75 Ideen für ein besseres Mannheim - Teil 17 - Aktuell können sich Bürgerinnen und Bürger an vier Stellen in der Stadt kostenlos versorgen – es sollen mehr werden

Mannheim, wie wär’s … mit mehr Trinkwasserspendern?

Von 
Stefanie Ball
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Am Wasserturm steht einer von vier öffentlichen Trinkwasserbrunnen in Mannheim. Unser Bild mit Irena Orlenko und Tochter Eva entstand 2020. © Christoph Blüthner

Mannheim. Ende vergangenen Jahres verabschiedete das Europaparlament eine Neufassung der Trinkwasserrichtlinie. Darin ist ausdrücklich die Vorgabe festgeschrieben, die Trinkwasserbereitstellung im öffentlichen Raum zu fördern. Wie also sieht es mit der Versorgung von Gänsewein in Mannheim aus?

Da wären zum einen die Restaurants, die in der Richtlinie auch eigens erwähnt werden. Dass es zum Essen oder dem Kaffee ein Glas Leitungswasser gratis dazu gibt, ist in vielen Ländern üblich. Deutsche Gastronomen tun sich mit dieser Praxis allerdings schwer: Wer ein Glas Wasser möchte, möge doch bitte ein stilles Wasser von der Getränkekarte bestellen, heißt es allenthalben. Das Argument vieler Café- und Restaurantbesitzer: Auch Leitungswasser kostet, das Glas muss dem Gast gebracht und später gespült werden.

Wasserflaschen kostenlos füllen

Also müssen Alternativen her - und das sind öffentliche Trinkwasserspender. Auch in diesem Fall zeigt der Blick ins Ausland, dass die in vielen Großstädten zum Straßenbild dazugehören. In deutschen Städten müssen Passanten nach Trinkbrunnen meist suchen, und oft genug werden sie keinen finden. In Mannheim gibt es nach Angaben des Energieversorgers MVV aktuell vier Trinkbrunnen, zwei davon befinden sich am Wasserturm. „Wasser ist ein wichtiges Nahrungsmittel“, betont MVV-Sprecher Sebastian Ackermann und verweist auf die Qualität des Mannheimer Trinkwassers: „Es ist nicht nur klar, besonders reich an Magnesium und Kalzium und im Geschmack komplett neutral, sondern auch frei von gesundheitsgefährdenden Stoffen.“

In der Tat ist das eines der zentralen Ziele der EU-Richtlinie, nämlich das Vertrauen der Verbraucher in das Leitungswasser zu stärken. Denn das ist nicht nur deutlich günstiger als Tafelwasser - ein Liter Leitungswasser kostet in Deutschland rund 0,2 Cent -, sondern auch umweltfreundlicher. Im Schnitt verbraucht jeder Deutsche im Jahr 200 Einweg-Plastikflaschen. Dieser Müll ließe sich vermeiden, argumentieren Umweltschützer, wenn die Möglichkeit bestünde, die eigene Flasche unterwegs aufzufüllen.

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Ein blauer Aufkleber kann helfen, solche Orte zu finden, auch in Mannheim. Refill Deutschland nennt sich eine 2017 gegründete gemeinnützige Initiative. Ihr Slogan: „Habe deine Trinkflasche dabei! Schütze unsere Umwelt! Trink genug Wasser! Lebe gesund! Spare Geld!“ Restaurants, Cafés, aber auch Einzelhändler, Friseure, Buchläden oder Reisebüros, die mitmachen wollen, heften sich einen solchen Aufkleber an die Tür. „Refill Station“ steht drauf: Nachfüll-Station. In Mannheim gibt es rund zwei Dutzend Orte, wo sich Wasser auf diese Weise nachfüllen lässt.

„Geld zu verlangen, wäre daneben“

Daneben plant die Stadtverwaltung zur Umsetzung des nachhaltigen Leitbildes Mannheim 2030 in allen Schulen, Betreuungseinrichtungen und öffentlichen Gebäuden Trinkwasserstationen aufzustellen. „Aufgrund der Corona-Pandemie und der dadurch entstandenen Anforderungen an die Hygiene solcher Anlagen sind die Pläne jedoch ins Stocken geraten“, erklärt Sprecherin Monika Enzenbach. Sofern Mittel vorhanden sind - was entsprechend im Haushalt 2022 geklärt werden müsse -, soll im kommenden Frühjahr mit der Umsetzung begonnen werden. Damit einhergehen müsse aber auch eine öffentlichkeitswirksame Kampagne, auch die gelte es ebenfalls für das kommende Jahr zu planen.

Derweil ist es für so manchen Gastronomen schon jetzt eine Selbstverständlichkeit, Gästen auf Nachfrage ein Glas Leitungswasser zu reichen. „Wer danach fragt, bekommt ein Glas Wasser“, heißt es etwa im Kleinen Café in der Neckarstadt. Und das Starks an der Kunststraße meint: „Dafür Geld zu verlangen, wäre daneben.“

Freie Autorin

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