75 Ideen für ein besseres Mannheim – Teil 7 - In einer Eishockey-Akademie sollen die Aktivitäten des Jungadler-Projektes gebündelt werden

Adler Mannheim schärfen Pläne für neue Eishockey-Akademie nach

Von 
Jan Kotulla
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Der Leiter des Eishockey-Leistungszentrums Marcus Kuhl und Adler-Gesellschafter Daniel Hopp schauen in der Kabine der Jungadler vorbei. Beide sehen die Zukunft des Nachwuchsprojektes auf Franklin. © AS Sportfoto/ Binder

Wer an Eishockey in Mannheim denkt, hat die SAP Arena vor Augen. Dabei ist die Multifunktionsarena mit ihren beiden Nebenhallen im Bösfeld nur der Abschlussbaustein eines mehrstufigen Konzeptes, das mit der Laufschule und den Bambini sehr viel früher beginnt - und sich über das Stadtgebiet von Mannheim verteilt.

„Zum Jungadler-Projekt gehören außerdem das Leistungssportzentrum Herzogenried, ein Wohnheim auf dem Lindenhof, Internatsplätze, die Kooperationsschulen wie die IGMH, das LFG oder das Kurpfalz Gymnasium“, verdeutlicht Marcus Kuhl. Der 65-Jährige weiß, wovon er spricht. Als Spieler wurde er mit dem MERC 1980 Meister, als Manager lenkte er die Geschicke der Adler über 17 Jahre und war Mit-Initiator des Jungadler-Projektes. Seit 2010 ist Kuhl Sportlicher Leiter des Eishockey-Leistungszentrums.

Wie wäre es also, wenn man die Ausbildung künftiger Topspieler bündeln würde - zum Beispiel auf Franklin? Daniel Hopp, Gesellschafter der Adler, Vizepräsident des Deutschen Eishockey Bundes und Geschäftsführer der SAP Arena, und Marcus Kuhl schwebt genau das vor. Die Vorteile wären immens. „Bislang müssen die Spieler immer wieder mit Shuttles von einem zum anderen Standorten gefahren werden. Damit die Jungs nicht hungrig trainieren, wird auch schon mal das Essen gebracht“, erklärt Kuhl.

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Hätte die Pandemie nicht so tiefe Einschnitte in alle Lebensbereiche verursacht, die beiden sind sich sicher, dass das Projekt schon längst gestartet wäre. Schließlich stammen die ersten Planungen aus 2018, im Idealfall würden die Talente schon jetzt die neuen Möglichkeiten nutzen können.

„Die Tatsache, dass wir nicht mit Vollgas durch die Landschaft fahren, ist Corona geschuldet. Wir reden hier von Investitionen, die tief zweistellig sind. Da muss man auch schauen, wie sich die Zeit nach Corona entwickelt. Wir hoffen, dass diese Phase irgendwann wirklich vorbei ist - dass wir am Ende der Pandemie stehen“, sagt Hopp zu den Hintergründen. „Aber wir hätten auch vor zwei Jahren niemals geglaubt, dass wir eine DEL-Saison ohne Zuschauer spielen müssen.“ Mit allen wirtschaftlichen Auswirkungen auf das Eishockey. Ein Vorteil der Verzögerung ist, dass die Pläne nachgeschärft, selbst die Standortfrage mehrfach überdacht werden konnte, um das Optimale zu gestalten. „Die Tendenz geht ganz stark zu Franklin. Dort soll eine Eisfläche, sollen Internatsflächen und Räume für Off-Ice-Training mit modernster Technik entstehen“, erläutert Hopp die Vision.

Etwas Vergleichbares gibt es in Deutschland nicht. In Österreich hat Red Bull eine viel beachtete Akademie installiert. Mit Verbindungen nach Mannheim. „Unser langjähriger Jungadler-Trainer Helmut de Raaf wirbt uns als Leiter dort immer mal wieder Talente ab“, nimmt Marcus Kuhl die Förderung des Nachwuchses sportlich. Doch mit einem ähnlichen Campus auf Franklin hätte man weitere Argumente bei den Kindern und Jugendlichen.

Denn der Hauptgrund für die dringend benötigte Erweiterung ist die gute Arbeit, die in Mannheim im Bereich Nachwuchsförderung geleistet wird. „Wir laufen in den Nebenhallen der SAP Arena an den Kapazitätsgrenzen und müssen teilweise Anfragen für Laufschulgruppen und Mannschaften ablehnen. Das ist eine traurige Situation. Da blutet einem das Herz“, ist der 40-jährige Hopp Eishockey-Enthusiast durch und durch.

