Aktiver Anwalt der Bürger

Sonja Bode, Beiratsvorsitzende der HAAS Mediengruppe, über besondere Wegmarken der „MM“-Historie.

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Sonja Bode
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Sonja Bode, Beiratsvorsitzende der HAAS Mediengruppe © Redaktion

75 Jahre „Mannheimer Morgen“ – das ist auch aus Sicht von Gesellschaftern und Beirat der HAAS Mediengruppe ein besonderes Jubiläum. Aus diesem Anlass möchte ich auch in deren Namen nicht nur meine Freude über die lange Tradition des „MM“ als Leitmedium in der Region und Flaggschiff der heutigen HAAS Mediengruppe ausdrücken. An dieser Stelle gilt es vor allem einmal Danke zu sagen stellvertretend für die Geschäftsführung an Florian Kranefuß, unserem Vorsitzenden der Geschäftsführung, an die auch heute noch – dank des Redaktionsstatuts von 1969 – unabhängige Redaktion für die qualitativ hochwertige und reichweitenattraktive Berichterstattung und alle anderen fleißigen Mitarbeiter. Aber mein Dank gilt auch den treuen und neuen Lesern und Nutzern sowie Anzeigenkunden für das Vertrauen in unsere Print- und online-Angebote „Mannheimer Morgen“, mannheimer-morgen.de, unsere Sozial-Media-Auftritte sowie in die Themen-Newsletter und die Podcasts.

Die heutigen Gesellschafter gehören – bis auf einen – alle den drei Familienstämmen Bode, von Schilling und von Reiswitz (Ackermann) an, die seit Gründung der Lizenz-Zeitung am 6. Juli 1946 „Der Morgen“, dann „Mannheimer Morgen“ (Herausgeber und Chefredakteure Eitel Fritz Freiherr Schilling von Canstatt und Dr. Karl Ackermann) bis heute auch teilweise großes persönliches Engagement im Hinblick auf das Erscheinen des „MM“ gezeigt haben – ob als Herausgeber, in der Geschäftsführung, dem Beirat der Dr. Haas GmbH oder mittels Beratung.

Medien als vierte Kraft des Staates

Vom Gründungszeitpunkt an wurde der „MM“ von der Mannheimer Großdruckerei gedruckt, die zur Dr. Haas KG der früheren Verleger der „Neuen Mannheimer Zeitung“, Dr. Fritz Bode, Hermann Bauser und Kolb gehörte. Dr. Fritz Bode, der Vater meines Mannes Michael, der von 1975 an 29 Jahre als „MM“-Geschäftsführer gewirkt hat, entstammte bereits einer Verleger-Familie und hat zum 1. Juli 1933 mit dem Geld seiner Mutter zusammen mit seinem Schwager Hermann Bauser die „Neue Mannheimer Zeitung“, OHG, Dr. Haas Druckerei und Zeitungsverlag, Mannheim vom Huck-Konzern in Berlin erworben und auch als Chefredakteur gewirkt.

Der Name Dr. Haas Druckerei geht zurück auf den Gründer der ersten Vorläufer-Zeitung des „MM“, Dr. Hermann Julius Haas (1852-1902), der als Jurist zunächst Weinheimer Bürgermeister sowie Zeitungsverleger des „Weinheimer Tageblatts“ war, bevor er 1884 den „Mannheimer-Stadtanzeiger“, ab 1886 „General-Anzeiger“, gegründet und herausgegeben hat. Nach sechs Jahren verließ er Mannheim aus persönlichen Gründen, verkaufte die Zeitung samt Druckerei an den Huck-Konzern und ging nach München, um dort erneut einen Zeitungsverlag zu gründen.

1935 wurde die Zeitung von der Akzidenzdruckerei im Hinblick auf die politische Lage getrennt. Es entstanden die Firmen Druckerei Dr. Haas GmbH und „Neue Mannheimer Zeitung“, Dr. Fritz Bode & Co. Letztere wurde durch das NSDAP-Reichspresseamt mit dem „Hakenkreuzbanner“ fusioniert. Der heutige „Mannheimer Morgen“ und die Großdruckerei fusionierten schließlich 1971 zur MMGD, zugleich wurde die Dr. Haas Holding KG gegründet und der alte Firmenname „Dr. Haas“ mit neuer Aufgabenstellung fortgeführt, um fortan – auch unter der HAAS Mediengruppe – sich zu einer stolzen Zeitungstradition zu bekennen.

In seiner Gedenkschrift „40 Jahre Mannheimer Morgen“ aus Anlass des 80. Geburtstages von Eitel Fritz Freiherr Schilling von Canstatt schreibt Dr. Ackermann über die Worte des Geburtstagskinds nach der Lizenzüberreichung, „dass sich die neue Zeitung mit aller Kraft bemühen werde, der Aufgabe zu dienen, dem deutschen Volk die Klarheit zu schenken, die ihm gefehlt habe, als es 1933 in das grausige Abenteuer des Nationalsozialismus hineinstürzte. Eine Zeitung in einem modernen Geist zu halten, der zusammenfasst, was die Welt erfüllt, sei das Bestreben der lizensierten Herausgeber“.

