CO2-Recycling

Vom Zement in den Sprudel: Heidelberg Materials will Kohlensäure liefern

Der Dax-Konzern plant zusammen mit dem Gasekonern Linde eine neuartige Großanlage nach dem CCU-Verfahren. Sie soll CO2 aus der Zementproduktion aufzufangen und für andere Industrien vermarkten

Von 
Bettina Eschbacher
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Aufbereitetes Kohlendioxid wird als Kohlensäure für Mineralwasser eingesetzt – das Produkt will Heidelberg Materials ab 2025 liefern. © Christoph Schmidt/dpa

Kohlensäure fürs Mineralwasser direkt aus der Zementherstellung? Heidelberg Materials plant ein Projekt, das genau das möglich macht. In einem Joint Venture mit dem Gasehersteller Linde soll im Werk Lengfurt eine Großanlage zur Aufbereitung von Kohlendioxid entstehen. Nach Angaben des Heidelberger Dax-Konzerns wird es die weltweit erste Anlage im großtechnischen Maßstab sein. Sie soll bereits 2025 in Betrieb gehen.

Bislang riesiger CO2-Fußabdruck

Das CO2 entsteht bei der Produktion von Zement - und das ist bisher ein riesiges Problem für die Branche. Die Baustoff-Hersteller zählen zu den Industriezweigen, die die größten Mengen des klimaschädlichen Gases ausstoßen. Deshalb gibt es in der Branche zahlreiche Aktivitäten, um den eigenen CO2-Fußabdruck zu verringern.

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Heidelberg Materials zählt sich dabei zu den Vorreitern und hat zahlreiche Projekte angestoßen. Dabei geht es um das Abscheiden und Auffangen des Kohlendioxids beim Herstellungsprozess, das dann gespeichert wird - etwa unter dem Meeresboden. Carbon Capture and Storage (CCS) lautet der Fachbegriff dafür. Bisher ist das aber nur im Ausland möglich. In Deutschland ist die CO2-Speicherung noch nicht erlaubt. Unter Klimaschützern ist das Verfahren zudem umstritten.

Wiederverwerten statt Speichern

Gleichzeitig werden in der Industrie Wege gesucht, das anfallende Gas sinnvoll einzusetzen. Reines Kohlendioxid wird auch als Rohstoff gebraucht. Hier setzt das neue Projekt von Heidelberg Materials an: Das im Zementwerk Lengfurt gewonnene CO2 soll aufbereitet und von Linde vermarktet werden. Dieses Verfahren wird Carbon Capture and Utilisation (CCU) genannt. Dank seiner Reinheit kann es laut Mitteilung sowohl in der Lebensmittel- als auch in der Chemieindustrie eingesetzt werden - etwa als Kohlensäure im Mineralwasser. Einen kleineren Teil des anfallenden CO2 wollen die Heidelberger für neue Technologien zum CO2-Recycling nutzen.

15 Millionen Euro von Regierung

Wie viel die Partner in die CCU-Großanlage investieren, wird nicht verraten. Die Rede ist von „substanziellen Beiträgen“. Das Projekt wird außerdem mit 15 Millionen Euro vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Diese Förderung zeige, „welchen Stellenwert auch die deutsche Regierung unserem gemeinsamen Vorhaben beimisst“, wird Heidelberg Materials-Chef Dominik von Achten in der Mitteilung zitiert. Das Joint Venture ermögliche eine nachhaltige und wirtschaftliche Lösung mit kurzen Transportwegen, heißt es bei Linde.

Projekte in Kanada und Norwegen

Das Zementwerk Lengfurt liegt in Unterfranken. Die neue Anlage wird von Linde Engineering geplant und gebaut. Mit einer speziellen Technologie (Aminwäsche) wird das Kohlendioxid direkt aus einem Teil des Abgasstroms des Zementklinkerofens abgetrennt. Gebaut werden auch Anlagen zur Reinigung und Verflüssigung, Tanks zur Zwischenlagerung des Produkts sowie Verladeeinrichtungen.

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Vergangene Woche hatte Heidelberg Materials die Entwicklung einer großtechnischen Anlage in Edmonton/Kanada angekündigt. Sie soll CO2 vollständig abscheiden und speichern. Bislang wichtigstes Pilotprojekt ist das Werk im norwegischen Brevik. Das dort abgeschiedene CO2 wird in der Nordsee gelagert.

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

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