Finanziert werden soll das Akademie-Projekt in großen Teilen von der Hopp-Stiftung, die sein Vater Dietmar vor 26 Jahren ins Leben gerufen hat. Auch deshalb wird es keine Hau-Ruck-Aktionen geben. „Ich bin nach wie vor vorsichtig, weil die Jungadler, die als Spendenempfänger am Ende von der Stiftung unterstützt werden, ja auch verantwortungsvoll mit den Mitteln umgehen müssen.“

Über 25 Millionen investiert

Als das Jungadler-Projekt 1999 aus der Taufe gehoben wurde, war der Erfolg nicht absehbar. „So etwas kann man nicht voraussagen oder planen“, macht Kuhl klar. „Die Grundlage war aber, dass es für Dietmar Hopp, als er bei den Adlern im Sponsoring eingestiegen ist, unabdingbar war, dass der Nachwuchsbereich unterstützt wird.“ Ohne Bedingungen. „Wir waren und sind ein reines Ausbildungsprojekt, die Jungs haben keinerlei Verpflichtung, dann bei den Adlern zu spielen“, erklärt der Sportliche Leiter.

Auf den „philanthropischen Ansatz“, verweist auch Daniel Hopp: „Wir wollen die Jugend unterstützen, das hatte sich mein Vater ganz früh auf die Fahne geschrieben. Das wollen wir ausbauen und sind da gerne Vorbild sein für andere.“ Wichtig sei es für ihn, „dass diese Arbeit dem deutschen Eishockey zugute kommt. Wenn wir dazu unseren Beitrag leisten können, ist das eine tolle Rendite.“ Auf die finanzielle Unterstützung seitens der Stiftung angesprochen, nennt der 40-Jährige beeindruckende Zahlen. „Ohne die Nebenhallen der SAP Arena, die auch von der Stiftung gebaut wurden - und die integraler Bestandteil der Förderung sind - sind es über die vergangenen 20 Jahre deutlich mehr als 25 Millionen Euro, die in den Nachwuchs-Eishockey-Spielbetrieb investiert wurden. Wenn man die Nebenhallen hinzuzählt, hat man noch einmal einen zweistelligen Millionenbetrag, der da obendrauf kommt. Das sind schon gewaltige Investitionen.“

Mittlerweile sind 250 Kinder und Jugendliche in den Genuss der Förderung gekommen, sind durch diese durchaus auch harte Schule gegangen. Unter ihnen gestandene Stars wie Leon Draisaitl, Dominik Kahun, Yannic und Dennis Seidenberg oder kommende wie Tim Stützle oder Moritz Seider.

220 Jungadler jetzt Profis

„Wir sind stolz, dass 220 von ihnen den Schritt zum Profispieler geschafft haben“, sagt Kuhl - und fügt sofort an: „Die anderen sind aber nicht in ein Loch gefallen, weil bei uns auf die schulische Ausbildung ebenfalls großer Wert gelegt wird.“ Wenn die schulischen Leistungen zu wünschen übrig lassen, gehe das zulasten der Eiszeit. „Das ist der beste Hebel, denn die Jungs sind heiß darauf zu spielen“, weiß Kuhl. „Ab und zu kommt es schon mal zu Konflikten, denn wenn Adler-Cheftrainer Pavel Gross Talente morgens zum Training mit den Profis einlädt, ist das ,natürlich‘ wichtiger als Unterricht“, hätte der ehemalige Nationalstürmer sich auch nicht anders entschieden - wenn sich ihm zu seiner Jugendzeit eine solche Chance geboten hätte.

Pavel Gross und Sportmanager Jan-Axel Alavaara, die seit 2018 mit Akribie und Detailversessenheit an der Erfolgsgeschichte der Adler arbeiten, stehen mit Daniel Hopp und Marcus Kuhl für das Gesamtprojekt Top-Eishockey in Mannheim.

„Die Bedeutung des Jungadler-Projektes geht weit über Mannheim hinaus, es ist für ganz Deutschland enorm wichtig. Das sieht man ja schon daran, wie viele Spieler ihren Weg über Mannheim ins Profi-Eishockey gefunden haben und wie viele Nationalspieler geworden sind“, sagt Alavaara. Für den Schweden ist klar: „Dieses Projekt besitzt eine Vorreiterrolle und ist führend in Deutschland.“

Redaktion Sportredakteur

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