An dieser Zielsetzung hat sich mit der Fixierung der Meinungs- und Pressefreiheit und damit der Freiheit der Medien als vierte Kraft im Staat mit seiner freiheitlich-demokratischen Ordnung 1949 durch Schaffung des Art. 5 Abs. 1 GG bis heute nicht viel für den „MM“ aus Sicht der Gesellschafter geändert – außer, dass das regionale Geschehen noch mehr in den Vordergrund gerückt wurde.

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Das Überleben des „Mannheimer Morgen“ als unabhängiger Zeitung wurde wohl durch zwei Ereignisse am meisten gefährdet: dem Ausscheiden eines Teils der Gesellschafter aus der Holding im Jahr 1997, das zum Kauf der Anteile von insgesamt 28,9 Prozent nominal und dem Eintritt der BWK-Unternehmensbeteiligungen GmbH in den Gesellschafterkreis führte. Nach gemeinsamer Vorkaufsrechtsausübung durch alle Familiengesellschafter und langen, auch gerichtlichen Auseinandersetzungen konnten diese Anteile dank des Zusammenhalts der Familiengesellschafter und der Geschäftsführung gemeinsam bei großem finanziellem Engagement zurückgekauft werden. Dies zeugt von großer Identifikation der heutigen Gesellschafter mit dem Zeitungsverlag. Seit Mitte der 1990er Jahre hat sich die Medienlandschaft stärker verändert als in den 120 Jahren zuvor. Das Internet hat einen Siegeszug angetreten und die gesamte Verlagsbranche befindet sich seither auf dem Wege der Transformation in das digitale Zeitalter – auch unser Haus.

Ein weiterer Meilenstein für den „Mannheimer Morgen“ nach dem Farbdruck mittels der neuen Rotation 1997 war insoweit die Einführung der Computerarbeit in der Redaktion und seit einigen Jahren zunehmend die Arbeit unterwegs direkt mit dem Tablett oder dem Smartphone, mit dem auch Fotos und Videos gemacht werden. Auch die Entscheidung des Beirats zum Bau und Umzug der Redaktion vom Marktplatz in die Pavillons in der Dudenstraße 2003 war ein Meilenstein.

Grundsätzen treu bleiben

Das bisherige Geschäftsmodell der Zeitung mit seiner Informationsbeschaffung und -verarbeitung wird dahingehend fortentwickelt, dass zunehmend in mediennahe Bereiche wie das neue paid-content-Modell mannheimer-morgen.de und die 24-er Reichweitenportale investiert wird. Weitere medienaffine Geschäftsmodelle wie die erste Beteiligung an Kimeta, einer nationalen Suchmaschine für Stellen- und Immobilienanzeigen, sollen nicht nur das Stammgeschäft unterstützen, sondern unser Haus auch vom nationalen Geschäft profitieren lassen.

Wir sind froh, mit dem Chefredakteur Karsten Kammholz und dessen Team von bewährten und neuen Redakteuren, gut für die digitalen Herausforderungen aufgestellt zu sein. Stolz sind wir auf die erst jüngst wieder prämierten Leistungen in der Redaktion. Außerdem bieten wir den Lesern und Nutzern seit diesem Jahr durch die Inhalte-Kooperation mit der Redaktion der Funke-Mediengruppe einen Mehrwert an hochwertiger Berichterstattung an.

Der „MM“ hat Höhen und Tiefen erlebt, kann sich auch dem weiteren allgemeinen Auflagenrückgang nicht entziehen. Aber nicht nur die Stärkung durch das online-Geschäft kann einen Teil des Rückgangs an Print-Abos ausgleichen, sondern möglicherweise auch die Erschließung neuer Geschäftsfelder.

Unabhängig davon, auf welchem Kanal der „Mannheimer Morgen“ konsumiert wird, sollen sein Geist und seine Intention gleich und er journalistischen Grundsätzen treu bleiben. Er soll weiterhin den Finger am Puls des Geschehens in Mannheim und der Rhein Neckar Region haben und dem Leser und Nutzer beste Information und Unterhaltung bieten, politische Entscheidungen einordnen, aktiver „Anwalt“ des Lesers und Bürgers sein und das soziale Engagement fortsetzen. Für die werbetreibende Wirtschaft ist das so aufgestellte Qualitätsmedium der leistungsstarke Partner in Mannheim und der Region.

Herzlichen Glückwunsch zum 75. Geburtstag – mögen noch viele weitere Geburtstage folgen!

Sonja Bode

Beiratsvorsitzende der HAAS Mediengruppe

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