Baumgartner
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Der Plankenkopf in O 7 ist einer der Standorte, an denen es in Mannheim bereits Unterflur-Container gibt. © Christoph Blüthner

Mannheim. 292 Standorte für Altglascontainer listet Mannheim im Online-Datenkatalog für das Stadtgebiet auf. Die meisten der insgesamt 873 Behälter stehen überirdisch - und in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung. Viele Anwohner fühlen sich durch das Klirren und durch teils herumliegende Scherben gestört. Wie wäre es deshalb mit mehr unterirdischen Altglascontainern?

Wie die Stadt auf Anfrage mitteilt, gehen etwa ein- bis zweimal pro Monat Beschwerden von Anwohnern ein, die sich vom Lärm belästigt fühlen. Oft handle es sich dabei um „die gleichen Problemstandplätze“, erklärt Stadtsprecher Kevin Ittemann.

Dreifache Menge

Nicht überall gibt es die Möglichkeit, Altglas leise im Untergrund zu entsorgen. Dabei spart diese Art des Sammelns enorm viel Platz. Zudem liegen die Einwurfschächte niedrig - sind also barrierefrei. Die Füllmengen beider Varianten unterscheiden sich oft erheblich: So passt in den unterirdischen Behälter deutlich mehr Glas. Statt rund 900 Kubikmeter sind es unterirdisch bis zu 1800 Kubikmeter Altglas der jeweiligen Farbe. Derzeit können Mannheimerinnen und Mannheimer an drei Standorten diese Unterflurcontainer „füttern“: Am Plankenkopf P 7, am Plankenkopf O 7 und am neu gestalteten Taunusplatz. Im Bau seien derzeit zudem Standorte in T 4 und dem Lameygarten, teilt die Stadt auf Anfrage mit.

Hohe Kosten

Ein Grund, warum es in vielen Städten nicht noch mehr leise Altglascontainer gibt, sind die Kosten: Unterflurbehälter sind um ein Vielfaches teurer als ihre überirdischen Kollegen. Während ein normales Container-Trio rund 5000 Euro kostet, sind für den unterirdischen Verbund der drei Farben rund 30 000 Euro fällig. Auch die Standortfrage muss gut geprüft sein: Rohre, Kabel, die Kanalisation oder gar Wurzelwerk wichtiger Bäume können Pläne in der Tiefe schnell zunichte machen. Außerdem ist zur Abholung ein Kran nötig, um die Riesen aus den Schächten zu heben: Also auch oberirdisch darf nichts im Weg sein. Auch in Mannheim gehören deshalb oberirdische Behälter zum vorherrschenden Stadtbild. Bei ihrer Aufstellung versucht die Stadt in der Regel, „einen Abstand von 12 Metern zur Wohnbebauung einzuhalten“.

Wie die Pressestelle mitteilt, werden Glascontainer „als Wertstoffcontainer innerhalb von Wohngebieten in der Rechtsprechung jedoch immer wieder als sozial adäquat und damit als nicht erheblich störend angesehen. Es wird dabei argumentiert, dass die Wertstoffsammelsysteme, die in der Bevölkerung eine hohe Akzeptanz genießen, für ihr Funktionieren darauf angewiesen sind, dass die Sammelbehälter in der Nähe der Haushalte aufgestellt würden“. Zudem sei die Stadt verpflichtet, „Störungen, die mit einer rechtswidrigen Benutzung der Container zusammenhingen, mit den ihr verfügbaren und zumutbaren Mitteln zu unterbinden“. Dies könne durch „Hinweisschilder an den Containern, mehrfaches Hinweisen auf die Einhaltung der Nutzungszeiten in ihrem Amtsblatt geschehen“. Zudem seien regelmäßige Kontrollfahrten durchzuführen und Verwarnungen bei Fehlnutzungen auszusprechen oder Ordnungswidrigkeitsverfahren einzuleiten, so die Stadt.

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Wie die Stadt mitteilt, entsprechen die aufgestellten Altglascontainer „den Lärmschutz-Anforderungen des Umweltzeichens Blauer Engel (RAL-UZ 21), welche den höchstmöglichen Lärmschutz bieten“. Allerdings würden „die zu diesem Zweck eingebauten Schallschutzlippen an der Einwurföffnung immer wieder (vermutlich von Flaschensammlern zum leichteren Hineingreifen) abgeschnitten, so dass hier der Lärmschutz nicht mehr in vollem Umfang gewährleistet ist“. Darüber hinaus stehe die Stadt mit dem Altglasentsorger in Kontakt, „damit alte und defekte Sammelbehälter möglichst zügig ersetzt werden“.

Und was darf genau in den Altglascontainer? Glasverpackungen für Lebensmittel wie Flaschen und Konservengläser, pharmazeutische und kosmetische Glasbehälter wie Medizinfläschchen und Cremetiegel aus Glas dürfen rein. Reste sollten vorher zuhause ausgeleert werden, das Ausspülen der Gefäße ist aber nicht nötig. Deckel gehören in die gelbe Tonne: Wenn aber doch ein Deckel in den Glascontainer gerät, ist das kein Beinbruch: Moderne Glasrecyclinganlagen können Verschlüsse aussortieren.

Wichtig für das Recycling ist die Trennung nach Farben, um aus den Scherben neue Glasverpackungen in der entsprechenden Farbe herzustellen. Kleiner Tipp: Milchiges Weißglas, das Opalglas, gehört in den Weißglascontainer, blaue Behältergläser oder Stücke in anderen Farben, die nicht eindeutig Weiß-, Braun- oder Grünglas zugeordnet werden können, muss in den Grünglascontainer, denn grünes Glas verträgt Fehlfarben am besten - und die Farbe wird nicht beeinträchtigt. Liegen aber im Weißglascontainer bunte Scherben, reicht schon ein Anteil von mehr als 0,3 Prozent Buntanteil, um das Endprodukt zu verfärben. Braunglas verträgt dagegen bis zu acht Prozent andere Farben, Grünglas bis zu 15 Prozent.

Kein Porzellan erlaubt

Nicht in Altglascontainer dürfen Trinkgläser und Fenstergläser, da sie eine andere Glaszusammensetzung haben. Auch Porzellan, Keramik und Steingut sind nur schwer aus dem Altglas auszusortieren, sie haben einen höheren Schmelzpunkt und stören den Recyclingprozess. Zudem gilt die Regel: Was nicht durch die Öffnung des Altglascontainers passt, gehört auch nicht hinein. „Energiesparlampen und jede Art von Leuchtmitteln sind Rest- oder sogar Sondermüll und gehören in den Restmüll oder auf den Wertstoffhof“, informiert die Initiative der Glasrecycler im Aktionsforum Glasverpackung, die zum Bundesverband der Glasindustrie gehört.

Und solange es in Mannheim noch so viele überirdische Modelle gibt, sollte gesunder Menschenverstand gelten: Rücksicht.

Redaktion Eva Baumgartner gehört zur Lokalredaktion Mannheim.

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