Er ist ein geselliger Typ. Meist trifft man ihn in Gemeinschaft, das typische „Tschilp“ dringt aus Hecken oder vom Dach herunter. Gerne nascht er vom Tisch – auch, wenn es nur ein paar Krümel sind. Und obwohl er ein Vogel von Welt, das heißt, überall zu Hause ist, geht die Zahl der Sperlinge oder Spatzen in Mannheim stetig zurück. Doch was können wir alle tun, um den intensivsten Begleiter des Menschen aus der Vogelwelt zu schützen?
Wer könnte da eine kompetenteren Antworten geben als Gerhard Rietschel? Seit 38 Jahren ist er ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragter der Stadt Mannheim. Vor allem sein Engagement für Turmfalken macht ihn über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. „Es ist wirklich so, dass die Zahl der Haussperlinge in der Stadt deutlich abgenommen hat“, sagt der promovierte Biologe.
Selbst der kleinste Ritz wird zugespachtelt. Dicke Platten isolieren die Außenmauern von Häusern – ob an Neubauten oder nach der Renovierung. Und kleine Gitter verschließen Lücken an den Dachziegeln. Was energetisch absolut sinnvoll und wichtig ist, erschwert den Spatzen allerdings die Aufzucht. „Doch nicht nur der Mangel an Brutmöglichkeiten macht dem Sperling zu schaffen“, stellt Rietschel fest. „Auch das Nahrungsangebot hat deutlich abgenommen.“ 70 bis 80 Prozent der Insekten seien durch die Landwirtschaft und den Einsatz von Insektiziden verschwunden.
Haussperlinge haben ein vielfältiges Nahrungsspektrum. Hauptsächlich fressen sie Körner und Samen. Nur zur Jungenaufzucht verfüttern sie tierische Nahrung, beispielsweise Insekten und deren Larven. „Und hier können wir alle den Vögeln helfen“, sagt Gerhard Rietschel. Indem wir beispielsweise Blattläuse nicht mit Gift bekämpfen. „Die Sperlinge mögen die grünen Blattläuse sehr gerne als Futter für die Kleinen. Die Eltern turnen dann auf meinen Rosen herum und sammeln die Läuse ab“, erklärt der 80-Jährige. Und wenn die Blattläuse dann vergiftet sind, sterben die Jungvögel. Rietschel rät daher eher zu Brennnesselbrühe, um die Schädlinge zu bekämpfen.
Der Spatz lebt gesellig und brütet gerne in Gemeinschaft mit anderen Paaren. Und normalerweise ist er bei der Nistplatzwahl nicht wählerisch. Meist baut er sein Nest in Nischen oder Höhlen, an Gebäuden oder in Baumhöhlen. Auch dichte Efeuhecken können manchmal einem Nest Schutz bieten. In Gärten bieten sich Nistkästen an, um die bräunlich-gemusterten Vögel zu unterstützen. „Sie sollten aber mindestens ein Einflugloch von 32 Millimeter Durchmesser haben“, sagt Gerhard Rietschel. „Sonst passen die Spatzen nicht durch.“
Geht es um das Thema Füttern, rät der Experte dazu, vor allem im Winter Mischfutter ins Häuschen zu packen. „Es gibt sogar Stimmen, die sagen, man solle das ganze Jahr über den Vögeln Nahrung anbieten“, sagt Rietschel. Und selbst dann schleichen sich die intelligenten und frechen Spatzen an den Straßencafés langsam an – um ein paar Krumen abzubekommen.
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